Stressfreier, wenn Kinder selbstständig gehen können?

Ich habe mal die Aussage einer Mutter gehört, dass sie froh ist, wenn ihr Kind dann mal selbstständig gehen kann und sie den Kinderwagen und auch die Trageschale nicht mehr benötigt, beziehungsweise nicht mehr darauf angewiesen ist. Sie meinte, dass es unterwegs oft extrem anstrengend wäre, die ganze Zeit den Kinderwagen dabei zu haben, vor allem dann, wenn es keinen Aufzug gibt oder man auch noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren muss.

Ich habe aber auch schon gegenteilige Meinungen gehört. Eine Mutter meinte mal, dass sie die Zeit vermissen würde, als ihr Kind noch nicht selbst gehen konnte, da es nun die ganze Zeit wegläuft und sie ihre Augen quasi überall haben muss. Man könne das Kind nicht einmal für ein paar Sekunden unbeaufsichtigt lassen. Was findet ihr entspannter und stressfreier?

Es kommt doch eher darauf an, wie man seinen Alltag gestaltet. Ich beobachte auch immer wieder, wie Eltern mit ihren Kindern im Nahverkehr fahren müssen. Bei uns in der Stadt sehe ich auch vermehrt Eltern mit Tragetüchern für ihre Kinder, wobei man die ja auch nicht ewig verwenden kann. So ein Kinderwagen ist einfach total unpraktisch, weil es nicht überall hier barrierefrei ist. Daher denke ich, dass es bei uns auch einfacher wäre, wenn das Kind eine gewisse Selbstständigkeit erlangt hätte.

Allein gehen ist sicherlich nicht alles. Man muss auch an der Hand laufen können müssen und hören müssen und bis dahin dauert es einfach ein bisschen länger, auch langes Laufen kann man nicht automatisch nur weil man laufen kann. Eine Trage ist wirklich eine super Sache, ich trage auch lieber. So einen Kinderwagen finde ich nicht mal nur im Straßenverkehr etwas unpraktisch, auch beim durch die Stadt gehen, Treppen laufen müssen und so weiter. Das darf natürlich jeder selber entscheiden, aber das Jammern ist auch blöd, wenn es Alternativen gibt.

Ich habe auch einen kleinen Wildfang zu Hause, der leidenschaftlich gerne rennt und so langsam erst begreift wann man das lieber mal lassen sollte. Er hört zwar schon recht gut, aber bei einem Kleinkind muss man immer aufpassen, nicht nur auf der Straße, da passiert doch schnell mal etwas.

Es hat alles seine Vorteile und auch Nachteile. Wer meint, dass ein Kinderwagen ein Hindernis ist, der wohnt dann in der falschen Stadt, hat das falsche Modell oder falsche Vorstellungen. Eine Trage als Alternative? Besten Dank, ich habe wahnsinnig viel Lust darauf das Ding jederzeit mitzuschleppen und hinterher noch ein Kind mit 20 Kilogramm zu tragen die ganze Zeit. Was ist daran praktischer wenn man sich das Kreuz kaputt schleppt und müde wird durch das dauerhafte tragen von der eigenen Brut?

Und nur weil man meint, dass Treppen mit dem Kinderwagen ein Problem sind was es aber gar nicht ist wenn man die Technik beherrscht, dann muss man nicht meinen das ein Kleinkind oder ein Baby wenn es angefangen hat zu laufen, die Treppen ohne jede Probleme laufen kann. Rolltreppen sind immer nett, aber werden unterschätzt. Mit dem Kinderwagen rafft das komischerweise jeder, aber kaum geht das Kind an der Hand ist das vergessen.

Wie man es dreht und wendet, ein Kind im Kinderwagen kann man auch nicht unbeaufsichtigt lassen für einige Sekunden wie auch kein Kind was frei herum rennt oder an der Hand geht. Man hat darauf immer ein Auge zu haben, der Kinderwagen kann ebenfalls kippen wenn das Kind darin am turnen ist, ein Kind was frei rennt kann auf einmal auch weg sein und selbst wenn man es an der Hand hat, kann immer noch etwas anderes kommen.

