Dan Simmons - Hyperion/Endymion Saga

vom 19.02.2009, 22:30 Uhr

Heute möchte ich euch einmal die Buchreihe meines Lieblingsautors (Dan Simmons) vorstellen.

Zuerst ein paar Worte zum Autor: Dan Simmons wurde am 4. April 1948 in Peoria (US-Bundesstaat Illinois) geboren. Von 1970 bis 1987 arbeitete er als Grundschullehrer. Sein erstes Literarisches Werk veröffentlichte er 1987. Er ist allerdings nicht nur in einem Genre zu Hause, sondern man findet Werke von ihm im Bereich des Science-Fiction, Thriller und Horror.

Zu dem Zyklus selbst:

Die Hyperion Saga zieht sich über 4 Buchbände hin. Alles beginnt mit "Hyperion" wird fortgesetzt mit "Der Sturz von Hyperion". Danach folgen "Endymion - Pforten der Zeit" und "Endymion - Die Auferstehung". Die Saga hält sich allerdings nicht mit schnödem "du bist böse, ich bin gut, jetzt gibt’s Krieg"-Gefummel auf sondern nimmt sich neben dem Thema Krieg einigen monumentaleren Themen an. In den Büchern geht es unter anderem um Götter, Philosophie und Dichtung, Ethik und Moral, Ökologie und natürlich auch um künstliche Intelligenzen.

Handlung:

Die Geschichte spielt in einer fernen Zukunft der Menschheit. Die Menschheit hat sich in "2 Lager" gespalten. Auf der einen Seite steht die Hegemonie, welche über ein Planetennetz herrscht. Welches über Farcaster und über die Fatline miteinander verbunden ist. Die Farcaster sind für den Personen- und den Güterverkehr zuständig. Durch diese Geräte, welche Löcher in das Raum-Zeit-Gefüge stanzen ist der Echtzeittransport zwischen den angeschlossenen Planeten möglich. Die Fatline ist ein Kommunikationsmedium, welches den Echtzeitdatentransfer über das gesamte Universum ermöglicht. Beide Medien wurden vermeintlich vom sogenannten TechnoCore erschaffen. Der TechnoCore ist die künstliche Intelligenz, welche der Hegemonie zur Seite steht. Sie hat sich aus dem "primitiven" Internet unserer Zeit entwickelt und besitzt ein eigenes Bewusstsein.

Auf der anderen Seite stehen die Ousters. Die Ousters sind bereits vor der Hegemonie von der Erde aufgebrochen um den Weltraum zu besiedeln. Sie sind seit vielen Jahrhunderten unterwegs und haben sich in "Schwärmen" zusammengeschlossen. Sie bewohnen keine Planeten, sondern den Raum zwischen den Planeten. Durch Nanotechnologie, Evolution und Gentechnik haben sie sich an das Leben zwischen den Welten angepasst und sind teilweise auch in der Lage außerhalb von Raumschiffen zu überleben.

Die Erde spielt in den ersten 2 Teilen der Saga keine Rolle mehr, da sie vermeintlich durch den "Fehler von Kiew" vernichtet wurde. Dieses Ereignis beschreibt den Zeitpunkt, an dem die Erde von einem schwarzen Loch verschluckt wurde.

Der TechnoCore ist der Ratgeber der Hegemonie und hält das Leben in eben dieser in Gang. Im Core sind mehrere künstliche Intelligenzen zusammengeschlossen, welche die verschiedensten Aufgaben erfüllen. Diese Ratgeber gelten in der Hegemonie als unfehlbar, was die Prognosen über die Zukunft der Menschheit betrifft. Innerhalb der Hegemonie wurden alle Variablen eliminiert, die die Prognosen hätten beeinflussen können. Einzig eine Variable lässt sich nicht herausrechnen bzw. umgehen. Die Outbackwelt Hyperion stellt eine Variable dar, die unberechenbar zu sein scheint. Auf dieser Welt ist das Wesen Shrike zuhause. Es besteht aus einem Dornpanzer aus Chrom und tötet alles und jeden, der ihm oder den Zeitgräbern auf Hyperion zu nahe kommt.

Um diese Variable zu eliminieren werden 7 Pilger ausgewählt, die im Tal der Zeitgräber dem Shrike gegenübertreten sollen und die Geheimnisse um die Gräber und um das Wesen selbst lüften sollen, bevor es den Ousters gelingt.

