Bei Krankschreibung nicht von Kollegen gesehen werden wollen

vom 12.07.2018, 21:35 Uhr

Meine Mitbewohnerin hat sich für einige Tage krankschreiben lassen, weil sie aufgrund eines kleineren Fahrradunfalls etwas Schulterschmerzen hat, und die Kassierertätigkeit nicht ausführen könne. Allerdings geht sie für diese Zeit auch nicht in dem Supermarkt einkaufen, weil sie nach eigener Aussage ihren Kollegen nicht über den Weg laufen möchte. Natürlich ist es jedem das seine, was er tut, aber ich bin der Meinung, dass man, wenn man berechtigt krankgeschrieben ist, doch eigentlich nichts zu verbergen haben dürfte und müsste. Was meint ihr?

Ist es euch unangenehm, Kollegen anzutreffen, wenn ihr aufgrund einer Krankschreibung nicht zur Arbeit geht? Oder macht ihr euch darüber keine Gedanken? Habt ihr schon mal negative Erfahrungen gemacht? Wenn das Arbeitsklima zwischen den Kollegen sowieso schon eher schlecht ist, könnte ich das Gefühl verstehen.

» Viktoria_ » Beiträge: 398 » Talkpoints: 32,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es kommt auf die Art der Krankschreibung an. Ich war mehrere Monate krankgeschrieben und am Anfang habe ich auch schon darauf geachtet, dass ich den Kollegen nicht über den Weg laufe, wenn ich einkaufen gehe oder mir mal ein Eis genehmige. Da ich jedoch nicht bettlägerig krankgeschrieben war, war es aber okay, wenn ich mal unterwegs war, besonders wenn es mir gut getan hat.

Irgendwann hatte ich aber auch keine Lust mehr, auf jede Kleinigkeit zu achten und kam mir paranoid vor. Ich habe irgendwann auch nicht mehr darauf geachtet, ob mir beim Lebensmitteleinkauf ein Kollege über den Weg läuft oder nicht. Wenn dem so war, dann war das schlichtweg so und ich mache mir persönlich auch keine Vorwürfe deswegen. Schließlich muss ich irgendwo mein Essen besorgen oder mal einen Spaziergang machen oder Ähnliches.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Genau genommen ist man offiziell sowieso nicht "krankgeschrieben" sondern "arbeitsunfähig" und genauso würde ich die Lage auch auffassen. Nur, weil ich aufgrund einer körperlichen Erkrankung oder seelischer Überlastung nicht in der Lage bin, einen 8-Stunden-Arbeitstag zu bewältigen und meine Aufgaben dort ohne größere Risiken und Fehlerquellen zu erledigen, bedeutet das nicht, dass ich auch gleich bettlägerig und pflegebedürftig bin.

Was soll denn bitte ein Alleinstehender ohne Lebenspartner oder Familie im näheren Umkreis nach Ansicht der Kollegen tun, wenn er krankheitsbedingt wochenlang auf der Arbeit ausfällt? Sich von Luft und Selbstmitleid ernähren? Es ist völlig selbstverständlich, dass ein Mensch ab und an das Haus verlässt, um Verpflegung zu organisieren, Arzt- und Amtstermine wahrzunehmen, gegebenenfalls die Kinder hierhin und dorthin zu begleiten oder auch schlicht und einfach, um bei einem Genesungsspaziergang Kräfte zu sammeln. Da finde ich es schon unkollegial, regelrecht auf solche Situationen zu lauern und dann auf der Arbeit in der Mittagspause Gerüchte zu streuen, dass der Erkrankte lediglich simulieren und sich schöne freie Tage machen würde. Ein Lebensmitteleinkauf mit Migräne ist auch schon eine Qual.

