Für einen Ausländer kochen - seine Gerichte oder deutsche?

vom 13.08.2014, 11:46 Uhr

Da die ganze Familie einen Bekanntenkreis hat, der aus verschiedenen Ländern kommt, stellt sich die Frage hin und wieder ganz konkret und wir halten es dabei immer mit „Wenn ausländischer Besuch kommt, gibt es einheimisches Essen“. Abseits von Schweinshaxe und panierten Schnitzel. Und auch Sauerkraut kennt Varianten die einem nicht den Magen spalten. ;-)

Beim Abendessen verbinden wir zum Beispiel ganz gerne die Brotvielfalt in Deutschland (welche viele ausländische Bekannte neugierig machen), mit der lokalen Wurstvielfalt mit welcher viele erstaunlich viel besser klarkommen, als so manche deutsche Bekannte („Ih! Blutwurst!“). Die meisten kamen sogar mit Sülze klar. Mach Sülze mal einem deutschen Durchschnittsteenager klar.

Was hingegen immer mal wieder zu „Das esst ihr?!“ (grusel) Momenten führt sind Käsesorten und besonders Asiaten. Mozzarella und junger Gouda wird gerade eben noch toleriert, aber alles was schimmelt und riecht sorgt für schweren Kulturschock. Salat hingegen wird oft auch dann noch gegessen, wenn er zu dreiviertel aus Wiese besteht, solange man nicht zu ausführlich auf dem Wildkräuteranteil rum reitet. Oder behauptet man habe ihn für viel Geld auf dem Markt gekauft und nicht etwa fix mit dem Taschenmesser hinter dem Haus abgesäbelt. Obwohl, für manche ist auch das typisch deutsch: Die Irren, die es gar nicht bio genug haben können.

Eintöpfe kommen auch oft richtig gut an. Dicke Suppen sind sich von Land zu Land oft viel ähnlicher als man denkt und wenn man genug zeug zum nachwürzen auf den Tisch stellt, kommen bei einigen kulinarische Vertrautheitsgefühle auf.

Und für das „große“ Essen: Die wahren Klassiker. Rouladen, die echten aus Rind, mit Senf, Gurke und Zwiebel und Möhren in der Sauce. Rinderbraten, Brathähnchen, gefüllte Ente/ Gans, Forelle blau oder im Bratschlauch, Gemüseaufläufe, warmer Kartoffelsalat, ernsthaft, die deutsche Küche ist vielfältig und interessant, man muss sich da nur mal drauf einlassen. Und eine bessere Gelegenheit, als Besuch von weit, weit weg kann ich mir kaum vorstellen.

Ach und wenn der Besuch mit den würzigen Speisen nicht zu kriegen ist, dann tischt ihm Kuchen auf. Am besten noch leicht warmen Blechkuchen mit Obst oder luftige Käsekuchen. Das hat auch schon international gefürchtete Mäkelpakete überzeugen können.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde auf jeden Fall meine ganz normale Küche beibehalten. Es sei denn, es gibt bestimmte Lebensmittel, welche mein ausländischer Gast nicht essen möchte, kann oder auch aus welchem Grunde auch immer nicht essen darf. Auf die Verwendung solcher Lebensmittel würde ich dann selbstverständlich umgehend verzichten.

Ansonsten denke ich, dass man nicht spezielle Gerichte kochen sollte, die der Gast auch aus seinem Heimatland kennt. Da geht es ja schon damit los, dass der Gast dann gar keine Abwechslung hat. Zu hause hat er schon dutzende Male das identische Gericht gegessen, ist er in einem anderen Land, so möchte er sicherlich auch die regionaltypische Küche kennenlernen.

Außerdem ist es für einen selber ein ungewohntes Gericht. Höchstwahrscheinlich jedenfalls, es kann natürlich auch sein, dass man als Gastgeber das auserkorene fremdländische Gericht bereits gut kennt. Ist dies nicht der Fall, so wird einem die Zubereitung vielleicht nicht auf Anhieb richtig gut gelingen. Vielleicht wird der Gast merken, dass es anders schmeckt, als es eigentlich schmecken sollte. So ein Ausflug in fremdländische Küchen kann ganz schnell in die Hose gehen. Daher würde ich eher davon abraten.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich selbst würde einem Ausländer sicherlich niemals nur Gerichte aus seiner Heimat kochen. Das finde ich nämlich absolut unsinnig, da die Person diese Gerichte bei sich zu Hause doch jeden Tag isst. Da muss man ihr nicht auch noch diese Gerichte vorsetzen, wenn sie bei einem zu Besuch ist. Immerhin möchte man doch selbst auch gerne verschiedene Speisen ausprobieren, die man noch nicht kennt, wenn man in einem anderen Land ist. So würde ich es selbst überhaupt gar nicht wollen, im Ausland immer nur deutsch zu essen. Das fände ich langweilig und ich hätte das Gefühl, etwas verpasst zu haben, wenn ich nicht noch etwas Landestypisches gegessen hätte. Das gehört für mich ganz einfach zur Kultur dazu.

