Trifft ein Nesthäkchen-Effekt bei der Kindererziehung zu?

vom 26.10.2019, 11:33 Uhr

Laut verschiedenen Umfragen sollen die Eltern gerade die jüngsten Kinder in der Familie ganz besonders verwöhnen und man spricht dann vom sogenannten Nesthäkchen-Effekt. Bei 76 Prozent aller Familien mit mehreren Kindern soll dieser Effekt demnach zutreffend gewesen sein. Könnt ihr das auch bestätigen? Gab oder gibt es in eurer Familie auch so einen Nesthäkchen-Effekt und wie fällt denn eure Bewertung darüber aus? Geschieht so etwas ganz bewusst oder eher unbewusst?

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» friedchen » Beiträge: 1312 » Talkpoints: 940,01 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Diese Beobachtung habe ich auch schon persönlich das ein- oder andere Mal gemacht, wenn auch nicht am eigenen Leib. Allerdings ist mir zeitgleich in größeren Familien mit mehreren Kindern auch aufgefallen, dass die Eltern dem jüngsten Kind nicht unbedingt einen Gefallen mit der totalen Verwöhnung getan hatten und Dinge wie Ehrgeiz, Gewissenhaftigkeit und Frustrationstoleranz bei diesen Kindern im Mittel öfter auf der Strecke geblieben sind als bei den älteren.

Wahrscheinlich folgt das von seiten der Eltern einer ähnlichen Logik wie die verwöhnenden Großeltern, die in ihrer alten Elternrolle vielleicht sogar mal besonders streng und versagend gewesen sind und später ganz anders auftraten. Man interpretiert seinen Erziehungsauftrag neu, sieht manches nicht mehr so eng und streng und ist schon über den Berg, was die eigenen Projektionen bezüglich der ersten Kinder angeht.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Jede Studie kann sich bekanntlich durch Anekdoten bestätigen oder widerlegen lassen. Ich bin die Älteste von dreien und als ich noch jünger war, hatte ich eindeutig den Eindruck, dass meine jüngste Schwester "bevorzugt" und verwöhnt wurde. Aber mittlerweile glaube ich eher, dass meine Eltern einfach von zwei Kindern schon "weichgeklopft" waren und eher aus Resignation und auch Überlastung bei meiner jüngsten Schwester weniger "streng" waren.

Wenn beispielsweise schon zwei Töchter nach Haustieren gejammert haben, knickt man als Elternteil nach Jahren eben beim dritten Kind ein und beschafft das blöde Zwergkaninchen oder was auch immer. Und wenn die Älteren dieses oder jenes "dürfen", ist es oft auch rein logistisch einfacher, die Jüngste mitzuschleppen, als ehern darauf zu beharren, dass sie warten muss, bis sie 12 ist, um... und so weiter.

Aus heutiger Sicht würde ich es daher weniger als "Verwöhnen" des Nesthäkchens ansehen denn als menschlich verständlichen erlahmenden Erziehungseifer. Wie schon erwähnt hat es ja auch Nachteile, wenn die Eltern dir nicht mehr im Genick sitzen, sondern wenn du mehr oder weniger durchgeschleppt wirst. Aber ich bin sowieso der Meinung, dass jede Erziehung Macken bei den Kindern hinterlässt, da die Eltern eben auch nur aus Fleisch und Blut sind. Und irgendwann muss man eben auch überwinden, dass Mama und Papa nur eine Stunde Fernsehen am Tag erlaubt, aber 10 Jahre später den jüngsten Spross mit der Glotze dauerhaft ruhiggestellt haben.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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