Kindern Alkohol als Hustensaft deklarieren unverantwortlich?

vom 15.11.2020, 16:51 Uhr

In meiner Familie sind seit Jahrzehnten gewisse Dinge allgegenwärtig, die sich offenbar generationsübergreifend aufzeigen. Doch zwischendrin gibt es eben Familienmitglieder, die das aus ihrer eigenen Kindheit kennen und bei ihren Kindern nicht begrüßen.

Dazu gehört folgendes Szenario. Bei einem Onkel und einer Tante von uns ist es gang und gäbe, dass man zwischendrin mal ein Pinchen „Bowle“, „Sekt“ oder sogar ein „Schnäpschen“ bekam. Jetzt nicht regelmäßig, aber zu Anlässen wurde da durchaus mal solch eine Aktion gestartet.

Verwirrend für unsere Kinder wurde dies dann „Hustensaft“ genannt. Heute weiß ich natürlich, damit Mama und Papa nicht wussten, was ich bekam. Doch da es in der Familie nun schon seit Jahrzehnten so bekannt ist, kennen wir auch alle die Tricks. Da ja nicht nur die eine Tante und der eine Onkel das tut, sondern vermehrt die ältere Generation.

Allerdings macht sich hier und dort auch ein Familienmitglied dann mal erkennbar und sagt, dass dies unverantwortlich sei und mit Kontaktverbot zum Kind droht. Während die ältere Generation bei uns sagt, dass so was noch keinem Kind geschadet hat, weil man das ja schon seit Ewigkeiten so tut.

Manchen Verwandten geht es aber auch nur darum, dass man dieses Pinchen als „Hustensaft“ deklariert und damit irgendwie ein harmloseres Getränk daraus suggeriert, als Alkohol eben in Wahrheit ist. Wobei mir persönlich es ohnehin darum geht, dass Alkohol nichts in Kinderhänden und Mündern zu suchen hat!

Findet Ihr es allgemein schlimm, dass man solch ein Verhalten generationsübergreifend duldet? Oder geht es Euch ähnlich meiner Verwandten darum, dass man Alkohol harmlos als „Hustensaft“ deklariert oder wie würdet Ihr im Allgemeinen zum Thema reagieren?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich kenne es aus meiner Kindheit auch noch, dass man eben das Likörglas auslecken durfte oder den Waffelbecher, wo vorher auch Eierlikör drin war, von Kindern gegessen wurde. Das war zur damaligen Zeit normal und es war auch noch nicht so bekannt, wie Alkohol den Kindern schaden kann. Und wenn man in der Geschichte noch weiter zurück geht, war verdünntes Bier nach der Muttermilch auch für Kinder normal, weil es noch gesünder war als Wasser.

Meine ehemalige Schwiegermutter hatte bei Familienfeiern, denn nur da gab es auch mal einen Likör, meinen Kindern auch immer das Glas hingehalten zum auslecken. Da bin ich aber gleich dazwischen und habe es unterbunden. Nur weil es uns scheinbar nichts geschadet hat, muss man es ja heute nicht mehr tolerieren. Wobei es bei uns schon bekannt war, dass es sich da eben um Alkohol handelt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wenn man die nächste Generation an AlkoholikerInnen heranziehen will, kann man nicht früh genug damit anfangen. Am Besten verkauft man Alk schon den ganz Kleinen als etwas Tolles und Besonderes, das es an Festen gibt und das die Erwachsenen super finden, damit sie sich schon mal geistig drauf vorbereiten und daran gewöhnen können, dass eine Feier ohne Sektchen, Schnäpschen oder ähnliches ganz doof ist.

Von irgendwo her müssen ja die Hausfrauen kommen, die vormittags schon das erste Pikkolöchen köpfen und die Herren, die mit Wodka in der Thermosflasche Richtung Job losziehen. Es wäre ja auch schade und ein Verlust, wenn zukünftige Generationen weniger mit Suchtproblemen und Schrumpflebern zu kämpfen hätten als die, die sich jetzt gerade auf die Rente oder die Urne zusaufen.