Ich denke, dass man aber auch sehr viel falsch machen kann, wenn man als Deutscher versucht, nur Speisen eines bestimmten Landes zu kochen. Wenn man noch keine Erfahrung mit den Speisen hat, dann kann da nur etwas schief gehen. Immerhin wird der Gast doch sicherlich Besseres gewohnt sein, als die Gerichte eines Anfängers zu essen und ich denke, dass sie ihm dann auch wahrscheinlich nicht schmecken würden. Als Deutscher würde man sich schließlich auch ärgern, wenn Maultaschen völlig falsch zubereitet werden würden und sie damit für einen ungenießbar wären.

Bei mir selbst ist es aber auch so, dass ich so gut wie nie typisch deutsch koche. Mir schmeckt die deutsche Hausmannskost ganz einfach nicht besonders und von daher gibt es bei mir selten etwas typisch Deutsches. Dafür koche ich aber umso lieber italienisch oder ich mache gerne verschiedene Salate. Das würde ich dann auch so handhaben, wenn ich Besuch aus dem Ausland da hätte. Diese Gerichte schmecken mir selbst einfach am besten und ich denke, dass man mit italienischen Gerichten auch nicht besonders viel falsch machen kann. Und wenn ich jeden Tag zwischen italienisch, deutsch und verschiedenen Salaten wechseln würde, wäre bestimmt etwas dabei, was dem Gast auch schmecken würde.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Es kommt darauf an, welche Küche man zu Hause selbst gewöhnt ist und was einem liegt. Nur weil man in Deutschland lebt, muss das nicht automatisch bedeuten, dass man immer traditionelle deutsche Gerichte kocht und einem diese auch am ehesten liegen. Ich koche zum Beispiel relativ wenige deutsche Gerichte und wenn, dann wandele ich die auch meistens ab. Klassische Deutsche Gerichte, womöglich noch mit Fleisch, würde ein Gast bei mir also auch nicht bekommen.

Allerdings finde ich es auch unsinnig, für einen Gast krampfhaft ausländische Gerichte zu kochen, die man vielleicht gar nicht kennt und bei denen man keine Ahnung hat, wie sie richtig zubereitet und gewürzt werden. Wenn man die entsprechenden Gerichte selbst schon einige Male gekocht hat und sie auch für einen selbst etwas Alltägliches sind, kann man das natürlich machen. Auf keinen Fall würde ich versuchen, ein mir komplett unbekanntes Gericht für den Gast zu kochen, damit dieser sich heimisch fühlt. So etwas probiert man lieber mal alleine aus, weil dabei ja auch einiges schief gehen kann. Ziemlich sicher wird man das Gericht gar nicht so gut hinbekommen wie der Gast es aus seiner Heimat gewohnt ist. Am Ende sind dann vielleicht beide Seiten enttäuscht.

Vor allem denke ich aber, dass jemand, der als Gast nach Deutschland kommt, nicht unbedingt wild darauf ist, hier Gerichte aus seiner Heimat zu essen, die noch dazu von jemandem zubereitet wurden, der sich mit seiner Küche überhaupt nicht auskennt. Wenn man im Ausland unterwegs ist, will man doch auch die Köstlichkeiten des anderen Landes ausprobieren. So geht es zumindest vielen Leuten. Daher würde ich vielleicht sogar bewusst versuchen, eher regionale Gerichte zu kochen, damit der Gast diese mal ausprobieren kann. Natürlich sollte man sicherstellen, dass der Gast die entsprechenden Zutaten auch grundsätzlich isst und mag.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Eine allgemeingültige Antwort lässt sich da gar nicht verfassen. Das Ausland kann so dermaßen undefiniert und dadurch riesig sein, sodass man dort vielleicht Dinge äße, die man hier überhaupt nicht kennt oder die man sich überhaupt nicht zutrauen würde. Vielleicht sogar Essen mit Zutaten, die man selbst als für ekelig oder wie auch immer bezeichnen würde, weil wir sie eben als Nahrungsmittel gar nicht weiter kennen.

Zudem würde ich es auch davon abhängig machen, wie der Wunsch des Gastes aussieht, da ich mich durchaus danach orientiere. Allerdings würde ich zum Beispiel eher selten unbedingt einen fetten Schweinsbraten mit Knödel und Rotkohl im Sommer präsentieren, im Winter hingegen mag es mal nett sein und dem Gast auch munden.

Sonderlich experimentieren würde ich da nicht und ich muss auch sagen, dass ich meine eigene Küche nicht als sonderlich deutsch bezeichnen. Zwar essen wir gern Kartoffeln, aber sind deshalb automatisch alle Kartoffelgerichte typisch deutsch? Ich denke, man müsste dann mal schauen, was wirklich typisch deutsch ist und wie man es abgleicht. Sicher koche ich hin und wieder für Gäste etwas aufwendiger und probiere auch gern mal etwas aus, aber sonderlich versiert bin ich nicht unbedingt. Müsste ich meine Küche beschreiben, wäre es eine Crossover-Küche und ob das einem ausländischen Gast zusagt oder nicht, wäre genau die gleiche Frage, ob sie einem deutschen Gast gefallen würde. Letztendlich ist es eine Frage des Geschmacks und weniger einer potentiellen Annahme.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Wenn dann gibt das deutsche Küche, ruhig was aufwendiges! Warum ist ganz einfach, ich habe einmal versucht etwas nachzukochen was ich bei einem damaligem Bekannten essen durfte und naja. ich will nicht ins Detail gehen, aber zwischen essen und selber machen lag ein ein so großer Unterschied, das schlussendlich Essen bestellt wurde.

