Müsst Ihr zwischen Energie & Co schon entscheiden?

vom 11.12.2022, 14:17 Uhr

In den Medien wird immer wieder darüber berichtet, dass im Zuge der Gas- und Stromkrise sowie der steigenden Lebensunterhaltskosten derzeit viele Menschen am Rande des Existenzminimums getrieben werden und schlimmer.

Es sei gar so schlimm, dass sich Menschen entscheiden müssten, ob sie heizen und Strom verbrauchen oder sich Lebensmittel kaufen. Viele wissen nicht mehr ein noch aus, sodass sie wirklich Abstriche im Alltag machen müssen und schauen müssen, wo ihre Ausgabe derzeit sinnvoll erscheint.

Auch in meinem Umfeld habe ich Menschen erlebt, die nicht mehr wissen, wie sie Strom, die steigenden Heizkosten und Lebensmittel unter einem Hut trotz Arbeit bringen sollen. Es zeigt sich, dass einige davon sich täglich mit einer Dose Linsensuppe für 1,59 Euro aus dem Discounter ernähren, um eine warme Speise zu erhalten, aber auch den Strom und die Heizkosten nicht zu vernachlässigen.

Das stimmt nicht nur traurig, sondern empört geradezu, wenn man mit dieser Hilflosigkeit konfrontiert ist. Solche Schicksale habe ich in den letzten Tagen auch mit der Arbeit immer häufiger gesehen, sodass Eltern nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder ernähren können und meine alte Klientel auf den Straßen der Stadt, rufen mich ebenso permanent an, um um Hilfe zu bitten.

Ich frage mich daher, ob Eure Situation auch schon am Rande der Verzweiflung ist oder ob Ihr mit etwaigen Rücklagen gut zurecht kommt, aber vielleicht auch nicht mehr lange? Gibt es bei Euch bereits Betroffene oder seid Ihr selbst betroffen, die zwischen Lebensmitteln, Energie und Bekleidung wählen müssen?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Uns geht es eigentlich noch ganz gut. Wir haben Rücklagen und zum Glück auch immer noch gut bezahlte Arbeit. Da das aber nicht bei allen Leuten so ist, versuche ich dann auch etwas Gutes zu tun und mehr zu spenden. Ich meine es brauchen viele Leute gerade etwas und wissen nicht wie sie etwas bezahlen sollen und so weiter, da ist weitergeben und spenden doch eine gute Sache.

Auch dem örtlichen Tierheim haben wir schon Sachen zukommen lassen. Ich finde es sehr schade, dass die Situation gerade so schlimm ist für viele Familien. Ich stelle es mir wirklich schlimm vor, wenn man nichts mehr zu essen hat und nicht weiß, was man mit den Kindern machen soll. Deswegen versuche ich immer zu helfen, wenn ich etwas mitbekomme.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Manchmal frage ich mich, wo diese Leute ihre Stromverträge haben. Unsere Stadtwerke, bei denen ich privat wie geschäftlich meinen Strom beziehe, erhöhen zum Jahreswechsel. Da zahle ich dann aber nicht mal den doppelten Preis pro Kilowattstunde, als jetzt. Es hält sich also in überschaubaren Grenzen, was da auf mich zukommt.

Meine Mutter ist in einer ganz anderen Region wohnhaft und hat auch eine recht überschaubare Erhöhung zum Jahreswechsel bekommen. Für mich bedeutet das privat eine Mehrausgabe von etwa 30 Euro im Monat. Beim Geschäft wird sich der Abschlag um etwa 60 Euro erhöhen. Also Zahlen mit denen man durchaus leben kann.

Und nein, ich habe in meinem Umfeld niemanden der überlegen muss, ob er das eine oder das andere bezahlt. Es müssen zwar alle tiefer in die Tasche greifen um das normale Leben zu finanzieren, aber bisher ist eben niemand dabei der wirklich am Existenzminimum dabei angekommen ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb, dann frage mal die Menschen, die bereits vorher komplett auf Kante genäht über den Monat kommen mussten. Ich bin Mieterin mit Gaszentralheizung, das heißt, ich kann meinen Versorger nicht frei wählen. Unser Gaspreis ist von knapp sieben Cent pro Kilowattstunde auf 26 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Statt 60 Euro sind jetzt plötzlich 200 Euro nur für Gas fällig. Dazu haben die örtlichen Stadtwerke von 24 Cent pro Kilowattstunde Strom auf 53 Cent pro Kilowattstunde erhöht, das heißt, der Abschlag hat sich verdoppelt. Das können sich in meiner Nachbarschaft tatsächlich einige nicht leisten.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wir hatten in Sachen Strom- und Gasversorgung bisher tatsächlich mehr Glück als Verstand. Vor knapp zwei Jahren haben wir mehr oder weniger spontan, also nicht nach wochenlangem, sondern nur nach tagelangem Rechnen den Stromanbieter auf ein halbwegs gut klingendes Angebot hin gewechselt, und jetzt gute Chancen, dass die Erhöhung erst im Frühjahr kommt, was uns zumindest eine gewisse Vorbereitungszeit ermöglicht. Und wer weiß, was bis dahin noch alles passieren wird.