Natürlich sollte man nun nicht 12 Stunden am Tag auf Achse sein, sämtliche Stadtfeste und Discotheken besuchen oder jeden Abend sein Bierchen in der Bar trinken, wenn man krankgeschrieben ist, denn dann wird es doch irgendwann auffällig und zweifelhaft, ob die Einschränkung wirklich so massiv ist, dass man nicht auch zumindest eine reduzierte Stundenzahl absolvieren könnte. Aber es kann auch niemand verlangen, dass man sich wegen einer passageren Arbeitsunfähigkeit komplett aus dem Leben zurückzieht und verbarrikadiert, um um Gottes Willen von niemandem dabei erwischt zu werden, wie man aus Versehen gerade ganz gesund aussieht.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Verstehen kann ich das schon. Irgendwie sieht das schon komisch aus, wenn man auf der einen Seite nicht zur Arbeit kommt und sich dann nachmittags irgendwo beim Einkaufen herumtreibt. Aber auf der anderen Seite ist es eben so, dass man bei einer Arbeitsunfähigkeit eben nicht zwangsläufig an sein Bett gefesselt ist. So kann es ja sein, dass man sich eben nur nicht schwer körperlich anstrengen darf. Das verbietet ja dann nicht irgendwo einkaufen zu gehen.

Genauso kann es ja auch sein, dass ein Handwerker eine Wunde an der Hand hat mit der er die ganze Zeit im Dreck arbeiten müsste und deswegen "krankgeschrieben" wird, damit sich die Wunde nicht entzündet. Deswegen kann man ja trotzdem raus.

Es kommt also ganz einfach auf die Erkrankung an, die man hat und dann natürlich auch wie man sich verhält. Wenn man natürlich angeblich schwer erkältet ist und dann Abends erstmal feiern geht, dann passt das ganz einfach nicht zusammen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Also wenn ich jetzt die Woche, die ich krank geschrieben bin nicht zum shoppen zu meinem Vergnügen nutze, sondern für die nötigen Einkäufe, dann sagt da sicher niemand was. Denn es hat ja nicht jeder Angehörige, die für einen sorgen. Und als Mutter habe ich außerdem auch Sorgepflichten für meine Kinder, muss also schauen, dass auch trotz meiner Krankheit etwas zu Essen im Hause ist.

Also ich würde das jetzt nicht so eng sehen, würde es aber auch nicht übertreiben. Ich kenne das Gefühl aber, dass man sich blöd vorkommt, wenn man arbeitsunfähig geschrieben ist und irgendwo gesehen wird. Weil es stimmt schon, wenn man einkaufen geht, kann man auch arbeiten. Aber es ist dennoch wirklich nötig, dass man ab und an gewisse Dinge erledigt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich kann das Gefühl deiner Mitbewohnerin schon irgendwie verstehen, weil man dann bei den Kollegen vielleicht das Gefühl hat, sich rechtfertigen zu müssen, was aber eigentlich ja unnötig ist, weil man ja auch mal etwas essen muss und dafür muss man sich die Zutaten eben im Supermarkt kaufen. Darum würde ich da im Fall deiner Mitbewohnerin ehrlich gesagt nicht gezielt darauf achten, dass ich nicht von Kollegen gesehen werde.

Wenn man in einen anderen Supermarkt geht und da vielleicht von Kollegen gesehen wird, die gerade frei haben, dann kann es doch genauso oder vielleicht noch mehr so aussehen, als hätte man etwas zu verbergen. Darum würde ich einfach möglichst offen damit sein und eben auch meinen Arbeitsplatz betreten, wenn ich da etwas kaufen muss.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich kann das absolut verstehen, dass sie nicht in dem Supermarkt einkaufen geht, wo sie selber auch arbeitet. Da geht es weniger darum, dass die Kollegen sie sehen während sie krank ist, das ist eigentlich nur ein Beiwerk. Es ist eher die Kombination das sie dann auf ihrer Arbeitsstätte ist, die Kollegen sie dort sehen, ggf. auch der Chef und das das in Kombination ein ungutes Gefühl auslöst und ggf. auch das unterschwellige Gefühl, das man dann vielleicht schnell gefragt wird, ob man nicht doch kurz anfassen könnte, da man zu der Krankschreibung gefragt wird etc.

