Macht Comic lesen dumm?

Mein Vater las sehr gerne Comics und zwar die „Lustigen Taschenbücher“. Natürlich hatten wir daher immer welche im Hause und wenn er fertig war, habe ich mir die Bücher geschnappt. Ich mochte sie wirklich sehr gerne. Dann schenkte uns ein Bekannter mal kistenweise seine ganzen Comics.

Das waren dann nicht die üblichen an jeder Ecke erhältlichen Disneycomic, sondern bekannte Comicreihen wie Asterix & Obelix, Spirou und Fantasio, Gaston etc. Der freundliche Schenker mochte anscheinend nicht so gerne die amerikanischen Superheldenthematik. Kennt jemand z.B. noch Roy Tiger? Die Comicreihe habe ich echt geliebt.

Außerdem mochte ich als Kind natürlich auch die Bildchen. Ich habe oft versucht diese nachzuzeichnen. Zuerst abgepaust und dann freihändig. Nun wurde ich des Öfteren mit dem Vorurteil konfrontiert, dass Comic lesen dumm mache.

Diese Meinung kann ich persönlich absolut nicht nachvollziehen. Durch das Lesen von Comics, entwickelte ich sehr schnell ein gutes Gefühl für die richtige Schreibweise von Wörtern. Denn Comic liest man lieber selbst, als dass sie einem vorgelesen werden. Dadurch fing ich natürlich auch viel schneller an „richtige“ Bücher zu lesen. Außerdem entwickelt man auch ein Gefühl für Farben und Formen.

Manche Comic faszinierten mich einfach nur wegen der Art, wie die Bilder gezeichnet waren. Ich bin der Meinung, dass dieses Vorurteil dumm ist und Comic lesen durchaus förderlich ist. Seid ihr auch mit Comic aufgewachsen? Hat euch das wirklich dumm bleiben lassen oder eher gefördert?

Ich sehe das ganz anders. Ich empfinde Comics als gute Möglichkeit, um gerade kleinen Kindern das Lesen beizubringen. Bei mir hat das durch die Comics von Asterix, da waren diese noch sehr aktuell, sehr gut geklappt. Die Bilder haben das Lesen als nicht anstrengend abgetan, sodass man auch einen Grund hatte, das Buch weiter zu lesen oder eben den Comic. Ich fand somit überhaupt nicht, dass es dumm war, mich Comics lesen zu lassen.

Es kommt wahrscheinlich auch auf alles in einem an. Das heißt, wenn ich meinen Sohn stundenlang nur Comics lesen lasse, die auf die Dauer auch keinen sonderbaren Mehrwert haben, dann würde ich mir vorstellen können, dass manch ein Kind zwischen Comic und Realität nicht unterscheiden kann. Viele sind im Alter noch sehr kindlich, weil Mutter und Vater die Kinder sich selber überlassen, sie vor der Glotze setzen und witzigen Comics.

Man muss wohl ein Mittelding zwischen Erziehung, Lesehilfe und Zeitvertreib finden. Ich denke ansonsten aber nicht, dass Comics wirklich dumm machen. TV schauen macht auch nicht zwangsläufig dumm, wenn man das richtige guckt. Geht dann wohl eher darum und in welcher Intention, Menge und geistigen Reife man es schaut.

Ich würde nicht behaupten, dass es dumm macht, wenn man Comics liest. Sicher sind Comics nun keine gehobene Literatur, aber es ist schon mal ein Anfang, um Kinder zum Lesen zu ermuntern, das sehe ich auch so. Durch die Bilder und den wenigen Text ist es einfach so, dass man schnell fertig wird und das motiviert natürlich auch. Bei einigen Comics sind auch die Bilder selber so liebevoll gestaltet, dass ich die ganz nett finde. Ich finde es schön, auch mal einen Comic zu lesen.

Comics machen nicht dumm. Einer meiner Söhne hat als Kind gar nicht gerne gelesen. Eine Ausnahme bildeten die Lustigen Taschenbücher und Asterix. Er hat immer gesagt, dass er nichts lesen möchte, wo keine Bilder drin sind. Jetzt ist er älter und ich kann bestätigen, dass er nicht dumm ist.

Gerade die Lustigen Taschenbücher von Walt Disney sind sehr gut übersetzt und sprachlich durchaus auf einem hohen Niveau. Eine der Übersetzerinnen war die Kunsthistorikerin Erika Fuchs, die nicht einfach wörtlich übersetzte, sondern sich vor der englischen Version nur inspirieren ließ und auch ab und zu zum Beispiel auch klassische Zitate einfließen ließ.

In meiner Kindheit habe ich auch gern die "Lustigen Taschenbücher" von Walt Disney gelesen, und ich erinnere mich, dass damals in den Comics auch immer wieder wichtige und interessante Themen, geschichtliche Ereignisse, literarische Vorlagen und ähnliches verpackt waren. Ich weiß noch, dass ich bei einigen Themen zum ersten mal in meinem Leben davon gehört hatte, weil sie in einer der Disney-Geschichten erwähnt wurden. Insofern haben diese Comics bei mir damals oft einen initialen Impuls geweckt, um mich mit diesem Sachverhalten näher auseinanderzusetzen.

Lesen lernen kann sich wirklich schwierig gestalten, ein Gefühl für Grammatik zu bekommen ist auch nicht eben so leicht und daher kann es nur helfen, wenn man dann auch etwas hat, was das Kind gerne liest. Ich finde Comics spielen auch immer gut den Zeitgeist der Gesellschaft wieder, können Denkansätze schaffen und wenn man dann noch versucht das Ganze auch mal selber zu malen, dann fördert man damit ja nicht nur das Lesen, sondern auch die Fingerfertigkeit und Kreativität.

Ich habe nicht nur Comics gelesen als Kind, aber auch ganz viel. Für mich war das einfach schön, weil man sich mit der Zeichnung so sehr Mühe gegeben hat und man dann auch durchaus selber überlegt hat, wie man hätte handeln können und so weiter. Man empfindet sich besser in diese Welt, finde ich. Wobei ich auch andere Geschichten gerne gelesen habe und es nicht so schwer war mich zum Lesen zu bekommen.

Ich würde nicht behaupten das Comic lesen dumm macht. Comics zu lesen erfordert ja schon einmal dass man überhaupt beginnt zu Lesen und das ist gerade bei Kindern schon ein großer Erfolg. Comics sind also meiner Meinung nach auch ein guter Einstieg für Leseanfänger bzw. eine gute Lesemotivation für Lesemuffel.

Möglicherweise enthalten Comics keinen so tiefgründigen Inhalt wie andere Romane und die Sprache ist ganz klar auch einfacher gehalten wie bei anderen Büchern. Eventuell wird auch die eigene Fantasie ein bisschen weniger beansprucht bzw. angeregt, weil man die Bilder ja sozusagen schon vors Auge gesetzt bekommt und man sich so keine eigene Charaktere visualisieren muss, aber hier von "dummer" Literatur zu sprechen läge mir wirklich fern.