Kindern die Illusion an Weihnachtsmann und Co. nicht geben?

vom 20.12.2018, 14:17 Uhr

Ich kenne kein Kind, welches nicht zumindest in den ersten Lebensjahren an sowas wie den Weihnachtsmann, das Christkind oder den Nikolaus oder auch den Osterhasen aufgewachsen sind. Doch es gibt in der heutigen Zeit tatsächlich Eltern, die den Kindern diesen Glauben, diese Illusion einfach erst gar nicht geben wollen. Sie wollen die Kinder schlichtweg nicht anlügen.

Meine Kinder haben, als sie klein waren an das Christkind geglaubt. Ich bin christlich aufgewachsen und ich kannte es nicht anders, als dass bei uns das Christkind kam. Der Zauber, den die Kinder schon ein paar Tage vorher verspürten, das Geheimnisvolle, war einfach schön. Doch meine Tochter ist eine dieser Elternteile, die sagen, dass ihr Kind ohne diesen "Quatsch" aufwachsen soll. Er soll von Beginn an gesagt bekommen, dass Weihnachten kein Weihnachtsmann kommt oder das Christkind. Geschenke braucht man auch nicht unbedingt.

Ich muss zugeben, dass ich darüber doch sehr erstaunt war, weil ich gerade den Zauber um Weihnachten für die Kinder so schön fand. Wunschzettel malen als sie noch nicht schreiben konnten. Ein Weihnachtsbaum, der wie aus Zauberhand nachts einfach geschmückt wurde. Es war einfach schön für die Kinder.

Vor allem habe ich auch an die Kinder gedacht, die daran glauben und was ist, wenn der Kleine dann im Kindergarten den Kindern die Illusion nimmt, wenn er alt genug ist? Was ist, wenn er alle Eltern Lügen straft? Ich glaube, ich wäre nicht erfreut gewesen, wenn damals ein Kind im Kindergarten meinen Kindern diese Illusion genommen hätte und mich dann auch noch als Lügner dastehen lässt.

Wachsen eure Kinder mit dem Glauben an Weihnachtsmann und Co. auf oder habt ihr von klein auf klar gestellt, dass es nur Kommerz ist? Denkt ihr, dass die Kinder diesen Zauber der Weihnacht braucht und auch das Geheimnis und den Glauben an etwas, was es eigentlich nicht gibt? Denkt ihr, dass man einem Kind das antun darf oder sollte man vielleicht sogar mit den ganzen Geschichten um Weihnachtsmann und Co. aufräumen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe dieses Jahr erst wirklich damit zu tun gehabt. Mein Sohn begreift das dieses Jahr einfach deutlich mehr und da kommen dann eben auch Fragen. Ich erhalte den Weihnachtsmann und die Vorstellung an ihn für meinen Sohn, weil ich finde, dass das zum Kind sein dazu gehört. Wobei ich ihm auch klargemacht habe, dass der Weihnachtsmann nur zu den Kindern kommt und Erwachsene sich untereinander etwas schenken, nach einem recht unbedachten Gespräch im Auto.

Ich finde, man darf und sollte seinem Kind etwas Fantasie lassen, immerhin ist es doch schön sich Geschichten im Kopf auszudenken, was der Weihnachtsmann so alles machen kann, macht und was es wohl für Geschenke gibt. Mir hat das als Kind sehr gut gefallen und ich möchte es so weitergeben. Wenn jetzt nächstes Jahr jemand im Kindergarten erzählt, dass es keinen Weihnachtsmann gibt, dann muss das auch besprochen werden, aber so weit ist es ja noch nicht. Die Illusion zu haben finde ich auf jeden Fall ganz gut.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Ein Weihnachtsbaum, der wie aus Zauberhand nachts einfach geschmückt wurde.

Das war bei uns nie so. Bei uns wurde der Weihnachtsbaum immer zusammen aufgestellt und geschmückt, nachdem man zuvor natürlich alles aufgeräumt hatte. So viel "Zauber" gab es bei uns da gar nicht und wir haben auch nie Milch und Kekse für den angeblichen Weihnachtsmann hingestellt. Meine Familie ist zwar christlich geprägt, aber dass das Christkind die Geschenke bringt ist bei uns ein blasphemischer Gedanke. Daher habe ich nie verstanden, warum andere Familien die Christkind-Tradition pflegen.

Ich kann deine Tochter schon irgendwie verstehen. Geschenke an Weihnachten müssen meiner Ansicht nach nicht unbedingt sein, aber wenn man Kinder hat, ist das vielleicht noch mal was anderes. Ich weiß nicht, wie ich da reagieren würde, wenn ich Kinder hätte. Denn der Partner spielt bei so etwas ja auch eine Rolle.

Es bringt ja nichts, wenn ich einem Kind den Glauben an den Weihnachtsmann vermitteln will, wenn der Kindsvater da auf brutale Ehrlichkeit setzt und das Kind direkt aufklärt. Da müssen schon beide Eltern an einem Strang ziehen, sonst funktioniert das nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Soweit ich mich erinnern kann, wurde mir als Kind nie wirklich ernsthaft die Existenz des Christkinds vorgegaukelt (der Weihnachtsmann hatte damals noch keine richtige Tradition bei uns). Meine Eltern haben zwar vor der Bescherung versucht, irgendwie geheimnisvoll zu tun, aber ich glaube, dass ich das damals schon eher als eine Art Rollenspiel gesehen habe. Trotzdem hat Weihnachten für mich als Kind ebenfalls etwas Märchenhaftes gehabt, auch ohne den festen Glauben an das Christkind.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich finde die Argumentation ganz interessant, dass der Weihnachtsmann zur Entwicklung des kritischen Denkens beiträgt. Du hast bei der ganzen Weihnachtsmann-Romantik nämlich den letzten Teil vergessen, der auch dazu gehört.

Der Moment, in dem man merkt, dass der Weihnachtsmann die gleichen Schuhe wie der Onkel hat. Der Moment, in dem man von einem anderen Kind hinter vorgehaltener Hand erzählt bekommt, dass der Weihnachtsmann auf dem Weihnachtsmarkt nicht echt sei, weil er den falschen Bart nach unten gezogen hat als er einen Glühwein getrunken hat. Oder in meinem Fall - der Moment, in dem man den Weihnachtsmann in ein Auto statt einen Schlitten einsteigen sieht, obwohl er im Kindergarten eben noch behauptet hat, dass er mit dem Schlitten gekommen sei.

Ich war damals tatsächlich sehr stolz auf meine detektivischen Fähigkeiten, der Gedanke, dass ich mein ganzes, kurzes, Leben lang belogen worden bin kam mir irgendwie gar nicht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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