Ich finde es ist schon etwas anderes, wenn man irgendwo in der Stadt, beim Spaziergang oder kurz in einem fremden Supermarkt von Kollegen gesehen wird oder ob das in der eigenen Arbeitsstätte passiert.

Wenn ich krankgeschrieben bin, ist die Gefahr das mich jemand sieht sehr gering, da ich nicht in dem Ort arbeite, wo ich auch wohne, also mache ich mir da auch keine Gedanken, ob mich dann jemand sehen könnte und ich gehe dann auch ohne schlechtes Gewissen aus dem Haus, sofern das überhaupt möglich ist.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kenne das Gefühl, dann auch nicht gesehen werden zu wollen. Dabei muss man natürlich auch krank irgendwas zu essen kaufen. Eigentlich ist es ja sogar so, dass wir uns gar nicht dafür rechtfertigen müssten, draußen herumzulaufen, also sei es einzukaufen oder auch einen Spaziergang zu machen. Genauso wenig wie wir verpflichtet sind, unserem Arbeitgeber oder Kolleginnen und Kollegen zu sagen, warum wir krank sind.

Nicht umsonst enthält man beim Arzt mehrere Durchschläge einer Krankschreibung, und auf dem Exemplar für den Arbeitgeber steht eben nicht die Erkrankung. Das ist meines Erachtens nach aus gutem Grund so. Ein Arzt bescheinigt, dass man arbeitsunfähig ist. Das hat niemand zu hinterfragen. Aber arbeitsunfähig heißt nicht zwingend bettlägrig. Insofern sollte es absolut in Ordnung sein, ohne schlechtes Gewissen in den Supermarkt zu gehen.

» pitti » Beiträge: 641 » Talkpoints: 29,86 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich mache mir zu diesem Thema schon lange keine Gedanken mehr. Wenn ich arbeitsunfähig bin und meine Hausärztin mir das bestätigt hat, heißt das nicht, dass ich deswegen ans Haus gefesselt bin. Wie schon erwähnt muss ich auch mit Grippe einkaufen oder ähnliches, und je nach Anlass der Arbeitsunfähigkeit ist es vielleicht sogar oft besser, wenn die Betroffenen sich etwas frische Luft verschaffen und nicht nur daheim die Wand anstarren.

Wenn man keine acht Stunden lang Regale einräumen kann, schließt das nicht aus, dass man vielleicht ein Stündchen gemütlich spazierengehen kann. Und es gibt genügend Krankheiten, körperlicher wie psychischer Natur, bei denen die Leute nach außen hin völlig fit wirken. Sollen die sich dann auch zu Hause einsperren, damit sie niemand sieht und dann das Tuscheln anfängt?

Natürlich sollte man nicht die Nacht zum Tage machen und entsprechende Fotos teilen. Und ich würde wohl nicht gerade provokant im Café gegenüber von meinem Büro sitzen und der Kollegenschaft beim Kommen und Gehen zuschauen. Aber wenn mich jemand aus der Ferne mit Einkaufstasche oder Kaffeebecher sieht, geht das die Person gar nichts an. Schließlich weiß ich ja selber, dass ich nicht krankfeiere.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Es ist ja sogar so, dass es bei vielen Krankheiten sogar der Heilung förderlich ist, sich draußen im Freien aufzuhalten und zu bewegen, um wieder zu Kräften zu kommen bzw. die Heilung zu beschleunigen. Früher war man zwar anscheinend eher der Meinung, dass man bei Krankheiten zuhause das Bett hüten müsse, aber das ist inzwischen nicht mehr so.

Trotzdem bemühe ich mich ebenfalls, bei Krankschreibungen meinen Arbeitskollegen aus dem Weg zu gehen. Solche Begegnungen wären mir irgendwie unangenehm, obwohl ich eigentlich nichts Illegales mache und als Alleinstehender sowieso niemanden hätte, der mir während der Krankheit irgendwelche Besorgungen abnimmt. Also bleibt mir sowieso nichts anderes übrig, als auch draußen unterwegs zu sein.

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» lascar » Beiträge: 4412 » Talkpoints: 782,06 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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