Welche alternative Pädagogik findet ihr gut?

vom 13.10.2019, 20:11 Uhr

Immer öfter höre ich Klagen über das bestehende Schulsystem und ich habe das Gefühl, dass immer mehr nach Schulen mit alternativer Pädagogik sind. Es gibt da ja auch durchaus viel Angebot in verschiedene Richtung. Da gibt es Schulen, die sich sehr nach den Lehren von Maria Montessori richten, andere gehen eher nach dem Konzept von Freinet mit der Waldorfpädagogik und so weiter. Da gibt es ja durchaus viele verschiedene Konzepte oder eben Mischformen.

Mit welcher alternativen Pädagogik könntet ihr am besten euch identifizieren beziehungsweise, welche Pädagogik würdet ihr für eure Kinder am besten finden? Habt ihr auch speziell nach Schulen in dieser Richtung gesucht oder gehen eure Kinder eventuell sogar in so eine Schule? Was findet ihr an dem jeweiligen Konzept besonders toll? Gibt es auch Schattenseiten? Welche?

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» tournesol » Beiträge: 7749 » Talkpoints: 66,19 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe noch keine Kinder, allerdings habe ich vor meinem Studium eine Ausbildung im pädagogischen Bereich absolviert und da einige Einblicke in verschiedene Formen der sozialen Arbeit gewonnen. Ich bin überzeugt, dass ein autoritärer Erziehungsstil, wie es früher der Fall war, nicht der Schlüssel zum Erfolg ist. Dennoch muss ich sagen, dass mich auch die Konzepte nach Montessori und Waldorf nur bedingt überzeugen konnten. Hauptsächlich Schuld ist da in meinen Augen allerdings die Umsetzung sowie die Anwendbarkeit auf die Gesellschaft.

Beispielsweise habe ich einen Montessori-Kindergarten erlebt, welcher zwar offen gestaltet war und den Kindern entsprechend gutes, pädagogisch wertvolles Spielzeug bot, allerdings wurde dies nicht wirklich von den Erziehern gelebt. So entstand abseits von den eigentlichen Rahmenbedingungen wieder ein Zwang, welcher eigentlich bei Montessori nicht so vorgesehen ist. Ebenso besucht die Tochter einer Bekannten eine Waldorfschule. Hier ist das andere Extrem der Fall, so werden alle standardisierten Unterrichtskonzepte komplett verteufelt, was ich gerade in Hinblick auf die weitere Bildung nicht für sinnvoll halte.

Ich persönlich weiß nicht nicht, welches Kindergarten- beziehungsweise Schulkonzept ich für meine Kinder bevorzugen würde. Ich finde auch in der ,normalen Pädagogik' gibt es da extreme Unterschiede. Zum Beispiel konnte ich aus einer sehr kleinen Stadt, in welcher in der Grundschule auch Ansätze von Waldorf integriert waren. Dennoch hatten wir auch viel Unterricht nach Vorschrift und dennoch waren alle Kinder glücklich und ich hatte das Gefühl, dass wir uns gut entfalten konnten. Im Gymnasium wiederum gab es einige Lehrer die den Zwang schon sehr gelebt haben, was aber nicht unbedingt dafür sorgte, dass die Schüler strebsamer wurden. Eher blieben einige dadurch auf der Strecke.

Das beste Konzept was ich bisher erlebte war in meiner Abiturzeit. Hier bekam ich einen neuen Mathelehrer, welcher ganz viel von Selbststudium hielt. So gab es eine Art Präsenzvortrag und danach Aufgaben die in Gruppe und/oder alleine und nur im Notfall auch mit seiner Hilfe erledigt wurden. Die ersten Noten waren katastrophal, da das natürlich niemand so kannte und es ja bekanntlich einige gibt, welche in Mathe schwächeln. Mit der Zeit habe ich verstanden, wie wichtig es ist, sich selbstständig mit Sachverhalten auseinanderzusetzen. Weil er großes Verständnis für unser ,gewohntes Lernen' hatte, war er sogar bereit die erste Klausur zu wiederholen. Letztlich waren wir der beste Abiturjahrgang, auch wenn ihn am Anfang keiner sympathisch fand und ich konnte meine Mathenote tatsächlich von 3 auf 1 verbessern.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich werde meine Kinder auf eine normale Schule schicken. Für später finde ich Freilernen ganz interessant, aber ob man das dann wirklich irgendwann mal umsetzen werden, ist noch nicht raus, da das ja auch nicht in Deutschland gehen würde, aber an sich finde ich das gut. Wir haben bei uns eine Grundschule, bei der man gleich 2 Fremdsprachen wählen kann als zusätzliche Arbeitsgemeinschaft und das finde ich auch sehr spannend. Ich glaube bei den Alternativen hat man dann eher eine schlechte Vorbereitung auf ein Berufsleben, zumindest war das so mein Eindruck von dem was ich so von der Waldorfschule mitbekommen habe.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich halte, was alternative Pädagogik anbelangt, am ehesten etwas von der Montessori Pädagogik, die am besten auf die einzelnen Kinder eingeht. Waldorf ist mir zu ideologisch. Ich habe meine Kinder allerdings auf stinknormale Schulen geschickt. Aus meiner subjektiven Erfahrung heraus schicken Leute solche Kinder in alternative Schulen, die irgendwelche Probleme haben. Aber das Konzept finde ich sehr gut. Ich habe mal ein Buch darüber gelesen. Ich kenne mich aber ansonsten mit alternativen Pädagogiken nicht so gut aus.

