Extra Trinkgeld für langsame Bedienung?

vom 11.09.2017, 13:40 Uhr

Vor geraumer Zeit waren wir mit ein paar Kollegen und Bekannten in einem Asia-Restaurant. Der Laden war brechend voll und die Bedienung zum Teil deutlich überfordert. Eine Frau mittleren Alters war scheinbar allein zuständig für sämtliche Tische, sehr gehetzt und den Kollegen über ärgerlich gestimmt, aber weiterhin sehr freundlich zu den Gästen.

Bis die Bestellungen kamen, vergingen mehr als 40 Minuten, obwohl es sich nicht um aufwendige Gerichte handelte. Andere Gäste mussten wohl auch sehr lange auf das Essen oder die Rechnung warten. Ein Kollege am Tisch war sehr verärgert und meinte, das in solchen Fällen kein Trinkgeld rausrückt und eigentlich eine Wiedergutmachung vom Restaurant erwartet.

Ein Bekannter sah das ganz anders - er meinte fröhlich, dass er gerade in solchen Situationen noch ein wenig Trinkgeld für die arme Bedienung drauflegt. Wenn einer allein sich um alles kümmern muss und so gestresst wirkt, tut ihm das leid und das ist ja wenn dann der Fehler des Managements. So gibt er solchen Bedienungen gerne ein extra Trinkgeld, damit sie wieder etwas motivierter und fröhlicher sind.

Das fanden die meisten am Tisch nicht nachvollziehbar. Findet ihr es schön, wenn man in solchen Fällen noch zusätzlich großzügig ist oder wäre für euch damit das Trinkgeld gestorben?

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube ich hätte in so einem Fall auch Mitleid gehabt. Wenn jemand trödelt und ich mein Essen lange nicht bekomme, die Person dann noch unfreundlich ist gibt es nichts, aber diese Frau scheint sich wirklich ins Zeug gelegt zu haben und alleine ein ganzes Restaurant zu bedienen ist sicherlich nicht ohne, da hätte ich auch Trinkgeld gegeben. Wobei ich auch versucht hätte jemanden zu sprechen, der da zuständig ist, weil es einfach nicht geht, dass man so lange als Gast warten muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke auch, dass ich es von der Situation abhängig machen würde. Generell bin ich zwar der Meinung, dass ein gewisses Tempo zum guten Kellnern dazugehört, und ich gebe auch eher Trinkgeld, wenn ich zügig bedient werde. Aber nichtsdestotrotz kann es ja immer mal vorkommen, dass unerwartet ein Kollege krank wird oder anderweitig verhindert ist und eine Bedienung plötzlich die doppelte Anzahl an Tischen betreuen muss. Dafür kann dann niemand etwas, und solange sich die Person Mühe gibt und professionell und freundlich bleibt, sollte man ihr das auch anrechnen. In einem solchen Fall würde ich das Trinkgeld also nicht streichen, nur weil es länger dauert.

Allerdings würde ich auch keinen extra Aufschlag an Trinkgeld geben. Ich habe nun mal meine Obergrenze für solche Boni, da ich auch selbst ein wenig auf meine Finanzen gucken muss. Selbst für einen exzellenten Service kann ich daher nicht unbegrenzt mit zusätzlichem Geld um mich werfen. Ich belasse es meistens bei den etablierten 10% oder runde eben bis zum nächsthöheren geraden Betrag auf - je nachdem, was sich gerade anbietet.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich finde es sehr aufmerksam, dass es von dem Gast bemerkt worden ist, dass die Kellnerin schließlich alleine am Werk war und er ihr deswegen als Anerkennung mehr Trinkgeld geben wollte. Ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht.

Aber bei mir kommt es darauf an, wie sich der Kellner mir gegenüber verhält. Du beschreibst hier, dass die Kellnerin trotz Hektik freundlich zu den Kunden war und das ist für mich schon Grund genug, ihr Trinkgeld zu geben. Wenn mir dahingegen ein Kellner total doof kommt, auch wenn er schnell ist, bin ich geneigt sparsamer mit meinem Trinkgeld zu sein.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich war vor kurzem mit einer Freundin in der Eisdiele. Das Wetter war herrlich, die Eisdiele sehr gut besucht. Die Kellner hatten alle ihre zugewiesenen Tische. Wir haben gesehen, dass der Kellner gut zu tun hatte. Trotz alledem war die Freundlichkeit nicht vorhanden. Er begrüßte uns nicht, gab uns eigentlich keine angemessene Zeit um uns etwas auszusuchen.

Als dann unsere Eisbecher waren, waren diese sichtlich kleiner als die der anderen Gäste. Als wir dann bezahlen wollten, brauchten wir mehrere Anläufe bis er uns beachtete. Ich sagte sofort zu meiner Freundin, dass er kein Trinkgeld verdient habe. Sie konnte das aufgrund ihres schlechten Gewissens nicht und gab ihm 10 Cent. Von mir kam allerdings nichts.

Deswegen bin ich der Meinung: Ist das Restaurant etc. voll, die Kellner haben sehr viel zu tun, sind aber trotzdem freundlich und zuvorkommend, haben sie ein Trinkgeld verdient. Ansonsten Nein. Denn bekanntlich ist ja der Kunde König und das sollte man auch in stressigen Situationen nicht vergessen!

