Sind Puppen spielende Jungs später die besseren Väter?

vom 10.10.2017, 23:32 Uhr

Frau X und Herr Y sind heute mächtig aneinandergeraten. Der Sohn von X und Y spielt mit Puppen. Das missfällt Y sehr, weil er der Meinung ist, Jungs haben mit Autos, Ritter etc zu spielen. Puppen sind eben nur für Mädchen und das soll auch nach seiner Meinung so bleiben.

Frau X sieht das hingegen ganz anders und hat einen mega Streit vom Zaun gebrochen, weil Y seinem Sohn die Puppen heute weggenommen hat sowie Autos dort zum Spielen aufstellte. Frau X meint jedoch, dass Jungs ruhig mal mit Puppen spielen sollten, um auch gewisse Charakterattribute zu bekommen, weil diese wie den Umgang mit Mädchen und z.B die optischen Unterschiede kennenlernen.

X ist weiterhin der Ansicht, dass Jungs die mit Puppen spielen, später die besseren Väter seien. Sie begründet das mit der Aussage, dass diese einfühlsamer mit Jungs sind, die möglicherweise im falschen Körper sind oder auch im Umgang mit Mädchen netter seien. Jedenfalls hat sie die Erfahrung gemacht und möchte explizit, dass ihr Junge auch mit Puppen spielen darf.

Ich möchte hier von Euch erfahren, ob Ihr denkt, dass diese These richtig oder falsch ist. Könnte etwas daran sein, dass Jungs, die mit Puppen spielen später die besseren Väter sind und wenn ja, wieso? Was meint Ihr dazu?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich halte überhaupt nichts von solchen Gedankengängen. Weder der Gedankengang von Frau X noch der Gedankengang von Herrn Y. Kinder müssen in Rollenspielen einfach ihr Leben kennenlernen. Im Kindergarten in der Puppenecke spielen sowohl Jungen als auch Mädchen. Genau wie in der Bauecke auch Mädchen spielen und auch Jungens. Mit dem Puppenhaus streiten sich oft Jungen und Mädchen, wer zuerst damit spielt und oft spielen sie auch zusammen die Familie.

Warum sollten Jungens nicht mit Puppen spielen? Weil die typische Rolle, wer sich um die Kinder kümmert, später die Frau sein soll? Wie mittelalterlich ist das denn? Heutzutage sollte jedes Kind mit dem spielen dürfen, was ihm gerade gefällt und wenn du mal hier im Forum schaust, gibt es schon einige Threads über Mädchenspielsachen und Jungenspielsachen. Für mich sind alles Kinderspielsachen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Äpfel mit Birnen vergleichen ist immer eine gute Grundlage für eine These. Natürlich nicht. Es sagt rein gar nichts aus, wenn ein Kind im Kleinkindalter mit Puppen spielt oder mit Autos, wie hinterher seine soziale Kompetenz aufgestellt worden ist. Diese bildet sich erst im Laufe des Lebens aus, verändert sich durchgehend und ist nie stetig gleichbleibend.

Wenn es danach geht, dann hätte der Erzeuger meines Sohnes der absolute Übervater sein müssen. Zwischen 1-10 Jahren hat er nur mit Puppen gespielt, einfach weil nichts anderes da war, da die Mutter mit ihm in einer WG Gewohnt hat mit anderen Alleinerziehenden und da halt nur Mädchen vorhanden waren. Und was ist? Null Verantwortung, keine Soziale Kompetenz, und kein guter Vater.

Woran machst du einen guten Vater fest, mal anders herum gefragt? Das Thema hatten wir auch schon. Ist es ein guter Vater wenn er zu seinen Pflichten steht und den Unterhalt für das Kind mit bringt, sich finanziell einbringt oder muss er auch aktiv am Kind etwas machen und kann das nicht "anderweitig" regeln? Die meisten gehen davon aus, dass der "gute" Vater immer an der Wiege steht, kotze wischt und parat ist wenn das Kind brüllt und haben eine ganz andere Erwartungshaltung als andere.