Und in Sachen Gas hat unser strebsamer schwäbischer Hausverwalter beim letzten Mal einen Vertrag bis 2024 mit günstigen Konditionen ausgehandelt, und bis jetzt ist das dicke Ende hier auch noch nicht nachgekommen.

Aber bei meiner Schwester ist beispielsweise der Öko-Stromversorger sang- und klanglos abgeraucht und sie ist jetzt wieder beim Grundversorger, der sich das Privileg der Stromversorgung ebenfalls gut bezahlen lässt. Aber sich jetzt einen ganz neuen Stromversorger zu suchen in der Hoffnung, wieder ein günstiges Angebot zu bekommen, ist wahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt. Sprich, nicht jeder, der in dieser Hinsicht Pech hat, hat sich zuvor auch blöd angestellt.

Davon abgesehen kenne ich niemanden persönlich, bei dem es wirklich ans Eingemachte geht, aber eigentlich müsste ich niemandem erklären, dass nicht jeder hierzulande am Ende des Monats noch Geld übrig hat, von Rücklagen, um die gestiegenen Kosten abzufangen, ganz zu schweigen. Wenn der Spielraum sowieso nie groß war, ist es eben mit "weniger ins Restaurant gehen", oder "Urlaub im Bayerischen Wald" nicht mehr getan.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


@cooper75: Auch bei uns gibt es bei den Stadtwerken unterschiedliche Tarife. Was ich so mitbekommen habe, liegen die Kunden die normale Verträge im Büro gemacht haben, wesentlich höher mit dem Preis pro Kilowattstunde, als zum Beispiel ich mit einem Onlinevertrag. Und das ist bei anderen Versorgern ähnlich gestaffelt. Ist dann schon ein Unterschied ob Lieschen Müller von nebenan knappe 60 Cent pro Kilowattstunde zahlen muss, im Vergleich zu meinen knapp 40 Cent.

@Gerbera: Wenn der Anbieter ganz verschwindet ist das natürlich mehr als blöd gelaufen. Aber das ist in den letzten Jahren schon oft passiert. Dass die Grundversorger dann nicht das Optimum sind, weil sie eben den Kunden nehmen müssen, ist auch ein bekanntes Problem. Trotzdem dürfte sich die Recherche zu einem anderen Anbieter lohnen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Tatsächlich wurden auch bei uns die Heizkosten für Fernwärme erhöht und darauf habe ich keinerlei Einfluss. Denn dies ist eben durch den Vermieter so in den Nebenkosten geregelt. Das bedeutet für mich mittlerweile, dass ich auch bei 150 Euro für einen 2-Personen-Haushalt gelandet bin, was knapp das Doppelte zum vorherigen Preis ausmacht. Das mag mir vielleicht augenblicklich nicht finanziell wehtun, aber es tut anderen ganz sicher weh. Zumal viele unsere Wohnungen in der Nachbarschaft eben „Sozialwohnungen“ sind, die Modernisiert, Instand gesetzt und gut gedämmt wurden. Sprich jene, die eh schon arm sind, sollen noch tiefer in die Tasche greifen.

Im Bezug auf Lebensmittel mache ich, auch wenn ich finanziell sicherlich nicht das größte Problem habe, dennoch Abstriche über Notwendigkeiten und Nicht-Notwendigkeiten. Einfach aus der Tatsache heraus, dass ich dann lieber für die Oma ums Eck etwas einkaufe, was sie sich nicht leisten kann und ihr damit einfach nur eine kleine finanzielle Erleichterung bieten kann. Anders kommen mir hier altbekannte Mieter/-innen nicht mehr über die Runden.

Von einer anderen älteren Dame wird ein Teil der Miete von zwei weiteren Mietern, die sie über Jahrzehnte kennen, übernommen, damit sie wenigstens mit der mickrigen Rente den Strom, die Lebensmittel, Medikamente & CO zahlen kann. Andernfalls müsste die Dame nämlich ausziehen und sie lebt dort seit über 40 Jahren gemeinsam mit den zwei Mieter/-innen, was natürlich vieles aussagt.

Unsere Stadtwerke haben auch angekündigt, dass für eine vierköpfige Familie im nächsten Jahr bis zu 700 Euro mehr fällig werden können, wenn sie den Preis nach aktuellen Empfinden entsprechend erhöhen werden. Im Grunde haben sie eigentlich auch gesagt, dass sie es tun werden und das ist eine echte Stange an Geld, die man nicht mal eben locker aus der Tasche zieht.

Das hier viele Menschen Abstriche machen müssen, leuchtet mir ein. Etliche Familienmitglieder sind in derselben Situation, weil ihr Gehalt bei 1500 Euro netto liegt, andere 1700 Euro netto erhalten usw. Das ist nicht die Welt gemessen an den Preiserhöhungen, sodass ich verstehen kann, wie schwierig es sein muss.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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