» nadii91 » Beiträge: 19 » Talkpoints: 6,37 »


Ich mache das Trinkgeld immer an unterschiedlichen Faktoren fest. Wenn sich die Servicekraft bemüht und freundlich und höflich ist, gebe ich eigentlich immer Trinkgeld, selbst wenn es im Einzelfall etwas dauert. Schließlich können die Damen und Herren an der Front meistens am wenigsten dafür, wenn der Laden voll ist und einfach nicht genügend Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Ob gerade alle Grippe haben oder ob die Restaurantleitung unfähig ist, einen sinnvollen Schichtplan zu erstellen, ist mir in diesem Zusammenhang auch egal, weil es an der akuten Situation schließlich nichts ändert.

Auch wenn ein Fehler passiert, heißt das für mich nicht automatisch, dass das Trinkgeld gestrichen wird. Aber wer bei mir meint, schnippisch oder arrogant auftreten zu müssen, pomadig in der Gegend herum zu stehen und die zahlenden Gäste quasi als Störenfriede anzusehen, der hat leider Pech gehabt.

In diesem Fall hätte ich vermutlich auch Trinkgeld gegeben, und mich im Extremfall eben an den Chef oder die Chefin gewandt und dort meine Beschwerde wegen überlanger Wartezeit und überlastetem Personal abgeliefert. Die niederen Chargen anzuschnauzen oder sonst irgendwie abzustrafen bringt nämlich im Normalfall gar nichts, während die Ebene der Entscheidungsträger nur dann etwas ändern kann, wenn sie informiert wird, dass es so nicht geht.

Das erfordert zwar etwas mehr Aufwand, als einfach nur schmollend abzuziehen, aber ich denke mir eben, entweder gebe ich meiner Unzufriedenheit angemessen Ausdruck oder ich finde mich damit ab, dass das Essen etwas länger gedauert hat. Nur vor sich hin zu meckern und die Bedienung als Sündenbock herzunehmen empfinde ich als wenig produktiv.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn das Essen sehr lange gedauert hat, dann lag das Problem doch viel eher in der Küche und nicht bei der Bedienung. Sie hat sich ja abgehetzt, wie es dem Text zu entnehmen ist und man kann ja schlecht durch das Restaurant rennen. Wenn die Köche lange gebraucht haben oder wenn auch die Küche unterbesetzt war, dann kann ja die Bedienung nichts dafür. Sie bereitet das Essen ja nicht zu, sondern gibt es nur aus.

Ich denke, dass auch die Köche da nicht herumgetrödelt haben, sondern dass das Restaurant grundsätzlich richtig unterbesetzt war und dass einfach Mitarbeiter gefehlt haben. Das muss auf jeden Fall Stress für die ganzen Mitarbeiter gewesen sein, die dort waren und gearbeitet haben. Von daher finde ich es wirklich schön, dass die Mitarbeiterin es trotzdem geschafft hat, freundlich zu den ganzen Gästen zu bleiben, auch wenn sie sicherlich die eine oder andere Beschwerde mitbekommen hat.

Ich finde es gut, dass man der Bedienung mehr Geld gegeben hat, zumal sie ja im Endeffekt sicher nichts für das ganze Chaos konnte. Wie gesagt, sie hat ja die Mahlzeiten nicht zubereitet, sondern sie nur so schnell wie möglich ausgegeben. Von daher finde ich es toll, wenn man die Arbeit der Bedienung als Gast auch wertschätzt und sie so noch zusätzlich motiviert.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich deinen Kollegen hier verstehen kann, denn die Bedienung war ja nicht extra langsam, sondern einfach gestresst und hat ihr Bestes gegeben, so wie ich das hier herauslese. Natürlich ist es für die Gäste trotzdem ärgerlich, wenn sie so lange auf ihr Essen warten müssen und von dem Restaurant kann es nicht sein, dass dann nicht noch eine Bedienung da ist und eine Person alleine den Laden schmeißen muss.

Sicher kann es immer mal sein, dass krankheitsbedingt Angestellte ausfallen, aber man sollte schon versuchen, dass die Gäste nicht darunter zu leiden haben. Deswegen weiß ich nicht, wie ich in der Situation handeln würde. Ich denke aber, dass ich einfach das übliche Trinkgeld geben würde, nicht mehr und auch nicht weniger. Es bleibt dann nur zu hoffen, dass die Bedienung das Trinkgeld auch behalten durfte und es nicht abgeben musste, nachdem sie sich so dafür abgerackert hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde es absolut nachvollziehbar das dein Kollege der Dame mehr Trinkgeld geben wollte. Ich hätte es wohl genauso gehandhabt. Anscheinend war es ja offensichtlich das Sie von ihrem Chef „im Stich gelassen“ wurde und Sie sich sehr reinhängen musste um die Arbeit überhaupt bewältigen zu können. Mit meinem Trinkgeld honoriere ich ja den guten Service. Dazu zählt zwar auch die Schnelligkeit aber eben vor allem die Freundlichkeit. Und wenn jemand trotz riesigem Stress und einem großen Andrang immer noch freundlich ist und sich bemüht, rechtfertigt das durchaus ein höheres Trinkgeld.

Meistens fällt es aber den Gästen gar nicht auf wenn sich eine Servicekraft in so einer Situation befindet. Die meisten reagieren wohl wie dein anderer Kollege und streichen der armen Frau auch noch das Trinkgeld. Das bedeutet das sich die Dame quasi umsonst so abgerackert hat. Vielen Gästen kann man es sowieso nicht recht machen. Deshalb bin ich ganz froh das ich nicht im Service arbeiten muss und ziehe meinen Hut vor allen Servicekräften die in so einer Situation noch ein Lächeln im Gesicht haben.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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