Und von Natur aus kommen die lieben Kleinen ja nicht zwangsläufig darauf, dass Alkohol eine gute Idee ist. Bier und Wein finden Kinder ja oft eklig, weswegen man im Idealfall auf süße Likörchen und ähnliches zurückgreifen kann. Und dann erzählt man noch davon, dass Mama und Papa aber ja nichts davon wissen sollen, und schon ist das Zeug geradezu magisch und faszinierend. Und Eltern, die ihre Kinder von Alkohol fernhalten, spinnen ja sowieso und haben es praktisch verdient, dass man ihre kläglichen Erziehungsansätze mit kreativen Umschreibungen wie "Hustensaft" unterwandert. :roll:

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich würde so ein Verhalten als Mutter nicht dulden und würde das auch nicht okay finden. Probieren lassen oder das ganze zu verharmlosen finde ich nicht richtig und das würde ich auch so sagen. Das kann man ja nicht weiter so laufen lassen, nur weil es seit Generationen schon so gemacht wurde. Was ist denn das auch für eine blöde Aussage? Man stelle sich mal vor, man hätte seinem Kind vor Generationen immer Gras gegeben und das dann immer so weiter gemacht, da wäre der Aufschrei groß, aber bei Alkohol nicht, warum?

Das ist etwas, was süchtig macht und zu Schäden führt und daher sollte man auch offen damit umgehen. Wir trinken nur noch sehr selten und wenn dann gehen wir auch offen damit um, wir sagen, dass das im Kopf etwas komisch macht und auch nicht so gut riecht, aber Erwachsene das ab und zu eben mal trinken. Dann dürfen die Kinder auch gerne mal riechen, damit sie wissen, was wir meinen und nicht auf die Idee kommen mal probieren zu wollen und selbst etwas, was geschmacklich für einen Erwachsenen süß ist im Schnaps oder Likör, riecht für ein Kind dennoch eklig.

Ich sage eben auch, dass das nicht gesund ist, wenn man viel davon trinkt und man es nur ab und zu, selten machen kann, damit man gesund bleibt und so lebe ich denen das auch vor. Ich denke das ist ein besserer Weg als nichts zu trinken oder ihnen das ganze als Hustensaft zu verkaufen. Bei uns wurde da früher auch nicht so darauf geachtet. Mein Cousin durfte immer schon am Bier nippen, ich hätte auch gedurft aber ich fand es vom Geruch her eklig. Er fand sich einfach toll in der Rolle des kleinen Erwachsenen. Gut fand ich das damals schon nicht, da bei uns offen darüber geredet wurde, was da so passieren kann. Das lies sich auch nicht vermeiden, da auf meiner Mutters Seite viele dem Alkohol verfallen waren, mehr oder weniger. Heute haben die das alle im Griff und sind es angegangen, zum Glück.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Kindern Alkohol zu verabreichen geht gar nicht und ist auch eine Gefährdung des Kindeswohles. :twisted: Es ist schlichtweg verboten und könnte zur Anzeige gebracht werden.

Meiner Meinung ist es unverantwortlich, wenn Eltern bei solch einem Verhalten zusehen und es als familieninternes Verhalten ansehen. Alkohol kann Kindern schaden und das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Jeder verantwortungsvolle Elternteil würde sowas niemals zulassen.

Wie sollen Kindern lernen einen gesunden Umgang zu Alkohol zu bekommen, wenn ihnen erstens als Kindern dies angeboten wird obwohl es nicht erlaubt ist und zweitens dieses Getränk dann auch noch als "Hustensaft" deklariert wird. Es gibt nun einmal Dinge, die Kinder nicht dürfen und daran ist sich zu halten!

» Sternilu » Beiträge: 305 » Talkpoints: 55,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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