Ist Kim schuld am Scheitern des Hanoi-Gipfels?

vom 02.03.2019, 07:14 Uhr

Nordkorea hat sich zur Atom-Macht mit Raketen entwickelt. Dadurch fühlt sich nicht nur Südkorea bedroht. US-Präsident Trump hat sich überwunden und direkt mit dem nordkoreanischen Führer Kim gesprochen. Diese Gespräche sollten nun in Hanoi fortgesetzt werden.

Zuerst fing auch alles ganz gut an. Dann wurden die Gespräche vorzeitig abgebrochen. Laut USA hat Nordkorea auf den Wegfall sämtlicher Sanktionen bestanden. Nordkorea hat dies dementiert. Meiner Ansicht nach will Nordkorea überhaupt nicht abrüsten. Welchen Eindruck habt ihr?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 02.03.2019, 15:33, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Wie immer wird die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegen. Wie wir eigentlich alle wissen, ist Donald Trump ja nun auch nicht gerade der Erfinder der Wahrheit. Und im Grunde hatte bei diesem Treffen ja nur Trump etwas zu verlieren. Von Nordkorea erwartet ja eh keiner ernsthaft, dass sie einknicken und irgendwelche Forderungen erfüllen. Kim hatte also eigentlich von Haus aus nichts zu verlieren und könnte auch problemlos sagen, dass er nicht abrüsten wird und der Gipfel daran gescheitert ist. Das würde für ihn ja nichts ändern.

Ganz anders sieht es ja dagegen beim selbstverliebten Donald aus. Er spielt sich ja schon als der einzig wahre Weltretter auf, der jetzt alles zu Recht rücken muss, was seine Vorgänger verbockt haben. Und mit diesem Selbstverständnis ist er ja auch nach Hanoi gereist und steht nun am Ende mit leeren Händen da und muss nun erklären, warum er als bester aller Präsidenten eigentlich nichts hinbekommen hat.

Was liegt da also näher als es einfach den Nordkoreaner in die Schuhe zu schieben um davon abzulenken, dass er eigentlich völlig unvorbereitet nach Hanoi geflogen ist? Ich könnte mir vorstellen, dass er wahrscheinlich in keinem einzigen Moment im Vorfeld darüber nachgedacht hat, dass Kim nicht genau das machen wird, was Trump gerne hätte und er dadurch wahrscheinlich auch im Vorfeld sich keine Gedanken gemacht hatte, was er Kim anbieten könnte, wenn der nicht gleich einlenkt.

Mit Sicherheit wird Kim, was die Abrüstung angeht, nicht sehr verhandlungsbereit gewesen sein. Aber warum sollte er auch seine Atombombe veschrotten, wenn sie jahrzehntelang daran gebaut haben und dafür viel Leid für die Bevölkerung in Kauf genommen haben? Daran konnte womöglich nur ein Donald Trump glauben. Darauf hätte man als US-Präsident vorbereitet sein müssen und für diesen Fall eben irgendetwas im Angebot haben müssen, was diesen Verlust für Kim aufwiegen würde und das hatte er scheinbar nicht. Ich denke daher also eher, dass der Gipfel am Ego von Donald Trump gescheitert ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Man kann sich wegen seines Hasses auf einen demokratischen Politiker natürlich auch zum nützlichen Idioten eines nordkoreanischen Diktators machen. Ich erwarte von Kim schlichtweg rationale Handlungen im Sinne seines Volkes und seines Landes. Zum Thema weitere Angebote kann ich nur sagen, dass man dies bei Nazi-Deutschland 1938 doch so erfolgreich in München gemacht hat. Man wollte Nordkorea doch schon Leichtwasserreaktoren liefern, damit sie es anders machen konnten. Was sollten sie diesmal bekommen? Die Absage war die einzige Möglichkeit.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Juri1877 hat geschrieben:Man kann sich wegen seines Hasses auf einen demokratischen Politiker natürlich auch zum nützlichen Idioten eines nordkoreanischen Diktators machen. Ich erwarte von Kim schlichtweg rationale Handlungen im Sinne seines Volkes und seines Landes.

