Als Künstler einfach ein Konzert abbrechen?

vom 25.07.2021, 19:45 Uhr

Helge Schneider hat nach nur 30 Minuten ein Konzert abgebrochen. Er konnte sich wohl aufgrund der Umstände nicht konzentrieren und war abgelenkt. Ich finde das ehrlich gesagt schon etwas blöd, wenn man dann für eine Karte viel Geld ausgegeben hat und der Musiker dann einfach nach so kurzer Zeit geht. Verstehen kann ich natürlich auch, dass Kunst ihre Umgebung braucht und man daher mit viel Ablenkung kein gutes Programm liefern kann, allerdings macht er das Ganze ja auch nicht erst seit gestern. Wie seht ihr das?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, dass es auf die Gründe ankommt, aus denen ein Konzert abgebrochen wird. Wenn der Künstler (plötzliche) gesundheitliche Probleme hat, dann ist es selbstverständlich, dass das Konzert entsprechend abgebrochen wird. Niemand sollte seine eigene Gesundheit für die Unterhaltung von anderen Menschen aufs Spiel setzen, das ist es definitiv nicht wert. Dementsprechend wäre es für mich mehr als verständlich, wenn man das Konzert aus solchen Gründen abbricht oder gar nicht erst stattfinden lässt. Das Gleiche gilt meiner Meinung nach dafür, wenn ein unvorhergesehener Todesfall oder schwere plötzliche Krankheit im nahen Kreise der Familie oder Freunde auftritt. Da hat man dann einfach andere Sorgen als die Menschenmassen zu unterhalten.

Wenn es jedoch wie in deinem Fall so ist, dass es wegen der Tatsache abgebrochen wird, dass er Schwierigkeiten hatte sich zu konzentrieren, dann wäre dies für mich auch ärgerlich. Sicherlich lässt sich nicht deuten, weshalb er sich nicht konzentrieren konnte (vielleicht einer der oben genannten Fälle bei Freunde und Familie), aber es ist letztendlich dann doch sein Job und er verdient sein Geld damit. Als Krankenschwester kann ich nicht auch einfach meine Schicht beenden und meine Patienten nicht versorgen, nur, weil ich an einem Tag Schwierigkeiten habe mich zu konzentrieren - dann muss ich mich halt zusammenreißen.

So oder so finde ich aber, dass sich dann um einen entsprechenden Ausgleich gekümmert werden sollte - das heißt, dass es einen Ersatztermin geben sollte und die Leute, die an diesem nicht teilnehmen können, natürlich entsprechend ihr Geld zurückerhalten. Alles andere wäre für mich inakzeptabel, da die Käufer der Tickets ja nichts dafür können und viele sicher auch lange dafür gespart haben, eine weite Anfahrt hatten, sich gegebenenfalls ein Hotel buchen mussten und sich dafür auch Urlaub genommen haben.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich finde wiederum, dass derlei "Skandälchen" zum Live-Entertainment und Showbusiness fast schon dazugehören. Wie viele "Stars" sind schon völlig neben der Spur auf der Bühne herumgeeiert, haben das Publikum beschimpft, nicht die "Lieblingssongs" geklampft oder haben lustlos das Minimum abgeliefert, weil der Funke einfach nicht übergesprungen ist?

Das ist natürlich ärgerlich für das Publikum, aber auch kein Weltuntergang. Es gehört in dem Genre schließlich auch dazu, dass ein Konzert im Platzregen stattfindet, die Technik nicht mitspielt, der Star im Stau steht oder abbrechen muss, weil der Brechdurchfall zuschlägt. Entweder man kriegt das Eintrittsgeld wieder oder hat zumindest eine interessante Anekdoten zum Erzählen.

Und ich bin auch völlig einverstanden damit, dass für künstlerische Berufe andere Spielregeln gelten als für die meisten Berufstätigen. Es ist ja auch nicht so, dass im nichtkünstlerischen Volk alles und jeder in der Pflege tätig ist und Leute sterben, wenn man früher Schluss macht. Wobei ich durchaus der Meinung sind, dass auch und gerade für verantwortungsvolle Berufe die Möglichkeit bestehen sollte, Ablösung zu bekommen, wenn man schwächelt, aber das kostet ja viel zu viel Geld. :roll:

Wenn man in einem Schreibtischjob einen schlechten Tag hat, kann man es auch mal ruhiger angehen lassen und Mails ausmisten, die Ablage machen oder ähnliches. Wenn man auf der Bühne steht, ist es schwer zu vermitteln: Leute, heute klappt's gar nicht, ich klimper einfach ein bisschen leichte Barmusik und gehe früher heim. Und schon gar nicht bin ich der Auffassung, dass das Publikum am längeren Hebel sitzt und künstlerische Darbietungen einfordern darf, weil es ja schließlich dafür bezahlt hat. Ich sitze ja nicht da unten und denke mir "Entertain mich, du Sau!", sondern: "Machen wir uns gemeinsam einen schönen Abend!"

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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