Entwicklung durch Tourismus? - Das Beispiel Kenia

vom 14.04.2008, 11:28 Uhr

Hallo zusammen,

habe vor einigen Tagen eine interessante Reportage über Kenia gesehen, die die Hauptfrage aufwarf, ob Torusimus zur Entwicklung eines Landes beitragen kann. Vielleicht hat jemand von euch auch diese Reportage gesehen? Für diejenigen, die sie nicht gesehen haben fasse ich den groben Inhalt hier einmal zusammen.

Der Tourismus wird in der heutigen Zeit immer bedeutender und immer mehr Menschen können es sich leisten, in den Urlaub zu fahren. Dabei stehen keineswegs Naherholungsgebiete auf dem Programm; der Tourist von heute möchte exklusive Reisen in entfernte Länder und Gebiete der Welt. Kenia stellt ein Beispiel für ein exklusives Reiseziel dar, obwohl das Land an sich noch recht unterentwickelt ist.

Die Anfänge des Tourismus in Kenia sind schon vor dem Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen, als das Land noch britische Kolonie war. Damals wurden für die britische Oberschicht vor allem Safaris und Möglichkeiten zur Großwildjagd angeboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Kolonialregierung die touristische Infrastruktur weiter auszubauen. Ab 1952 folgten die ersten Linienflüge nach Nairobi. Im Zeitraum von 1946 bis 1963 stiegen die Besucherzahlen von 16.000 auf 61.000 pro Jahr an. In den 80er Jahren erfolgte eine Umorientierung hinsichtlich der Tourismusstrategie. War der Tourismus in Kenia bis dahin weitgehend "Safari-Tourismus", so gewann ab 1983 der Badetourismus an Bedeutung. Der "typische" Kenia-Tourist von heute kombiniert eine Safari mit einem Badeurlaub.

Leider gibt es aber nicht nur positive Erfahrungen hinsichtlich der Tourismusentwicklung. Zum einen gibt es für Kenia in Afrika neue Konkurrenten, - z.B. bieten Reiseveranstalter auch Safaris in Südafrika oder Tansania an - zum anderen reagiert der Tourismus immer empfindlicher auf Berichte über Kriminalität oder politische Unruhen in Urlaubsländern.

Eine weitere Frage, die man sich stellen kann, ist, wer letzten Endes vom Tourismus überhaupt profitiert. Der Tourismus an sich ist für viele Länder, darunter auch für Kenia, ein wichtiger Deviseneinbringer. Mit den aus ihm erzielten Einnahmen ist es einer Reihe von Ländern möglich, ihre negative Handelsbilanz zumindest teilweise auszugleichen. Bei den Erlösen aus dem Tourismus muss allerdings zwischen Brutto- und Nettodiviseneinnahmen unterschieden werden. Kenia ist - anders als viele andere Entwicklungsländer - in der Lage, die meisten für den Tourismus benötigten Güter selbst herzustellen. Die Spanne reicht dabei von Nahrungsmitteln für die Hotelgäste bis hin zu den Safari-Fahrzeugen, die seit einigen Jahren ebenfalls im Land montiert werden. Aus diesem Grund beläuft sich der Devisenabfluss auf nur etwa 30%.

Laut Gesetz müssen in Kenia Hotels bis zu 50% Inländern gehören. So will der Staat vermeiden, dass ausländische Investoren die Gewinne allein abschöpfen. Da die meisten Touristenhotels der "gehobenen Klasse" zuzordnen sind, bieten sie aufrgund der umfangreichen Serviceleistungen für die Einheimischen relativ viele Arbeitsplätze. Auf 1.000 Hotelbetten entfallen im Schnitt rund 2.000 Arbeitsplätze im Hotelgewerbe. Weiterhin sind Sekundäreffekte im Tourismusgewerbe wie beispielsweise die Herstellung von Waren und Andenken für den Tourismussektor hinzuzurechnen. Durch diese Effekte finden noch einmal 1.500 Menschen pro 1.000 Hotelbetten Arbeit. Landesweit hängen rund eine halbe Million Arbeitsplätze vom Fremdenverkehr ab.

Nun frage ich euch: Seid ihr der Ansicht, dass der Tourismus, nicht nur hinsichtlich Kenias, einen wirtschaftlichen Aufschwung für das Land bedeutet? Kann sich ein Land allein durch das Tourismusgewerbe stützen und entwicklen? Habt ihr vielleicht selbst schon persönliche Erfahrungen mit diesem Land oder ähnlich entwickelten Ländern gemacht, sodass ihr auch eine subjektive Einschätzung geben könnt?

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» IceKing32 » Beiträge: 1238 » Talkpoints: -5,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo IceKing32,

wirklich ein interessantes Thema! Persönlich denke ich schon, dass der Tourismus wirtschaftlich gesehen einen wichtigen Faktor für den Aufschwung eines Landes wie Kenia darstellt. Auch wenn zwar ein erheblicher Anteil der Profite wohl an ausländische Konzerne fließen wird, sorgt ja auch schon die Reglementierung mit den 50% dafür, dass die Einnahmen auch Kenia selbst zugute kommen.

Darüber hinaus sind natürlich auch die Arbeitsplätze, die am Tourismus hängen, extrem wichtig. Leider bin ich bisher selber noch nicht in Kenia gewesen (das hole ich hoffentlich irgendwann mal nach), ich habe aber vor einigen Jahren mal Urlaub auf Kuba gemacht, das würde ich von der wirtschaftlichen Lage her ähnlich beurteilen – der Tourismus stellt auf Kuba auch eine der Haupteinnahmequellen dar, darüber hinaus verdienen die Menschen, die direkt in dieser Branche arbeiten, erheblich mehr als andere Arbeitnehmer, was letztendlich ja auch Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat.

Ich glaube allerdings, dass sich kein Land ausschließlich durch den Tourismus entwickeln kann, andere Wirtschaftszweige (beispielsweise der Agrarbereich, Industrie, Handel, Dienstleistungen, usw.) sind aus meiner Sicht für eine funktionierende Volkswirtschaft auf alle Fälle ebenso wichtig!

Liebe Grüße,
Sawa76

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» Sawa76 » Beiträge: 220 » Talkpoints: 4,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Tourismus ist aber eine gute Einstiegsmöglichkeit um sich zu entwickeln. Wenn das schon in Kenia gelingt, dann sollten sich auch andere Länder daran ein Beispiel nehmen. Ich finde ja, dass man auch am Beispiel von Namibia ganz gut erkennen was der Tourismus bewirken kann.

Man hat neben all den guten Folgen des Tourismus auch erkannt, dass zu viele Touris auch viel kaputt machen können. Und da hat man in Namibia rechtzeitig eingegriffen und hat solche Hotelblöcke größtenteils vermeiden können. Und da die Grundlage der meisten Besucher jedenfalls die intakte Natur sind hat man sich auch darauf besonnen die Natur zu schützen. Man hat die reservate vergrößert wo es ging und neue ausgewiesen. Damit hat man sehr nachhaltig in den Tourismus investiert und schafft man damit eine solide Grundlage.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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