Wo lebst du eigentlich, dass du so etwas glaubst? Jetzt mal ganz im Ernst, wir reden hier über einen Diktator, der Menschen foltern lässt und der lieber eine Atombombe baut, statt das Geld für Lebensmittel für sein Volk ausgibt. Und das ja nun nicht erst seit heute, das war ja schon unter seinen Vorgängern so. Wir reden hier von einem Diktator, der im Grunde genommen ganz alleine steht und es mit der ganzen Welt aufnehmen will. Und da erwartest du ernsthaft rationale Handlungen? Dann scheinst du ja genauso weltfremd zu sein wie eben Donald Trump, wenn du das ernsthaft glaubst.

Und ich habe hier auch keinen Diktator verteidigt. Ich gehe nur ganz pragmatisch an die Sache heran. Der eine hat einfach nur eine Atombombe und lässt dafür sein Volk verhungern und ist völlig isoliert und jeder außerhalb Nordkoreas weiß das auch. Mit einem Scheitern so eines Gipfels passiert Kim also nun einmal ganz einfach gar nicht. Ihm war es schon immer egal, dass er keine Verbündeten hat (außer mit Abstrichen China), ihm war egal wie die Weltgemeinschaft zu ihm steht und seinem Volk ging es schon immer schlecht. Was genau hat sich daran nun geändert? Genau, gar nichts. Er hätte also nur gewinnen können, wenn er irgendwie eingelenkt hätte. Ohne einlenken, bleibt halt alles so wie es ist und ihm kann es auch egal sein, ob er daran Schuld wäre oder nicht.

Bei Trump sieht da aber anders aus. Trump hat sich eben als Retter der Welt aufgebaut und ein Bild von sich zeichnen lassen, dass er alles kann und immer die besten Deals aushandelt. Er hatte also schon allein was das Prestige angeht sehr viel zu verlieren. Zumal er ja nicht nach Hanoi gereist ist und gesagt hat, wir schauen mal was geht und der Gipfel kann auch scheitern, sondern eben mit der ganz klaren Vorstellung, dass er da jetzt mal eben einen Deal aushandeln wird, den kein anderer hinbekommt. Und am Ende hat er warum auch immer nichts hinbekommen. Das ist erst einmal der Fakt, der egal was oder wie verhandelt wurde über geblieben ist.

Auch finde ich den München Vergleich von 1938 hanebüchen. Hitler hat man damals einfach falsch eingeschätzt und nicht für voll genommen. Kim dagegen kennen wir beziehungsweise die Politiker und Geheimdienste dieser Welt. Auch kann man wohl Nordkorea von heute nicht mit dem Dritten Reich vergleichen. Nordkorea hat nicht das Potential einen Weltkrieg zu führen. Auch wenn die Armee auf dem Papier groß sein mag, ist sie schlecht ausgerüstet. Die einzig wirkliche Gefahr geht von der Atombombe aus, die Nordkorea vermutlich hat. Und die haben sie eben auch jetzt noch ohne das man irgendwelche Zugeständnisse gemacht hat.

Ohne pragmatischen Ansatz kann man doch kaum mit Diktatoren reden. Sonst kommt am Ende das heraus, was wir jetzt bei Nordkorea sehen oder eben auch zum Beispiel beim Iran. Keinerlei Verbesserungen, keinerlei Abrüstungen und am Ende werden noch Atomabkommen wie mit dem Iran oder Abrüstungsverträge mit den Russen gekündigt. Aber glaube ruhig weiter daran, dass Donald Trump die Welt mit seinen Deals sicherer macht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich denke auch, dass die Wahrheit in der Mitte liegt. Ob man nun Trump geil findet oder nicht, muss man nicht alles glauben, was der Herr von sich gibt. Wir reden hier von einem Lügner, der durchaus manipulative Züge hat. Ich finde nicht generell alles gut, was er sagt und auch bestimmt nicht alles schlecht. Doch er ist auch sehr gut darin, Wahrheiten zu verdrehen und selbst dazu beizutragen, einiges auf andere zu schieben, wofür er selbst durchaus verantwortlich ist.

Das Sanktionen wegfallen sollen für ein paar Abrüstungsangebote, war die eine Seite. Der Unterschied ist, dass der dicke Nordkoreaner es eben nicht will. Das wusste man doch auch und da musste man auch nicht drauf hoffen. Wir reden von einem Diktator, der sein Land tagein und tagaus kontrolliert, sein Land mit Hass gegen andere, auch gegen die USA beschallt. Die Nordkoreaner glauben in der Tat, die größte Gefahr ginge von den USA aus und der geht sicher nicht nach Hause, baut Atomgebiete ab, um dann sein Gesicht zu verlieren.