Diese Pilger sind Het Masteen, Tempelritter und Kapitain des Baumschiffes Yggdrasil (Ross des Schrecklichen), Martin Silenus (Dichter und Autor der Hyperion Gesänge), Lenar Hoyt und Paul Duree (Pater der Katholischen Kirche), Sol Weintraub mit seiner Tochter Rachel (er ist Gelehrter und seine Tochter altert rückwärts). Weiterhin reisen der Hegemonie Konsul, Fedmahn Kassad (Oberst von FORCE-Weltraum) und Brawne Lamia (Privatdetektivin) mit. Im ersten Teil erzählen sich diese Pilger ihre Lebensgeschichten und ihre eigentlichen Gründe, warum sie zu den Zeitgräbern reisen wollen.

Die Geschichten:
Martin Silenus: Er ist wohl einer der ältesten Menschen des Universums. Er ist selbst noch auf der Erde geboren wurden. (Die Erde wurde ca. 800 Jahre vor dieser Pilgerfahrt zerstört). Er hat sich mit Kryogenischer Fuge und Poulsenbehandlungen (künstliche Verjüngung) "fit" gehalten. Er ist auf dieser Reise, um seine Cantos (Gesänge von Hyperion) zu vollenden.

Lenar Hoyt und Pater Paul Duree sind Sklaven des Kreuzes. Sie waren schon einmal auf Hyperion und haben dort die Bikura gesucht. Die Bikura sind ein Volk, was irgendwann als Siedler auf Hyperion gelandet sein soll, aber nie wieder gefunden wurde. Pater Paul Duree findet die Bikura und findet auch raus, warum diese noch leben und warum es sich um dieselben Siedler handelt, die vor mehreren 100 Jahren auf Hyperion gelandet sind.

Es gibt auf Hyperion sogenannte Kruziformen, die jemanden, der getötet wurde wieder zum Leben erwecken kann. Paul Duree erhält auch so eine Kruziform und möchte nicht mit der Bürde des ewigen Lebens gestraft sein. Er versucht sich zu töten, was ihm aber vorerst nicht gelingt. Er bindet sich am Teslabaum (ein feuerspuckender Baum) fest, an dem ihn Lenar Hoyt findet. Lenar erhält nicht nur seine eigene Kruziform, sondern auch die von Paul Duree. Wenn Hoyt stirbt, wird Duree also wieder auferstehen. Er will zum Shrike um diese Bürde wieder los zu werden.

Sol Weintraub ist ein Gelehrter, der seine Tochter Rachel zurück zum Shrike bringen will. Seine Tochter war schon einmal auf Hyperion und hat dort als Wissenschaftlerin die Zeitgräber und das Shrike untersucht. Durch einen Zwischenfall bei diesen Untersuchungen altert sie rückwärts. Der Zeitpunkt, an dem sie verschwindet rückt immer näher. Daher will er diesen Umstand verhindern, indem er auf das Shrike trifft.

Der Konsul war einmal der Konsul von Hyperion und möchte durch das Shrike Rache an der Hegemonie nehmen, die seine Heimatwelt unterjocht hat und seine Eltern getötet hat. Er spielt die undurchsichtigste Rolle und stellt eigentlich einen Doppelagenten zwischen Ousters und Hegemonie dar.

Fedmahn Kassad ist ein Offizier von FORCE-Weltraum und erhofft sich, dass er durch das Shrike seine Tagträume von Moneta los wird. Moneta scheint eine Art Begleiterin des Shrike zu sein, die sich mit ihm durch die Zeit bewegt. Sie stellt Kassads Vergangenheit, aber auch seine Zukunft dar.

Brawne Lamia hat in meinen Augen eine Schlüsselrolle inne. Sie transportiert in einer Schrönschleife eine Cybridpersönlichkeit des Dichters John Keats mit sich. Ein Cybrid ist eine künstliche Intelligenz, der in einem Körper wohnt der aufgrund historischer Überlieferungen vom TechnoCore erschaffen wurde. Diese Persönlichkeit schlüpfte in die Schleife, als der Körper getötet wurde. Gleichzeitig ist sie mit Aenea schwanger. Aenea wird eine große Rolle in der Zukunft der Menschheit spielen, welche in den Endymion-Büchern behandelt wird.

Der erste Teil endet mit der Ankunft der Pilger im Tal der Zeitgräber. Het Masteen kann seine Geschichte nicht erzählen, da er während der Reise vom Shrike geholt wird.

Der zweite Teil handelt weiterhin von der Pilgerfahrt zum Shrike, allerdings aus der Sicht eines zweiten Cybriden des Dichters John Keats. In seinen Traumphasen kann er irgendwie sehen, was auf Hyperion passiert und berichtet dies Maina Gladstone (sie ist das Oberhaupt der Hegemonie). In seinen Wachphasen erlebt er den Konflikt zwischen Ousters und der Hegemonie. Er findet auch raus, dass nicht die Ousters die ersten Menschenwelten angreifen sondern dass es der TechnoCore ist, der die Menschheit vernichten will.

