Sich mehr um Kind sorgen als um sich selbst?

vom 11.02.2016, 20:18 Uhr

Ich habe vorhin eine ziemlich paradoxe Situation mitbekommen. Ich meine, ich finde es durchaus logisch und verständlich, dass Eltern sich sehr um ihre Kinder sorgen und die Kinder ihnen fast wichtiger sind als die eigene Gesundheit. Die Situation gerade war für mich aber unlogisch.

Meine Schwiegereltern waren vorhin zu Besuch. Mein Schwiegervater hatte vor einigen Wochen einen Arbeitsunfall und hat sich dabei die Schulter verletzt. Bei ihm sind zwei Sehnen in der Schulter gerissen und er muss deswegen operiert werden. Es ist nicht mal sicher, ob er seinen Arm überhaupt wird wieder normal bewegen können. Es ist auch nicht ausgeschlossen, ob er vielleicht auch wird in Frührente gehen müssen (er ist jetzt 60). Trotzdem macht er sich viel mehr Sorgen um meinen Freund als um sich selbst. Mein Freund musste heute zum Betriebsarzt und hatte ein klitzekleines Pflaster vom Blutabnehmen auf dem Arm.

Ich finde, gerade wenn die Kinder klein sind, sollte es selbstverständlich sein, dass man sich so um sie sorgt und alles für sie tut. Aber mein Freund ist 30 Jahre alt, wohnt seit Jahren nicht mehr zu Hause und ihm wurde nur Blut abgenommen. Im Vergleich zu den Beschwerden seines Vaters war das doch nichts.

Findet ihr es normal, wenn man sich viel mehr um die Kinder sorgt als um sich selbst, auch wenn diese schon erwachsen sind? Ich habe keine Kinder, daher weiß ich nicht, wie man sich da fühlt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Vielleicht war dein Schwiegervater auch einfach nur froh, dass sich die Aufmerksamkeit der Familie mal für ein paar Augenblicke nicht um auf ihn richtete. Vielleicht betüdelt ihn seine Frau zu sehr. Oder er wollte einfach mal an was anderes denken und war froh für die Ablenkung. Wenn er sich dann große Sorgen um seinen Sohn macht, zieht er das alles damit in die Länge. Die Augenblicke, in denen es nicht um ihn geht.

Oder ist er immer so, dass er sich wegen Kleinigkeiten um seinen Sohn sorgt? Es stimmt schon, dass das irgendwann mal aufhören muss. Auch, wenn man sich als Eltern natürlich immer um sein Kind sorgt. Aber es sollte schon alles im Verhältnis stehen. Blut abgenommen zu bekommen, ist ja kaum der Rede wert.

Aber es ist ja auch nicht so, dass durch seine Sorge um seinen Sohn seine eigene Gesundheit ins Hintertreffen gerät. In dem Moment musste ja nichts für seine Gesundheit gemacht werden. Es wäre natürlich übertrieben, wenn ein Vater nach einem Autounfall darauf bestünde, dass der erste Krankenwagen seinen Sohn mit einer leichten Schnittwunde ins Krankenhaus bringt, während er mit einer viel schlimmeren Verletzung auf den zweiten Krankenwagen wartet.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Die meisten Eltern sind so eingestellt, das jedes kleine Wehwehchen, das ihr Kind hat schlimmer ist, als die schlimmste Krankheit, die sie selbst haben. In diesem Fall ist es ja nicht einmal eine Verletzung oder Krankheit des Sohnes. Aber vielleicht meint dein Schwiegervater, dass die Blutabnahme seinem Sohn Probleme bereitet und weh getan hat. Eventuell geht der Herr Papa auch davon aus, dass sein Sohn etwas wehleidig ist und Trost braucht. In einem solchen Moment stecken Eltern die eigenen Probleme hintenan.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich glaube, die Kinder der Eltern bleiben immer die kleinen Kinder. Meine Mutter sagt ganz oft zu meinem Vater, dass er uns, also meine Schwester und mich, endlich loslassen soll. Ich bin jetzt Mitte 30 und meine Schwester fast 40 Jahre alt. Aber in den Augen meiner Eltern bzw. meines Vaters, sind wir immer noch die kleinen Kinder.

Mein ältestes Kind ist nun erst fünf Jahre alt. Ich glaube jedoch, dass ich mich auch in 10 oder 20 Jahren noch so um ihn sorgen werde, wie ich es heute tue. Wenn meine Kinder krank sind, Schmerzen oder Kummer haben, dann möchte ich ihnen die Sachen immer abnehmen. Es gibt nichts schlimmeres, als sein Kind leiden zu sehen.

» Liana » Beiträge: 816 » Talkpoints: 12,72 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Als ich klein war, war es mir stets unerklärlich, wenn meine Mutter zugunsten ihrer Kinder auf etwas verzichtete. Ich konnte mich da gar nicht rein versetzen und dachte, dass ich später niemals verzichten würde. Mit den Kindern dann relativierte sich das ganz schnell und Verzicht war eigentlich gar kein Verzicht. Geben ist seliger denn nehmen. Das kann man als Kind allerdings noch nicht nachvollziehen.

Kleine Kinder müssen egoistisch sein, das gehört zu ihrer Entwicklung. Meine jüngste Tochter ist inzwischen zwanzig Jahre alt und bereits wirtschaftlich selbständig und auch sonst in allen anderen Bereichen des täglichen Lebens. Geht es ihr allerdings schlecht, geht es mir noch viel schlechter. Im Sommer musste sie operiert werden und monatelang die Wunde versorgen. Sie tat das akribisch und sorgfältig, wollte sie doch keinen Rückfall riskieren.

Ich bangte mit ihr und ließ mich stets auf den neuesten Stand der Heilung bringen. Hätte ich mit ihr tauschen können, hätte ich das sofort getan ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber da das eben nicht möglich ist, kann man nur Trost spenden und seine Anteilnahme vermitteln. Selbstverständlich bleiben Kinder immer Kinder ihrer Eltern, nur klein bleiben sie halt nicht. Das nur am Rande, weil ich das hier las und richtigstellen wollte.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wie äußern sich denn die Sorgen? Nachfragen finde ich okay und wenn man dann darüber spricht was war finde ich dies auch normal. Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass der Schwiegervater einfach mal etwas Ruhe haben möchte mit der eigenen Erkrankung. Das lenkt ja mal ab und immer wieder mit den Gedanken der Frührente und dass man vielleicht nicht mehr seinen Arm benutzen kann, konfrontiert zu sein ist ja auch nicht angenehm und daher ist das sicherlich auch einfach etwas zur Ablenkung gewesen.

Ich denke man macht sich um die eigenen Kinder immer Sorgen und Gedanken, das ist normal und nur weil jemand 30 Jahre alt ist, ist er immer noch Kind seiner Eltern und daher kann man da auch durchaus mal nachfragen und sehen, was da eigentlich gerade mit dem eigenen Kind los ist. Ich würde mir auch immer noch Sorgen machen, selbst wenn es mir schlecht geht, das ist normal für Eltern. Das ist elterliche Liebe und schön.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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