Durch "Einbürgerung" Bezug zur alten Heimat verlieren?

vom 14.11.2020, 23:32 Uhr

Irgendwo vor Kurzem habe ich im TV mal eine Serie gesehen, wo sich die dortige Protagonistin nicht in den USA einbürgern lassen wollte. Sie hat bereits seit Jahren einen Aufenthaltsstatus und eine GreenCard, aber sie vermeidet wohl die Einbürgerung.

Auf die Frage ihrer Enkelin lag es wohl daran, dass sie dann das Gefühl bekäme, ihre alte Heimat im stich zu lassen und sie gar zu verleugnen. Sie hat eben Sorge, dass sie dadurch den Bezug zur alten Heimat verliere und diese dann irgendwie wie erloschen ist.

Das erinnerte mich durchaus häufig an Gespräche mit Kumpels aus anderen Ländern, die auch früher immer so ähnlich geurteilt haben. Da ging es auch immer darum, dass sie das Gefühl haben, ihre Heimat irgendwo damit aufzugeben und dann gibt es ja auch kein „zurück“ mehr.

Irgendwo kann ich auch wenig die Aussage verstehen, aber realistisch betrachtet ist sie ja auch nicht ganz korrekt. Doch kennt Ihr vielleicht auch solche Aussagen, denkt Ihr vielleicht selbst so und was glaubt Ihr, führt zu solch einer Gedankenweise? Wieso glauben Menschen, sie würden ihren Bezug zur alten Heimat durch eine Einbürgerung verlieren?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist ja nicht so als ob man Fesseln um die Füße und Hände bekommen würde mit einer Einbürgerung und vor allem sind die Werte und Normen, die man in der alten Heimat gewonnen und erzogen bekommen hat, immer noch vorhanden. Die kann man ja nicht einfach vergessen und kann daher immer noch derjenige sein, der man sein möchte. Außerdem kann man sich doch frei bewegen und auch in die alte Heimat zurück, wenn es einen dann wieder dorthin zieht. Es ist ja keine Tür komplett zu, man kann doch alles machen.

Ich finde man sollte sich schon auch zu einem Land bekennen, in dem man so viele Jahre lebt und gelebt hat. Dann sollte man auch die Eier in der Hose haben und sich zu dem Land bekennen und sich einbürgern lassen, wenn man die Möglichkeit hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe auch mal über eine "Einbürgerung" nachgedacht, habe es dann trotzdem gelassen, auch wenn ich seit vielen Jahren in diesem Land lebe und wunderbar klarkomme und mich integriert habe. Ich habe mich hingesetzt und die Vor- und Nachteile gegenüber den Ländern abgewogen und mich dann dazu entschieden, die "Einbürgerung" zu lassen.

Erstens hätte ich einige Nachteile dadurch bekommen, insbesondere was Konten oder Behördengänge angeht, das funktioniert in meinem Herkunftsland reibungsloser und unkomplizierter und auch bedeutend effektiver und schneller als in Deutschland. Und offen gesagt, die deutschen Behörden mahlen teilweise echt langsam und das wäre mir zu anstrengend gewesen, weil es wirklich viele Formulare geworden wären. Außerdem hätten sich tatsächlich Türen geschlossen, zumindest in meinem Fall.

Zweitens hätte ich schon einen Bezug zur "alten Heimat" verloren. Ich glaube, es wäre etwas in mir verloren gegangen. Ich bin von ganzem Herzen mit meinem Herkunftsland verbunden, ich liebe die Sprache, ich liebe die Natur, die Mentalität, die Menschen, einfach alles. Aber ich fühle mich genauso zu Deutschland verbunden, auch wenn ich nicht wählen darf.

Es ist einfach ein Gefühl, daher kann ich es schon verstehen, wenn man die "Einbürgerung" doch nicht macht. Man sitzt irgendwie zwischen den Stühlen. Man lebt in dem einen Land, ist aber auch mit dem anderen Land verbunden. Und das hat nichts mit irgendwelchen "Eiern in der Hose" zu tun, sondern es ist einfach ein Gefühl, etwas in deinem Inneren und das sollte man nicht totreden.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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