Aber es kommt natürlich ganz auf die jeweilige Schule an. Ich kenne jemanden in einer kleineren Stadt, der sehr gute Erfahrungen mit Montessori-Schulen gemacht hat. Er hat seine Kinder auf diese Schule geschickt, weil er selber als Kind sehr schlechte Erfahrungen in seiner Schule gemacht hatte. Das wollte er seinen Kindern ersparen. Ich glaube, dass man mittlerweile auf Montessorischulen auch Abitur machen kann. Und Ramones, Wieso ist eine solche Schulform eine schlechte Vorbereitung auf das Berufsleben? Und auf welches? Und wieso soll man Kinder auf ein Berufsleben vorbereiten? Schule sehe ich ganz anders.

Jedenfalls gibt es sehr viel gutes Montessori-Spielzeug und Lernmaterialien. Das schenke ich bei Familientreffen immer den Kindern meiner Nichte. Die achtet sehr auf sowas und da kann man nichts falsch machen.

In Schulen kommt es sehr stark auf die Lehrer an. Wenn man Glück hat, erwischt man gute, wenn man Pech hat, schlechte. Das ist an allen Schulformen so. Mir war auch wichtig, dass meine Kinder ihre Freunde in der Nähe haben. Meine Schwägerin hatte ihren Sohn mal auf eine Schule geschickt, die einen Hochbegabtenzweig mit strengen Aufnahmebedingungen hatte. Er wollte dann aber wieder zurück zu seiner alten Schule zu seinen Freunden.

An normalen Schulen herrscht normalerweise eine gute Mischung. Es sind immer ein paar sehr intelligente Schüler dabei und ein paar, die gerade so mitkommen. Das finde ich ganz gut. Aber wie gesagt, eine Schule ist so gut oder so schlecht wie der Direktor und die Lehrer.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Grundsätzlich habe ich im laufe meines Lebens lernen müssen, dass Kinder eben nicht dieselben Chancen haben, wenn sie in die Grundschule kommen. Versteht mich nicht falsch, so sollte es eigentlich sein, aber es spielen halt viele Faktoren eine Rolle, die die Unterschiede auch klar machen. Das sehe ich auch aktuell, wo ich vermehrt im Jugendamt tätig bin.

Kinder sind auf die Entwicklung durch ihre Eltern in den ersten Lebensjahren angewiesen. Auch auf deren Zuspruch, deren Intelligenz, um dem Kind Werte, Soziales, Lernwilliges und Dinge eben zu vermitteln. Passiert dies jedoch nur eingeschränkt oder teilweise gar nicht, weil man die Kinder einfach sich selbst überlässt und das sehe ich aktuell sehr häufig, dann haben wir hier schon ein Defizit zu anderen Kindern, bei denen das nicht gegeben ist.

Ich rede dabei jetzt auch nicht von behüteten Kindern, deren Eltern schon helikopterartig daherkommen. Doch, wenn ich in den Grundschulen gucke und dort Kinder sind, die nachweisliche Defizite in der Sprache haben, die selbst ihre Muttersprache nicht richtig beherrschen, die teilweise beim Stifthalten ein Problem haben, keine genaue Vorstellung davon haben, wie viele Kühe 1+1 ergeben, dann haben wir ein Problem. Denn nun müssen jene Kinder pädagogisch im Lernplan sinnvoll bis zur vierten Klasse geschult werden, aber bitte so, dass der Lernplan abgearbeitet ist und all jene, die besser entwickelt sind, nicht zu kurz kommen. Das kann nicht klappen!

In Grundschulen und weiterführenden Schulen ist die Taktung eng. Da sind Pläne, die zu verwirklichen sind, weil die Bundesregierung des jeweiligen Bundeslandes es gerne so möchte. Schon bei „normal entwickelten“ und „normal gebildeten“ Kindern/Jugendlichen ist das oftmals je nach Schulart viel Stoff und es bleibt sehr wenig Zeit. Doch wenn dazu unterschiedliche Kinder kommen, unterschiedliche Backgrounde, Entwicklungsstandards usw. dann haben wir einfach ein generelles Bildungsproblem, welches sich nicht regeln lässt.

Wenn man mich also wirklich fragt, finde ich diese Montessori-Variante gar nicht verkehrt. Auf einzelne Kinder unterschiedlichen Backgrounds und Lernstandards eingehen zu können, das hat etwas. Doch die praktische Umsetzung ab Klasse 5 dürfte wohl unmöglich bei dem Mangel sein. Ich vermute jedoch, dass genau das wichtig ist. Da kann der Junge mit ADHs besser gefördert werden, jenes Mädchen, welches zu Hause wenig auf Lern- und Entwicklungszuspruch stieß oder der kleine Junge, der offenbar herausragend intelligent ist.

Ich weiß nicht, wie das umzusetzen sein soll. Doch es muss wirklich auf die Entwicklung, die Bedürfnisse und das Kind gezielter eingegangen werden. Das hilft gerade in den ersten Jahren sicherlich hervorragend. Ansonsten ist das pädagogische Lernprogramm ab Klasse fünf auch endlich mal reformierbedürftig. Die Themen sind affig, benötigen die meisten nie wieder und auch der geringe Zeitplan lässt viele Kids auf der Strecke bleiben.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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