Durch Akademisierung des Hebammenberufs mehr Personalmangel?

vom 16.04.2019, 15:44 Uhr

Es wird seit einer Weile über die Akademisierung des Hebammenberufs gesprochen, wobei dieses Vorhaben kritisiert wird. So ist beispielsweise der Vorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte Christian Albring der Ansicht, dass diese "Zwangsakademisierung" die personellen Engpässe in den Kreißsälen und der Wochenbettbetreuung nur unnötig verschärfen würde. Wie denkt ihr darüber? Meint ihr, dass an dieser Ansicht durchaus etwas dran ist? Oder versucht hier nur jemand zu dramatisieren, um das Gesetz vielleicht doch noch verhindern zu können?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei uns in Österreich wurde dies schon seit einigen Jahren durchgeführt. Die neuen auszubildenden Gesundheitsberufe haben jetzt alle einen Fachhochschulabschluss. So wie Physiotherapie oder eben Hebamme. Die alten Hebammen hat man einfach so belassen und sie müssen nicht akademisiert werden.

Es gibt bei uns sowieso nur gewisse Ausbildungsplätze pro Jahrgang, somit hat ein etwaiger Personalmangel weniger mit der Akademisierung zu tun. Wenn man mehr braucht, braucht man einfach nur mehr auszubilden. Es ist eher so, dass die Krankenhäuser sich nicht mehr Personal leisten können. Die welche im Krankenhaus arbeiten, werden zwar gut bezahlt, aber sind meist überlastet, weil zu wenig Leute arbeiten. Da kann nur eine Umstellung in der Finanzierung des Gesundheitssystems was tun.

Die Akademisierung ist hier nicht schuld. Im Gegenteil finde ich das sehr gut, da man den Beruf dadurch ein wenig mehr zu schätzen weiß. Eine gute Hebamme ist für die Geburtsvorbereitung, Geburt und Nachbetreuung gold wert. Hätte ich das schon zu meinen Studienzeiten gehabt, wäre ich Hebamme geworden. :-)

» TinaPe » Beiträge: 451 » Talkpoints: 13,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Was ich am Rande so mitbekommen habe, deutet eher darauf hin, dass der Beruf der Hebamme zumindest hierzulande schlicht unattraktiv ist. "Zwangsakademisierung" impliziert in meinen Augen eher, dass die Sorge darin besteht, dass Interessierte abgeschreckt werden, weil die Anforderungen zu hoch und die Ausbildung damit zu "schwierig" geworden sei.

Das kann ich natürlich nicht beurteilen, aber in meinen Augen ist Hebamme/Geburtspfleger ein Berufsbild, welches mit enorm hoher Verantwortung verbunden ist und entsprechend auch die nötigen Fachkompetenzen vermittelt werden müssen. Überspitzt formuliert: Der Job einer Hebamme beschränkt sich nicht auf gut Zureden oder "Pressen!" schreien, wie man es im Fernsehen sieht, sondern stellt einen hoch spezialisierten Gesundheitsberuf dar, und ich sehe prinzipiell kein Problem darin, Leute gut auszubilden und umfangreich zu qualifizieren.

Aber der Beruf ist eben auch hart, soweit ich weiß nicht übermäßig gut bezahlt und die Arbeitsbelastung im Schichtdienst möchte ich mir gar nicht erst vorstellen. In meinen Augen erscheint es daher sinnvoller, den Beruf durch bessere Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen, da sich hier vergleichbare Probleme mit anderen Pflege- und Gesundheitsberufen zeigen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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