Nur weil man A-Sexuell ist, nicht lieben können?

vom 25.09.2019, 13:11 Uhr

In meinem Bekanntenkreis gibt es einen homosexuellen Mann, der sich selbst als A-sexuell bezeichnet. Laut seiner Definition bedeutet das, dass er keinerlei Interesse an sexuellen Kontakten hat, aber das dies natürlich nichts daran ändert, dass er auf Männer steht und eben Männer liebt.

Es gab da aber jetzt eine riesige Diskussion darüber, dass wenn man ja a-sexuell ist, auch keinen Menschen lieben könne. Denn körperliche Nähe gehöre ja in gut funktionierenden Beziehungen dazu, sodass man dann nicht von „Liebe“ reden kann. Das waren die Gegenargumente der anderen. Auch meinte einer dann, wie weiß man denn dann, ob man schwul ist, wenn man noch nie körperlich mehr mit einem Mann oder einer Frau hatte.

Nun bin ich da nicht zwiegespalten, weil ich das durchaus trennen würde. Gefühle und sexuelle Gefühle sind in meinen Augen da ganz verschiedene Paar Schuhe, sodass ich einem a-sexuellen Menschen niemals das Recht nehmen würde, seine Beziehung nicht „Liebe“ nennen zu können.

Doch was meint Ihr denn dazu, kann man als a-sexuelle Person lieben oder überhaupt von sich behaupten, dass man homosexuell ist?

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es gibt einen Unterschied zwischen asexuell und aromantisch. Ja, das kann beides zusammen auftreten, aber das muss eben nicht zwangsläufig der Fall sein. Während ich die Verwirrung über den Teil noch gut nachvollziehen kann, weil die Begriffe und Definitionen sicher nicht jedem geläufig sind, finde ich es absolut absurd die Homosexualität deines Bekannten in Frage zu stellen.

Ich meine, die meisten Menschen haben in ihrem Leben irgendwann mal eine Phase, in der sie sich für das andere, oder das gleiche, Geschlecht zu interessieren beginnen und mangels Gelegenheit diesem noch nicht körperlich näher kommen konnten.

Es würde doch aber niemand auf die Idee kommen einem Jungen, der gerade in der Pubertät steckt und sich für Mädchen interessiert, zu sagen, dass er ja gar nicht wissen kann, ob er wirklich Hetero ist weil er ja noch mit Keiner etwas hatte. In diese Situation, dass sie ihre Sexualität rechtfertigen müssen, kommen immer nur Homosexuelle.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Klar kann man das. Sexualverhalten ist generell immer auf einem Spektrum angesiedelt, und das Konzept der "platonischen Liebe" auch wahrhaftig nicht neu. Ich sehe das Problem wie so oft eher darin, dass sich Leute mal wieder nicht vorstellen können, dass jemand anders tickt als sie selber. Was spricht denn dagegen, für einen anderen Menschen "mehr als nur Freundschaft" zu empfinden und trotzdem keinen Drang nach dem schweißigen Horizontaltango zu haben? Sex ohne Gefühle gibt es doch genauso wie romantische Gefühle ohne Sex. Und nicht jeder Mensch hat einen ausgeprägten Geschlechtstrieb.

Auch die Argumgentation, dass man "es" doch zumindest mal probiert haben sollte, um zu wissen, ob man homo, hetero oder "für mich nicht, danke!" ist, finde ich auch schwachsinnig, weil, wie schon erwähnt, sich immer nur die Minderheiten rechtfertigen müssen und derlei Sprüchen ausgesetzt sind.

Einen heterosexuellen Mann fragt ja auch keiner: Bist du sicher? Hast du es denn überhaupt schon mal mit einem Mann getrieben? Woher weißt du dann, dass es dir keinen Spaß macht? oder: Was ist an Sex eigentlich so toll? Lass es doch mal bleiben, vielleicht macht dir das Zölibat ja viel mehr Spaß? Ich maße mir generell nicht an, anderen Leuten vorzuschreiben, wie, wo und mit wem sie wieviel Sex haben. Die werden schon wissen, was sie tun.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^