Ich bin immer in den öffentlichen Verkehrsmitteln mit Kinderwagen gefahren, auch mit einer Trage und wenn ich die Wahl hätte, dann lieber der Kinderwagen. Denn dort sitzt das Kind angeschnallt drinnen, besser geschützt als in der Trage denn oftmals hat man nicht mal mehr einen Platz zum halten bekommen sondern stand einfach so darinnen. Die Kinderwägen haben ausgewiesene Plätze, von denen man jederzeit Leute ohne Kinderwagen vertreiben darf, darunter zählen auch Eltern die ihre Kinder in Tragen haben. Sprich auch diese haben hier Pech gehabt und müssen weichen. Barrierefrei ist hier auch nicht alles, aber wenn man 10 Meter weiter geht, dann gibt es eine Alternative wie man von A nach B kommt da auch Rollstuhlfahrer existieren die das gleiche Problem haben. Wenn man nicht weiter kommt, da z.B. nur eine Hochflurstraßenbahn kommt, dann fragt man ob jemand mit anpackt und den Kinderwagen die drei Stufen nach oben trägt. Es hat sich immer jemand finden lassen wenn man denn möchte.

Mit Kind an der Hand bekommst du hier kein Platz in der Bahn angeboten. Dann muss das Kind halt stehen wenn kein Platz ist und keiner auch Platz macht. Macht sich wunderbar, wenn man eines dabei hat was gerade einige Schritte laufen kann aber die Fahrbewegungen nicht ausgleichen. Noch dazu machen diese Kinder mehr Krach als im Kinderwagen, tatschen alles an mit ihren dreckigen Fingern und ganz besonders toll ist Essen und Trinken wenn die frei laufen. Ich habe noch nie gesehen und erlebt, dass jemand angemault wurde wenn das Kind im Kinderwagen gegessen hat. Kaum sitzt es frei, dann gibt es aber auch direkt eine Ansage. So oder so, ich finde es nicht mehr wie richtig, dass man in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht isst und trinkt, ganz gleich ob Kind oder auch nicht. Aber ich finde es wahnsinnig gut, dass für Kinder hier keine Ausnahme gemacht wird.

Mir hat beides ehrlich gesagt keinen Stress bereitet, aber das ist auch oftmals eine Sache der Einstellung und wo das eigene Stresspegel ist. Kennt man meinen normalen Ablauf, dann ist auch ein schreiendes Kind was 20 Stunden am Tag nur am schreien ist, noch nichts gegenüber dem normalen Alltag. Kinderwagen nie Probleme gehabt, frei laufend auch nicht aber ich habe auch nie gemeint, dass ich irgendwas unbeaufsichtigt lassen kann und sei es nur für einige Sekunden. Wenn man das allerdings meint, dann kann ich die Aussage schon eher nachvollziehen, dass man den Kinderwagen entspannter findet da das Kind dort angeschnallt und festgezurrt ist.

Sorae hat geschrieben:Mit Kind an der Hand bekommst du hier kein Platz in der Bahn angeboten.

Wie definierst du denn "richtige" Stadt? Nur weil hier ein anderer sozialer Anstand besteht als in einer Stadt, ist es dennoch nicht weniger eine Stadt. Auch eine Schwangere und ein Senior haben hier zu stehen und bekommen von den meisten keinen Platz angeboten. Das ist eine Frage von Anstand und Erziehung und nicht von geltendem Recht. Denn niemand hat das Recht und Anspruch zu sitzen nur weil er Schwanger, Senior oder Kind ist. Das ist ein gewaltiger Unterschied.

Wenn es der Fahrer dann so handhabt bei einem Streit, dann ist das seine Hausgewalt über das Fahrzeug welches er führt und dort dann in diesem Entscheiden darf. Ansonsten wartest du hier dann vergeblich darauf, in einer "richtigen" Stadt, einfach da hier anders erzogenes Kulturgut lebt, eine andere Mentalität dazu besteht und das linke Ökogesöcks, welches sich für so sozial hält, ist ganz vorne mit dabei, was das "kein Bock zum stehen für Schwangere, Kinder und Senioren" betrifft.

Ich habe selber zwar keine Kinder, aber im Bekannten- und Familienkreis gibt es einige Kinder, so dass ich auch einiges mitbekommen konnte. Ich würde daher schon sagen, dass beides Vor- und Nachteile hat. Wenn das Kind noch nicht selbstständig gehen kann, muss man immer Kind und Kinderwagen tragen, aber stressiger finde ich es auch, wenn das Kind selber läuft und man so sehr aufpassen muss, dass es nicht überall dran geht und solche Dinge.