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Man muss aber auch bedenken, dass viele Gerichte, die wir als typisch deutsch bezeichnen, auch in anderen Ländern zubereitet werden. Ich nehme nur mal Japan als Beispiel, dort gibt es das panierte Schweineschnitzel oder Hähnchenschnitzel ebenfalls. Auch gibt es in Thailand oder China ähnliche Varianten, in muslimischen Ländern, in denen kein Schweinefleisch gegessen wird, gibt es ebenfalls panierte Varianten mit anderen Fleischsorten, die dem klassischen Schnitzel recht nahe kommen.

Sauerkraut wird als typisch deutsch benannt, gibt es aber auch in anderen Formen im Ausland und gehört auch dort zur traditionellen Küche. Also man sollte die Vielfalt der Weltküche nicht unterschätzen, oft sind es die Gewürze, die die Veränderungen ausmachen, manchmal ist es die Zubereitung.

Daher würde ich für einen Ausländer ganz normal kochen. Ich würde mir nicht zwanghaft ein deutsches Gericht aus den Rippen brechen, welches ich noch nie zubereitet habe, sondern einfach so kochen, wie ich immer gekocht habe. Möchte der Ausländer etwas Besonderes, dann kann man schließlich doch auch miteinander kommunizieren und nachfragen. Ich denke, dass dies der beste Weg ist und man nicht krampfhaft nun etwas typisch Deutsches auftischen muss.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe im Studium einige Kommilitonen mit Migrationshintergrund kennengelernt und wurde von diesen teilweise auch zum Essen mit selbstgemachten Gerichten aus der jeweiligen Heimat eingeladen. Das fand ich immer sehr spannend und total lecker, da ich generell sehr offen und experimentierfreudig beim Essen bin und viele internationale Speisen und Küchen sehr gerne mag. Im Gegenzug habe ich, wenn die Personen bei mir zu Gast waren, auch manchmal etwas „deutsches“ gemacht, aber oft gab es einfach etwas ganz anderes wie ein Nudelgericht, einen Auflauf oder Pizza.

Zugegebenermaßen bin ich gar nicht mal so begeistert von vielen typisch deutschen Gerichten. Viele davon sind sehr deftig und fleischlastig, und nicht alles davon schmeckt mir. Eine Schweinshaxe mit Sauerkraut beispielsweise würde ich mir privat nicht zubereiten, sodass ich auch keinen Besuch damit bekochen würde. Maultaschen oder Würstchen mit Kartoffelsalat mag ich schon, aber eben auch nicht immer. Zudem würde ich die Speisen, die ich servieren wollen würde, auch mit meinem Besuch abstimmen.

Es gibt ja viele Kulturen, in denen gewisse Fleischsorten nicht gegessen werden, und vielleicht auch andere Präferenzen herrschen, was die Würze und die Schärfe angeht. Viele Ausländer würden traditionelle deutsche Gerichte vielleicht gar nicht so sehr mögen und lieber etwas „gewohntes“ essen. Daher kann man ja Vorschläge machen, die ein gegenseitiges Kennenlernen im kulinarischen Sinne fördern, aber auch flexibel andere Alternativen suchen, wenn es bei einem von beiden nicht den Geschmack trifft.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


celles hat geschrieben:Nur die Leute im Westen sind so blöd und essen das schreckliche asiatische Essen, was ich, sorry, nur zum Würgen finde. Jeder soll das essen, was seinem Kulturbereich entspricht.

In wiefern muss man eigentlich "blöd" sein, wenn einem Essen aus einem anderen Kulturbereich schmeckt? Eine Aussage dieser Art lese ich zum ersten Mal, muss ich zugeben. Und ich muss auch zugeben, dass ich asiatische Speisen der meisten mir bekannten Regionalküchen total lecker finde (insbesondere die chinesische, thailändische, indische und auch koreanische Küche). Bin ich jetzt deswegen blöd, weil mir die Sachen hervorragend schmecken?

Was das Bekochen eines "Ausländers" betrifft, würde ich abwägen, aus welcher Kultur bzw. Nation der Besucher käme. Ich denke, je nach den Gewohnheiten und Vorlieben des Gastes, gibt es eine mehr oder weniger große Bereitschaft, deutsche Regionalküche zu probieren. Abgesehen davon gibt es inzwischen auch viele Rezepte, die wahrscheinlich sowohl einem deutschen als auch einem internationalen Gast schmecken dürften (beispielsweise Nudeln, Gemüsepfannen, Reisgerichte und so weiter). Da würde sich schon etwas finden, auf das sich sowohl der Gastgeber als auch der Gast einigen könnten.

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» lascar » Beiträge: 4412 » Talkpoints: 782,06 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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