Gründe für den Kirchenausstiegs-Boom in NRW

vom 30.01.2019, 18:08 Uhr

Alleine in Nordrhein Westfalen sind die Kirchenaustritte um ein Fünftel gestiegen. Welche Gründe denkt ihr persönlich, sind daran Schuld, dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten?

Sind es die Kirchensteuer, sind es die Schlagzeilen, die immer mehr werden über Missbrauchsfälle in den Kirchen? Oder warum denkt ihr treten immer mehr Leute aus der Kirche aus? Seid ihr bei den Menschen dabei, die aus der Kirche ausgetreten sind und welche Gründe waren es?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es gibt es für NRW eine Metastudie, die die Gründe klar beleuchtet. So etwas wie die Studie zum Missbrauch ist für die meisten Austrittswilligen nur der Sargnagel, der die dann endgültig zum Amtsgericht treibt. Ärgerlich und unzufrieden waren die schon lange.

Und da gibt es dann auch wieder nicht nur einen Punkt, es sind viele kleine Stiche, die sich aufsummieren. Frauen und Homosexuelle bleiben benachteiligt. Die Kirchensteuer ist nicht niedrig und die Kirche ist nicht arm. Da kommt es nicht gut an, wenn Kindertagesstätten oder katholische Schulen angeblich wegen Geldmangel geschlossen werden sollen.

Und überhaupt, wo bleibt die Seelsorge? Versucht man das Gemeindebüro zu erreichen, hat es zu, weil es nur an wenigen Tagen unregelmäßig besetzt ist. Die Sterbesakramente muss man selbst in Krankenhaus oder Altenheim rechtzeitig anmelden. Und überhaupt, die Gottesdienste! Da werden Gemeinden zusammengefasst und Gottesdienst findet reihum in verschiedenen Kirchen statt.

Viele Senioren kommen da nicht hin und können nur noch selten hingehen. Dann teilen sich die Geistlichen die Arbeit und man muss zusehen, dass man bei jemandem beichtet, dem man auch vertraut. Das ist doch alles irre, die Kirche ist doch kein Callcenter vom Telefonanbieter. Wem bietet die noch wirklich was?

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich habe mal gelesen, dass man eine Korrelation zwischen Kirchenaustritten und Erhöhung von Abgaben beobachtet hat. Nun ist das ja immer so eine Sache mit Korrelation und Kausalität, aber unlogisch ist es ja nicht, dass die Erhöhung einer Abgabe dazu führen könnte, dass sich manch einer überlegt wo er das Geld wieder einsparen könnte.

Und wenn man dann eh schon lange nichts mehr mit der Kirche am Hut hat und nur aus Faulheit bisher nicht ausgetreten ist, ist das eben der Anstoß, den man braucht. Wenn man sich jetzt die Abgaben anschaut, dann fällt mir spontan die Pflegeversicherung ein, die kürzlich für Kinderlose erhöht wurde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kann da nur von mir persönlich sprechen und das hat so einige Gründe. Fangen wir einmal damit an, dass mir diese Verteufelung von Homosexuellen und oftmals die Gleichstellung von Pädophilie und Homosexualität oder HIV tierisch auf den Sack geht. Angeblich ist jeder in der Bibel vor Gott gleich und liebe deinen nächsten, aber offenbar gilt das niemals für Menschen, die dasselbe Geschlecht lieben. Diese Verteufelung geht mir schon einmal maßlos gegen den Strich.

Dann kommen all die Missbrauchsfälle zum Vorschein. Von den USA über Spanien bis nach Deutschland und sowieso weltweit. Mal davon abgesehen, dass es nahezu immer die katholische Kirche ist, wo man sich an kleine Jungen ( bevorzugt offenbar ) vergeht und was sind die Priester dann eigentlich? Nicht homosexuell angehaucht oder nach dem Motto, Kind ist Kind? Ne, da sind einige nämlich auch sehr wohl angehaucht, weil sonst wären die Opfer bei vielen nicht nur Jungen, sondern auch mal Mädchen. Aber das sie mal dahingestellt, da können wir ja vieler Meinung sein.

