Beruf erlernen weil man es besser machen möchte?

vom 12.06.2017, 13:10 Uhr

Ich habe kürzlich eine junge Frau kennengelernt, wobei wir uns dann eben unter anderem auch über unsere Arbeit unterhalten haben. Ich fragte sie dann auch, wie sie denn zu ihrem Beruf gekommen wäre und warum sie ihn lernen wollte. Sie ist nämlich Diätassistentin geworden. Sie erzählte mir dann auch, wie sie dazu gekommen ist.

So kam es, dass sie als Teenager mal längere Zeit im Krankenhaus verweilen musste und man nach einer Operation eine Diätassistentin zu ihr schickte, um die Ernährung eben anzupassen, damit sie eben keine gesundheitlichen Probleme bekommt. Bei ihrem speziellen "Problem" wusste die Diätassistentin aber so gar nicht Bescheid, sodass meine Bekannte einfach beschlossen hat, den Beruf einfach selbst zu lernen und es für zukünftige Patienten eben besser zu wissen und diese besser aufzuklären.

Ich meinte dann auch scherzhaft, dass es ja dann gut wäre, dass der Chirurg bei ihrer Operation damals keinen Fehler gemacht hat, sonst wäre sie vielleicht auf die Idee gekommen, Medizin zu studieren und Chirurgin zu werden. Hattet ihr auch schon das Bedürfnis einen bestimmten Beruf zu erlernen, weil ihr es einfach besser machen wolltet als andere Menschen, die diesen Beruf ausgeübt haben? Haltet ihr eine derartige Motivation für unsinnig oder durchaus für sinnvoll? Meiner Bekannten scheint der Beruf immer noch Spaß zu machen und sie bereut es bis heute nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich hasse solche Weltverbesserer, die meinen, dass sie damit dann alles bewegen können. Und was macht sie nun besser? Weil sie sich auf ein Thema stürzt, was vielleicht nur einige wenige Betrifft ist es automatisch besser? Vielleicht dort wo sie arbeitet und wohnt, aber für den Rest trifft das noch lange nicht zu. Sprich der Wirkungskreis ist zu klein, als das man etwas Verbessern könnte und wenn man wirklich etwas erreichen will, dann stellt man sich nicht in die unterste Reihe der Futterkette sondern wählt einen Beruf mit Entscheidungskraft in höherer Position, aus der man auch etwas bewirken kann.

Meinst du es juckt was ein kleines Licht sagt was besser gemacht werden muss gerade in der Klinik? Da kommt es auf die Umsetzbarkeit in der Masse an, die Kosten und solche Dinge. Klar kann es besser sein, wenn Patient A exotische Früchte aus dem Himalaya bekommt, die aber direkt mal 100 Euro das Stück kosten. Wenn es auch Birnen gibt mit der 10 Kilogrammdose für 5 Euro.

Was wird wohl gemacht werden vom Entscheidungsträger? Sicherlich nicht für den einzelnen die Frucht aufwendig importiert und beschafft, sondern Allgemein gedacht. Sprich sie wäre besser daran, wenn sie sich einen Entscheidungsposten geschnappt hätte und dort könnte sie mehr bewirken als als kleines Licht am Ende der Futterkette.

So kurzfristig denken aber viele und dahinter steckt auch viel Idealismus und Aktionismus. Nur sind das auch die Menschen die zuerst kaputt gehen gerade in den sozialen Berufen. Denn irgendwann kommt immer die Erkenntnis, dass man dort nichts bewirken kann am unteren Ende und nach oben schaffen es dann nur die wenigsten wenn sie Vitamin B haben.

Schau dir mal den Rettungsdienst an. Da gibt es so vieles was besser gemacht werden kann und jeder FSJ merkt das nach einer Woche. Kann er das Entscheiden? Der Rettungsassistent der 10 Jahre Berufserfahrung hat auch nicht. Der Rettungsdienstleiter auch nicht. Im Endeffekt der Sesselfurzer Geschäftsführer, der Betriebswirtschaft studiert hat oder Jura und von der Praxis keine Ahnung hat, der könnte es ändern.

Aber auch nicht alleine, dafür müsste er weitere Sesselfurzer der Krankenkassen belabern mehr Geld locker zu machen was nicht passieren wird. Würde man sich dort alleine nach der Praxis richten, dann sähe der Geldbedarf anders aus und auch die Beiträge die jeder in seine Krankenversicherung steckt. Im Endeffekt würde das den Patienten wieder zu gute kommen, dem Personal ebenfalls aber wer zahlt freiwillig dafür wenn er nichts hat? Da wird das nicht gerne gesehen oder angesprochen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wenn das wirklich der einzige Grund gewesen sein sollte, dann kann ich es nicht verstehen. Natürlich ist es toll, wenn man in seinem Job gut sein möchte und sich dafür auch viel Mühe gibt. Aber trotzdem sollte man doch den Job wählen, der einem selber liegt und den man auch gerne lange ausüben möchte.

Wenn das bei deiner Bekannten der Fall ist, dann ist es gut und du schreibst ja, dass sie den Job nun schon lange macht und auch zufrieden damit ist. Aber wenn das nicht der Fall ist und man den Job nur macht, um es den anderen zu zeigen, sich selber aber nicht recht wohl dabei fühlt, dann kann ich es eben nicht verstehen, dass man diesen Beruf erlernt hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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