Bei hohen Kosten auf Mitleid wegen Frau und Kindern hoffen?

vom 15.11.2017, 23:30 Uhr

Ich habe in einem anderen Thread bereits erwähnt, dass mein Partner Anwalt ist und in der Regel Honorarverträge mit den Mandanten abschließt, so dass diese gut über die Kosten informiert sind, die auf sie zukommen könnten. Letztens gab es einen Mandanten der eine hohe Rechnung bekommen hat und die Summe so auch vorausgesagt bekommen hat.

Der Mandant hat dann eine sehr peinliche Mail an die Kanzlei geschrieben, in der er davon berichtet hat, dass seine Frau und seine Kinder zu weinen angefangen hätten, als sie von der Rechnung erfahren hätten. Die Summe wäre für eine Familie doch viel zu hoch. Er wüsste nicht wie er das bezahlen sollte und man solle doch bitte Rücksicht auf seine Familie nehmen.

Mein Partner und die anderen Anwälte in der Kanzlei fanden das lachhaft und hatten kein Mitleid. Der Mandant hat durch ihre Arbeit beträchtliche Mieteinnahmen zu erwarten, so dass die Kosten kein Problem sein sollten. Wie seht ihr das? Drückt ihr bei hohen Rechnungen auch schon mal auf die Tränendrüse, weil ihr eine Familie habt? Ist das nicht ziemlich peinlich?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann das auch nicht nachvollziehen, immerhin hat man hier eine Dienstleistung in Anspruch genommen und die Gebührenordnung der Anwälte sind offen einsehbar, sowie man auch die Kosten im voraus dann in Erfahrung bringen kann wenn man danach fragt. Da muss man sich dann schon überlegen, ob man sich das Leisten kann, wovon man das bezahlt und ob der Kosten Nutzenfaktor das nicht bereits tragen könnte.

Hinterher dann ankommen und jammern, dass man das nicht bezahlen kann wegen seinem Privatvergnügen Familie ist die unterste Schublade und damit die Rechnung zu drücken. Wenn man das nicht auf einmal zahlen kann, dann kann man anständig nach einer Ratenzahlung, einer Stundung oder ähnlichem Fragen wenn man auch glaubhaft versichern kann, dass die Zahlung dann auch eintrifft. Ansonsten ist es halt persönliches Pech und solch eine Bettelmail hätte bei mir auch nur zu einem Lachanfall geführt.

Zahlt der gute dann nicht, dann wäre ich auch der letzte Mensch auf Erden der nicht einen Gerichtsvollzieher los schicken würde damit die Summe für die erbrachte Leistung dann auch beglichen wird. Dabei spielt es so gar keine Rolle, ob derjenige Familie hat oder auch nicht, da das Existenzminimum ihn ohnehin schützt was nicht gepfändet werden kann und damit seine Brut dennoch nicht verhungert.

Alternativ kann sich der gute einen weiteren Job suchen oder auch die Dame des Haushaltes ihren Hintern bewegen um etwas zum Einkommen beizutragen, die Kinder in der Form von Einsparungen und da braucht man nicht Flennen. Geflennt wurde hier in meinen Augen wohl nur, weil sie ihren eigenen persönlichen Nachteil gesehen haben z.B. indem das Taschengeld halt mal einige Monate flach fällt oder auch die Hausdame nicht jeden Monat zum Shoppen rennen kann um da das Geld zu verjubeln. Aber Hauptsache sich nicht bewegen, Leistungen in Anspruch nehmen und hinterher dann die Rechnung drücken wollen oder ganz erlassen haben wollen, weil es einem so schlecht geht mit Familie.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Das finde ich offen gesagt ziemlich lächerlich und dämlich. Man weiß doch in der Regel vorher, welche Kosten auf einen zukommen werden und man kann auch vorher vereinbaren, wie die Konditionen bei der Rückzahlung sind. Also ob Zinsen anfallen würden, wenn man Ratenzahlung bevorzugt oder dergleichen. In der Regel weiß man ja auch, wann der Betrag fällig wird, sodass man zur Not noch etwas Zeit zum Sparen hat. Ich halte das für eine lahme Ausrede und hätte diesem Mann keinen Rabatt gewährt. Er wusste ja vorher, worauf er sich einlassen würde und die Summe war ja nicht überraschend.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Du schreibst ja, dass der Mandant es wusste, welche Summe auf ihn zukommen würde und dann finde ich es besonders peinlich, so zu reagieren, wie du es hier beschreibst. Immerhin hat ihn die Rechnung doch nicht unvorbereitet getroffen, dann kann ich es noch eher verstehen, dass man dann erst einmal schlucken muss. Aber selbst dann würde ich nicht so eine Mail schreiben, die vor Selbstmitleid nur so trieft.

Er hat eine Dienstleistung durch einen Anwalt beantragt und dann muss er diese auch bezahlen, so einfach ist es doch. Und wenn er dann dank dieser Dienstleistung auch noch hohe Mieteinnahmen zu erwarten hat, dann ist es doch erst recht ein Unding, bei der Rechnung derart auf die Tränendrüse zu drücken.

Natürlich hat er das Geld noch nicht, aber trotzdem bleibt es doch dabei, dass er wusste, wie teuer der Anwalt wird und dann muss man sich das eben vorher überlegen, ob man einen bittet, die Sache zu übernehmen oder eben nicht. Somit kann ich auch nur sagen, dass ich es einfach peinlich finde und bei einer Rechnung sicher nicht so reagieren würde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Man kann ja auch nicht in ein Geschäft gehen und dort Sachen einfach mitnehmen mit der Aussage, dass man dann später irgendwann mal zahlen wird. Deswegen finde ich die Handlung reichlich bescheuert. Vielleicht hatte er sich vom Ausgang des Verfahrens etwas Geld erhofft und dieses vielleicht auch so, dass er davon den Anwalt zahlen kann, aber damit kann man ja nicht rechnen.

Gerade, wenn man vorher weiß was auf einen zukommt finde ich es einfach dreist dann mit der eigenen Familie zu argumentieren. Ein guter Anwalt kostet nun mal und offensichtlich wurde hier auch nichts verheimlicht. Dass man nun Frau und Kinder vorschiebt finde ich wirklich peinlich. Wobei man ja auch einfach um eine Ratenzahlung hätte bitten können, aber vorher wäre das um einiges fairer gewesen als nach getaner Arbeit des Anwalts. Kurzum finde ich das Verhalten sehr unangebracht von dem Mann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones hat geschrieben:Vielleicht hatte er sich vom Ausgang des Verfahrens etwas Geld erhofft und dieses vielleicht auch so, dass er davon den Anwalt zahlen kann, aber damit kann man ja nicht rechnen.

Crispin schreibt doch, dass der Mandant durch den Anwalt beträchtliche Miteinnahmen bekommen hat. Es ist also überhaupt nicht so, dass da jemand knapp bei Kasse ist oder so, das Geld kommt ja. Nur ist man offensichtlich zu geizig, trotzdem zu bezahlen und versucht es mit Manipulation und den angeblich so armen Kindern und der Ehefrau.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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