Ich empfehle mal den Fall Sister Cathy Cesnik in den USA zu verfolgen. Da kriegt man auch gezeigt, wie dreckig die katholische Kirche arbeitet, wenn Missbrauchsopfer anklagen und mehr. Der Umgang mit den Missbrauchsfällen ist ebenso der Kracher. Die Leute werden teilweise in andere Länder versetzt, sodass man die Gefahr einfach nur verschiebt. Die Kirche versucht Leute mundtot zu machen, nutzt das viele Geld ( Milliarden ) an Spenden lieber für dicke Anwälte usw. Das kotzt mich auch an.

Seit Jahren gibt es nicht gerade wenig Kirchensteuer, aber die Kirche hält immer fein die Hand auf und arm ist sie nicht. Die sind milliardenschwer, aber fordern immer von anderen was zu tun, statt mal die eigene Geldbörse zu öffnen. Das sind meine persönlichen Gründe, wieso ich diesem heuchlerischen Verein keinen Cent geben werde und wieso ich gerade die katholische Kirche mit ihrem Oberhaupt verachte. Ich würde ja auch dasselbe bekommen, denn ich habe es auch mit Frauen getrieben und wer meine private Angelegenheit dafür nutzt, um angeblich Gottes Plan der Verachtung zu schüren, dann ist man bei mir sowieso falsch.

Von der Kirche hört man vieles, aber komischerweise nur selten gutes. Kondome in Afrika um HIV zu verändern? Nein, Gott hätte das nicht gewollt. Homosexuelle sind Sünder, teilweise werden sie mit Pädos auf eine Stufe gestellt und für HIV verantwortlich gemacht (gerne auch von vielen ausnahmslos) und in den eigenen Reihen genug Kinderschänder und körperliche Missbräuche in Form von Schläge durch Nonnen & Co dulden. Das habe ich ja richtig gerne.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Die Thematik mit den Kirchenaustritten ist nicht nur ein Boom in NRW. Auch in Österreich sind immer mehr Austritte zu verzeichnen. Ich gehöre dazu. Ausschlaggebend waren die Beiträge für den endgültigen Austritt.

Ursprünglich wollte ich schon im Studium aussteigen. Es nervte mich immer, dass ich mich rechtfertigen muss wie viel ich verdiene und dass meine Glaubensgemeinschaft das wissen will. Diese ein Prozent vom Einkommen wurden zu sehr fragwürdigen politischen Zeiten eingeführt und seitdem nichts verändert. Mein Vater hat aber heimlich immer wieder meine Studienbestätigungen abgegeben, deshalb musste ich lange nichts zahlen. Oder er hat es heimlich eingezahlt und ich wusste nichts davon.

Als ich dann mal selbst einen Brief bekam war ich nur genervt und legte ihn beiseite weil ich kurzfristig einen Monat ins Ausland auf ein Praktikum ging. Dann kam gleich der Anwaltsbrief. Dies hat sich aufgeklärt aber ich musste den Mindestbeitrag zahlen. Ich hörte im Anschluss auch noch Horrorgeschichten, das Leute nur noch 30 Euro in der Brieftasche hatten für den Monat und die tatsächlich die Frechheit besaßen den Leute den Mindestbeitrag zu nehmen. Da hatte die Frau nur noch 5 Euro zum Essen kaufen. Aber sie musste zahlen sie war ja letztes Jahr noch bei der Kirche.