Außerdem werden im zweiten Teil einige Elemente eingefügt, die das Buch noch atemberaubender machen. Der TechnoCore arbeitet nicht nur daran, die Menschheit zu vernichten. Sie arbeiten auch an einer höheren künstlichen Intelligenz, welche als gottähnliche "Höchste Intelligenz" gepriesen wird. Diese HI muss allerdings feststellen, dass sie in einer fernen Zukunft einen Konkurrenten hat, der sich rein zufällig aus dem Kollektivbewusstsein der Menschheit entwickelt hat. Diese menschliche Gottheit, die sich in der Zukunft entwickelt wird sowie die technische Gottheit des Core wollen mit mehr oder weniger subtilen Mitteln die Vergangenheit zu ihren Gunsten verändern. Als Mittel hierfür stellen sich mehr und mehr die Zeitgräber und auch das Shrike dar.

Der zweite Teil endet damit, dass das Farcasternetz zusammenbricht und die Fatline abgeschaltet werden (dies allerdings nicht vom Core). Das Weltennetz der Hegemonie bricht zusammen. Und der Glaube, dass der TechnoCore zerstört ist erhält die Menschheit am Leben. Die Gesellschaft bricht mehr oder weniger zusammen. Am Ende wird auch das Kind Aenea eine Rolle spielen. Sie verschwindet Hand in Hand mit dem Shrike in den Zeitgräbern.

Endymion Saga:

In den beiden folgenden Bänden geht es vor allem um die Rettung der Menschheit vor dem TechnoCore, der nun doch nicht zerstört zu sein scheint. Die ehemaligen Hegemonieplaneten werden mittlerweile vom Pax (also der katholischen Kirche) beherrscht.

Die Geschichte wird von Raul Endymion erzählt, Er wird ist zum Tode verurteilt und wartet auf die Vollstreckung. Allerdings blickt er hier noch mal auf sein Leben zurück und schreibt dieses nieder. Er ist der Beschützer von Aenea und reist mit ihr durch die Welt des Pax. Der Pax hat mit Hilfe des TechnoCore den Parasiten der Kruziform perfektioniert und verleiht damit der Menschheit eine scheinbare Unsterblichkeit. Aenea, Raul und der Androide A-Bettik reisen durch das alte Weltennetz. Die Farcasterportal, die ja eigentlich nicht funktionieren erwachen nur für sie zum Leben und lassen sie auf eine andere Welt verschwinden.

Die Flucht endet vorerst auf der alten Erde. Man staune, sie ist doch nicht zerstört. Aenea wächst während des Buches zu einer Frau heran. Raul und Aenea verbindet nicht nur das Beschützerdasein, sondern daraus entwickelt sich eine Liebesgeschichte, die faszinierend in diese Saga rein passt. Aenea trägt in sich ein Virus, der das Leben im Einklang mit der Kruziform unmöglich macht. Im Laufe der Bücher verbreitet sie dieses Virus und wird zu "Derjenigen die Lehrt". Durch diesen Virus werden Menschen in die Lage versetzt, die Sphärenmusik zu hören. Die Sphäre ist das Medium, welches alle Universen umspannt und alle intelligenten Völker miteinander verbindet.

Aenea und Raul schaffen es, den Pax zu stürzen. Wie? Das wird nicht verraten, denn Komplexität und Handlungsfäden der Bücher lassen es nicht zu, euch noch mehr zu verraten.

Das Ende kommt nicht so, wie man es erwartet. Es gibt zwar eine Art Happy End, aber definitiv ein Ende, was es so in keinem Buch gab, welches ich bis jetzt gelesen habe.

Fazit: Wer Stephen King mag oder auch nur ein wenig Interesse an Science Fiction hat, der darf sich diese Space-Opera auf gar keinen Fall entgehen lassen. Man erlebt eine Achterbahnfahrt der Gefühle, wird von Action und Spannung fast zerrissen und kann einfach nicht aufhören, weiter zu lesen.

Stephen King sagt über Dan Simmons: "Dan Simmons schreibt wie ein Gott. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich ihn beneide". Also SciFi-Fans: Auf zum Buchdealer eures Vertrauens, Bücher kaufen und die nächsten 5 Tage nicht mehr vor die Tür gehen.

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich nach deiner sehr ausführlichen Beschreibung nicht sicher bin, ob diese Bücherreihe etwas für mich ist. Hin und wieder lese ich solche Bücher ganz gerne, die in einer Science Fiction-Welt spielen und bei denen man sich fragt, was davon wohl wahr werden könnte. Aber eine ganze Reihe ist mir vielleicht auch einfach zu viel, darum zögere ich noch, deinen Tipp in die Tat umzusetzen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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