Für mich ist es bereits ein guter Vater, wenn derjenige in der Lage ist die Menschenrechte und Kinderrechte zu beachten, sprich keine körperliche Gewalt gegenüber dem Kind wie Schlagen usw. Und auch zu seiner Verantwortung im rechtlichen Sinne steht. Sprich das der Unterhalt und die Zahlungen das mindeste sind, von sich aus und nicht das man es vorher aus diesem heraus prügeln oder klagen musste. Das alleine reicht aus, damit ich jemanden schon als "guten" Vater deklariere. Da muss niemand die Windeln wechseln, mit dem Kind duzi machen und sonstigem Kram oder gar anfangen das Kind zu stillen, nur weil das manche so toll finden von deren Partnerinnen.

Das Interesse verfliegt sehr schnell wieder und das Vater Mutter Kind bzw. Baby spielen mit den Puppen durchlaufen alle kleinen Kinder, ganz gleich ob männlich oder weiblich, wenn man sie denn lässt und nicht alles vorenthält. Damit bilden sich auch die ersten Strukturen und Verständnisse für soziale Gebilde wie die Familie, aber das was hier angesprochen wird wo es vor allem um Werte geht, die bleiben nicht nur weil man mit Püppis gespielt hat und es ansonsten anders erlebt und vorgelebt bekommen hat von seinem Umfeld.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich halte nichts von reinem Mädchen - oder Jungenspielzeug. Mein Sohn hat neulich bei seiner Cousine deren Puppenwagen samt Puppe geschoben. Das wird ihn nun auch nicht verändern. Manche Menschen scheinen ja den Gedanken zu haben, dass Kinder, die mit vermeintlichem Spielzeug des anderen Geschlechts spielen schwul oder lesbisch werden, das ist aber reiner Quatsch.

Wenn mein Sohn also mit einer Puppe spielen will finde ich das nicht schlimm. Ganz im Gegenteil ich habe mir deswegen noch nie irgendwelche komischen Gedanken gemacht. An der Sozialkompetenz wird sich dadurch nichts ändern, man kann ja auch in anderen Bereichen Rollenspiele betreiben.

Ob jemand ein guter Vater wird liegt denke ich daran, wie er sich selber entwickelt, was er selber für sich entscheidet, wie er sein möchte und was er vielleicht auch selber mitbekommen hat. Man reflektiert irgendwann über die eigene Kindheit, sieht Schwächen und Stärken der Eltern und kann dann selber entscheiden, wie man sein möchte.

Das hat aber nichts mit dem Spielen mit Puppen zu tun, sondern einfach nur, dass man selber die Entscheidung trifft so zu sein. Manche Kinder sind emphatischer als andere und dennoch heißt es nicht, dass aus einem schlagenden nicht hörenden Kind nichts werden kann. Jeder entscheidet doch selber was er für ein Elternteil wird.

Wobei ich aber auch Sorae Recht geben muss, nicht jeder definiert einen guten Vater gleich. Mir ist es wichtig, dass ein Vater sich mit einbringt, auch etwas macht und ich als Mutter nicht alleine für alles zuständig bin und mein Sohnemann nicht mal eine Stunde von dem Vater versorgt werden kann. Natürlich ist es auch so, dass ich mit meinem Mann zusammenlebe und daher kann ich es anders definieren als eine Alleinerziehende, die sich dann über etwas Kontakt und Unterhalt freut.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Kann man so gar nicht pauschal sagen. Welcher Mann gibt vor Freunden schon zu, früher mit Puppen gespielt zu haben? Der Logik nach müssten Jungs, die nicht mit Puppen gespielt haben schlechte Väter sein und Frauen, die als Mädchen nicht mit Autos gespielt haben auch schlechte Mütter sein.

Ich finde, das ist zu sehr Schwarzmalerei. Soll ein Kind doch spielen, mit was es will. In dem Alter wird sich kein Kind einen Kopf drüber machen, ob das eigene Spielverhalten später mal zum Vorteil oder Nachteil werden könnte. Ich kenne einige Väter, die sehr gute Papas sind, da ist mir das egal mit was sie früher gespielt haben, ob sie in Mädchensachen als Kind herumgelaufen sind, als Jugendlicher Ballett getanzt haben oder sonst was.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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