Dann sollte ich auf einmal über 200 Euro zahlen, als ich mein erstes Jahr richtig Geld verdiente nach meinem Studium. Sie haben mich gnädigerweise auf 160 Euro herunter gehandelt. Da hatte ich gerade eine mächtige Rechnung für meinen Hund zu bezahlen und sowieso habe ich mit meinen ersten Geld besseres vor als für einen Glauben zu zahlen den ich nicht einmal wirklich verinnerliche. Nachdem die Dame bei der Kirchensteuer dann nur wenig kooperativ war. Ich sagte ich zahle 100 Euro mehr nicht. Als sie nicht darauf ein ging habe ich binnen einen halben Stunde meinen Austritt bei der Post abgeschickt . :-)

Dazu muss ich sagen, der Austritt war überfällig. Ich weigerte mich mit 14 Jahren mich firmen zu lassen weil ich mit der Institution Kirche an sich nichts anfangen kann. Hatte mich untypisch für einen Teenager mit den Religionen auseinandergesetzt und das ist einfach nichts für mich. Hätte mein Vater nicht ständig die "Post" von der Kirche mit seiner mit erledigt wäre ich schon seit über 10 Jahren ausgetreten.

» TinaPe » Beiträge: 451 » Talkpoints: 13,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann überwiegend nur über die katholische Kirche sprechen, weil ich früher katholisch war. Bei dieser Kirche nervt mich unter anderem ebenfalls das permanente Zuschieben von Schuld und schlechten Eigenschaften an Menschen, die anders denken, glauben oder handeln. Ob es die Homosexuellen im Speziellen, oder die Anders- und Ungläubigen im Allgemeinen ist: aus Sicht vieler Kirchenoberen sind diese Menschen schuld an allem, was schlecht ist.

Gerade habe ich von einer Ansprache gelesen, die Kardinal Müller kürzlich gehalten hat, und in der er von einem "atheistischen Tsunami" spricht, der das Christentum gefährden würde. Angeblich würden die "politischen Atheismen" den Tod der Religion durch Ausrottung der Anhänger beschleunigen wollen. Der Redetext stellt atheistische Gedanken so dar, als ob sie gefährlich und zerstörerisch wären. Dabei werden atheistische, faschistische und kommunistische Denkweisen miteinander vermengt, als ob sie unausweichlich zusammengehören würden.

Wenn ich solche Anschuldigungen lese, dann muss ich sagen, würde ich gleich noch einmal austreten wollen, wenn ich nicht schon längst ausgetreten wäre.

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» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


In Deutschland sind die Kirchensteuern nicht ganz so hoch wie in Österreich, aber ich habe das auch schon gehört, dass sich die Kirche in Österreich auf eine etwas andere und selbst ermittelte Art und Weise an Ihren Gläubigern bereichert. Ich zahle laut meiner letzte Abrechnung knapp 32€, aber auch das finde ich für das was die Kirche für mich tut oder tun kann etwas lächerlich.

Abgesehen davon bin ich alles andere als gläubig. Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass da Jemand sein soll, der hier alles lenkt und dafür sorgt das alles läuft. Irgendwie ist doch jede Religion nichts anderes als eine Sekte. Es wird nur zur Religion durch die Anzahl der Gläubiger. Grade die Kirche, für die wir unsere Steuer entrichten, ist inzwischen soweit weg vom Menschen, wie man nur sein kann. Es kann sich heute keiner mehr leisten Pädophile zu decken oder Homophob zu sein, aber die Kirche macht es. Da wird vom Oberhaupt der Kirche die Abtreibung als Mord hingestellt, verbietet aber im gleichen Satz den Verbot von Pillen oder Kondomen. Und was ist, wenn das Kind aus einer Vergewaltigung entstanden ist?

Die Kirche läuft schon seit langem am Puls der Zeit mehr als nur vorbei. Daher sind die ganzen Austritte nur eine logische Konsequenz. Auch ich habe es immer vor mir hergeschoben, und die gut 30€ tun ja auch längst nicht so weh, wie 100 oder 200€. Trotzdem weiß ich nicht warum ich das noch weiter zahlen sollte. Ich bezahle ja auch nicht für ein Fitnessstudio wenn ich nicht dahin gehe. Und die Angebote sind bei der Kirche mehr als schlecht. Und selbst wenn ich gläubig wäre, warum muss ich dann dafür zahlen? Zahlt ein Buddhist Abgaben oder ein Hinduist? Ich denke nicht!

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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