Ich denke also auch, dass die Wahrheit bei beiden irgendwo mittig liegen wird. Die werden sich beide kaum aufeinander zu bewegt haben, aber gleichermaßen auch viel gewollt haben und wenig verzichten wollen. So ist das mit 2 derartigen Leuten nun einmal, die sich als narzisstische Persönlichkeit in den Fokus rücken müssen. Der eine ist Diktator, der davon lebt, sein Land klein zu halten und entsprechend sich als Alleskönner und Held zu präsentieren.

Während der andere demokratisch gewählt wurde, aber dennoch unglaublich dilettantisch ist und eine tickende Zeitbombe. Ein Narzisst vor dem Herrn, der um Stimmen bangen muss, weil er viele Einbüßen erleben musste und viele Versprechen, wie die Mauer, noch längst nicht unter Dach und Fach hat. Die beiden kämpfen also auf ganz anderen Fronten ganz unterschiedlich und wollen so wenig wie möglich auf jemanden zugehen, aber trotzdem viel haben.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Der demokratisch gewählte Präsident Trump ist also praktisch das Böse schlechthin und an Allem schuld. Kim ist sowieso ein Diktator. Also sind seine Taten entschuldbar? Mit Trump-muss-weg-Sprüchen hilft man nur Kim und seinen Atombomben.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Die Atombombe ist Nordkoreas Lebensversicherung. Es war naiv zu glauben, dass Kim Jong Un gegen die Aufhebung von Sanktionen darauf verzichten würde. Dem Diktator ist doch egal, wie viele seiner Untertanen verhungern. Ich denke, dass man Nordkorea nicht von außen ändern kann. Ich kann mir nur vorstellen, dass eine Änderung entweder von innen kommt, wenn das Regime es nicht mehr schafft, die Menschen von Informationen fernzuhalten, vielleicht sogar durch das eigene Militär, oder durch eine sehr langsame Annäherung von Nord- und Südkorea.

Schuld an der Ergebnislosigkeit des Treffens ist keiner, denn es gab nie eine wirkliche Chance für Ergebnisse. Trump war da ein wenig zu naiv und von sich eingenommen und was Kim sich davon erhofft hat, kann ich mir schwer vorstellen, vielleicht einfach nur einen Auftritt, der ihn seinem Volk als mächtigen und in der Weltgemeinschaft angesehenen Staatsmann präsentiert. Dafür hat ihm Trump blauäugig die Bühne geboten.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Vor dem Gipfel war keine Kritik zu hören. Im Nachhinein kann man viel sagen. Hätte Trump es nicht probiert, wäre es ihm vorgehalten worden. Ich finde es auch zynisch, wenn man jemandem Naivität unterstellt, weil er jede Möglichkeit für eine friedliche Lösung auslotet. Echte Lösungsvorschläge habe ich hier auch nicht gelesen. Wäre bei einer Präsidentin Clinton eigentlich etwas anders gelaufen?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Juri1877 hat geschrieben:Ich finde es auch zynisch, wenn man jemandem Naivität unterstellt, weil er jede Möglichkeit für eine friedliche Lösung auslotet.

Na macht er das denn? Warum gibt es denn kein vernünftiges Atomabkommen mehr mit dem Iran? Warum haben die USA und die Russen ihren INF-Vertrag gekündigt? Warum drängt Trump vehement darauf, dass die NATO-Staaten ihre Militärausgaben massiv erhöhen?

Sicherlich mag es für alles durchaus auch sinnvolle Erklärungen geben, aber es klingt eben auf der anderen Seite jetzt nicht wirklich danach, dass da jemand zwingend an friedlichen Lösungen interessiert ist. Zumal hier niemand gesagt hat, dass Trump per se böse ist.

Das ist ja deine eigene ganz persönliche Deutung. Wir haben ihm nur absolute Naivität beim Umgang mit einem Diktator unterstellt, den er vor einem dreiviertel Jahr noch als netten Typen, praktisch als Freund bezeichnet hat. Aber was interessiert schon das Geschwätz von gestern, oder?

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^