Wieso kaufen die Leute immer noch Batterien?

vom 19.08.2015, 08:39 Uhr

Es liegt meines Erachtens nicht so sehr an den Angewohnheiten der Benutzer von netzspannungsunabhängig betriebenen Geräte, die prinzipiell für Batterien ausgelegt sind, nur Batterien zu nehmen, wenn das Gerät nicht mehr funktioniert oder in der Leistung nachlässt, sondern daran, dass Akkus leider bis heute häufig kein vollständiger, in allen Punkten gleichwertiger Ersatz für Batterien darstellen.

Hier möchte ich die Gelegenheit nutzen, von meinen langjährigen Erfahrungen zu berichten. Es geht hier hauptsächlich nicht um Handyakkus und spezielle Akkupacks, sondern um die Einzelzellen, die unter der Bezeichnung AA, AAA, D, Mono, C, Baby und so weiter im Handel verfügbar sind. Die Akkus sind dann unter der gleichen Gehäuseform mit der den Batterien entsprechenden Bezeichnung zu haben. Obwohl es da auch Unterschiede geben kann. Zum Beispiel passen die 9V-Akkus manchmal, je nach Hersteller wegen ihrer abweichenden Dicke nicht mehr in das für Batterien geeignete Gerätegehäusefach hinein.

Der Meinung, die vorher hier geäußert wurde, dass es vielleicht an der Politik läge, dass sich Batterien nicht vollständig von den Akkus verdrängen ließen, könnte entgegengetreten werden. Es wurde von der kommunalen Verwaltung in Köln vor etlichen Jahren sogar eine entsprechende Außenwerbungs-Plakataktion zum großen Teil mit finanziert. Dabei wurde dem Betrachter von einer jungen Dame auf dem Plakat der Wechsel von sogenannten Standardbatterien des Typs R6 oder AA auf Akkus wärmstens ans Herz gelegt. Die Betonung der werblichen Aussage lag auf Umweltfreundlichkeit. Die auf dem Plakat gezeigten Akkus basierten noch auf der Nickel-Cadmium-Technologie.

Habe damals der mehr oder weniger deutlichen moralischen Aufforderung nach umweltfreundlichem Verhalten Folge geleistet, bin aber nach Kauf der auf dem Plakat angepriesenen Ersatztypen bitter enttäuscht worden. Die Geräte funktionierten trotz korrekter Einhaltung der Lade-und Entladevorschriften der Akkus unter Verwendung eines teueren, professionellen Ladegerätes nur wesentlich kürzer, als es mit Alkali-Mangan-Batterien desselben Gehäusetyps der Fall war.

Auch wurde auf dem Plakat mit keinem noch so dezenten oder versteckten Fingerzeig auf den vorher notwendig werdenden Erwerbs eines Akku-Ladegerätes hingewiesen. Ich muss ehrlicherweise sagen, ich fühlte mich von dieser Reklame, gerade auch noch durch den Umstand, dass sie einen quasi-offiziellen Anstrich durch Sponsoringhinweis der Stadtverwaltung bekommen hatte, regelrecht irregeführt.

Tatsächlich verhält es sich so, dass die Akkuhersteller in der Zwischenzeit ganz gewaltig dazugelernt haben. Die Nickel-Cadmium-Zellen, für die auf dem öminösen Plakat noch Werbung gemacht worden war, sind zwischenzeitlich sogar per EU-Gesetzgebung verboten worden. Deswegen brauche ich mich nicht zu wundern, dass ich hier keinen Link mehr zum Plakat setzen kann, weil es im Internet nicht mehr auffindbar gemacht worden ist.

Auch daran sieht man, wie rasant eine technologische Entwicklung sein mag. Was vor ein paar Jahren noch als unabdingbar umweltfreundlich galt, wird einige Jahre später sogar verboten. Fest steht, dass Batterien und Akkus in der Herstellung und in der Entsorgung keinerlei gravierende Unterschiede in puncto Umweltfreundlichkeit aufweisen. Der einzige Vorteil von Akkus ist und bleibt die Wiederaufladbarkeit. Ja, man hat sogar alle möglichen Dinge versucht, die Vorteile von Batterien und Akkus in Form sogenannter wiederaufladbaren Alkali-Mangan-Zellen zu kombinieren.

Man soll die Zellen mindestens zehnmal aufladen können, bevor sie wie "normale" Batterien unbrauchbar werden und fachgerecht entsorgt werden müssen. Dabei hätte man zumindest eine Ersparnis von 9 Batterien. So der Hersteller. Bei mir sind nach dem ersten Aufladevorgang die Zellen mit Ammoniakgeruch und Austreten von Elektrolyt unbrauchbar geworden, obwohl das vom Akkuhersteller empfohlene und eigens für diese Batterie-Akku-Type hergestellte Ladegerät genau nach Vorschrift verwendet worden war. Dieses Ladegerät hat etwa 100 Euro gekostet. Eine Investition, die wieder völlig vergeblich war, zumal da der Hersteller jegliche Haftung und Garantie ablehnte.

Ein Nachteil von Akkus ist die Selbstentladung. Die Energiebilanz verschlechtert sich dadurch nicht unerheblich. Ich habe hier eine ganze Kiste von Akkus, die geladen worden sind, will ich auf den Vorrat bei der Taschenlampe zurückgreifen, habe ich oft festgestellt, dass die Monozellen nach ein paar Minuten Brenndauer "alle" sind. Das ist so etwas von ärgerlich, weil sich mit jedem durch Selbstentladung zusätzlich notwendig werdenden Entlade- Ladezyklus auch die Lebensdauer verkürzt wird, und ein Vorrat kaum angelegt werden kann. Da muss noch von den Akkuherstellern daran verbessert werden. Die Uhren mit Langzeiteffekt laufen auch wegen der Selbstentladung nicht mit Akkus, sondern mit Batterien besser.

» Gorgen_ » Beiträge: 1059 » Talkpoints: 374,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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