In Vorstellungsgespräch über Partner ausgefragt werden?

vom 16.10.2017, 07:17 Uhr

Eine Freundin erzählte vor kurzem, dass sie ein Vorstellungsgespräch gehabt hätte und da ziemlich über ihren Ehemann ausgefragt worden ist. Dabei soll es aber eher um berufliche Sachen gegangen sein, also was er studiert hätte unter anderem. Meine Freundin meinte selbst, dass sie das ziemlich unpassend gefunden hätte, dass sie so über den Beruf ihres Freundes ausgefragt worden ist, zumal das ja mit ihrem potentiellen Job in der Firma gar nichts zu tun hatte.

Ich hatte schon einige Vorstellungsgespräche, bin aber nie über meinen Partner ausgefragt worden oder was dieser beruflich macht. Da ging es eher um mich und meinen Lebenslauf. Findet ihr es normal, wenn man bei einem Vorstellungsgespräch über den Beruf des Partners ausgefragt wird? Wie sind eure Erfahrungen in dieser Hinsicht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Manche Arbeitgeber fragen tatsächlich ziemlich private Angelegenheiten über die Partnerschaft und den Beruf des Partners. Das ist vor allem bei weiblichen Bewerberinnen oft ein Mittel, Informationen über die Familienplanung zu erhalten. Ein Betrieb, der eine junge Frau einstellt, geht schließlich immer das Risiko ein, dass die neue Kollegin schwanger wird und dann wieder für eine Weile ausfällt. Manche wollen sich diesbezüglich absichern oder zumindest erfahren, ob ein Kinderwunsch im Raum steht und ob die Bedingungen dafür gegeben sind - beispielsweise durch eine feste Partnerschaft mit sicherem Einkommen durch den Lebensgefährten.

Ich habe gelesen, dass Fragen wie diese an und für sich unzulässig sind und dass es dem Bewerber deswegen freisteht, die Auskunft auch zu verweigern. Deine Freundin hat in diesem Fall ja völlig Recht, dass der Beruf ihres Partners keine Rolle für ihre eigene Jobsituation spielt, und deshalb bräuchte sie darüber auch nicht unbedingt Informationen weiterzugeben. Elegant ist es immer, wenn man einen diplomatischen Mittelweg findet, um den potentiellen Arbeitgeber nicht zu forsch abzuweisen. Man könnte beispielsweise eine unverfängliche allgemeine Antwort wie "Er ist im Umkreis berufstätig" wählen und hoffen, dass nicht weiter nachgefragt wird. Würden mir die Fragen zu persönlich werden, dann hätte ich aber auch keine großen Hemmungen, dies klar zu formulieren.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich denke auch, dass es hier vor allem darum geht, hintenherum herauszufinden, ob die Bewerberin vorhat, schwanger zu werden. Ein Uterus ist schließlich eine tickende Zeitbombe, und ein fester Partner in Kombination mit einem festen Job öffnet in den Augen mancher Arbeitgeber einer Schwangerschaft Tür und Tor, und bedeutet für ein Unternehmen folglich den absoluten Super-GAU, weil es ja so ein Umstand ist, eine Schwangerschaftsvertretung zu organisieren. :roll:

Ich habe in diesen Fällen immer eiskalt gelogen, da ich genau kapiert habe, worauf die Frage abzielt und ich es als absolute Unverschämtheit ansehe, über meine Reproduktionspläne Rede und Antwort stehen zu müssen, wenn es eigentlich um meine Kompetenzen als Mensch und Mitarbeiterin gehen sollte. Ich bin mehr als ein Set funktionierender Geschlechtsorgane. In meinen Vorstellungsgesprächen habe ich daher nie irgendeinen Partner erwähnt und immer so getan, als wäre ich eherner Single, Jungfrau und wüsste gar nicht, dass ich einen Uterus habe.

Für mich ist das eine zulässige Strategie in einer Welt der geschlechtsbedingten Diskriminierung. Man muss den Leuten ja nicht auch noch die Gründe auf dem Silbertablett servieren, weswegen man als Frau benachteiligt werden kann. Andere gefährliche Hobbys, die mich für ein halbes Jahr oder länger aus dem Verkehr ziehen könnten, würde ich schließlich auch nicht erwähnen, wenn es um einen biederen Bürojob geht.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich habe das selbst noch nie so erlebt, wobei ich das dann aber auch sehr merkwürdig fände. Ich habe noch nie von so etwas gehört, wobei mir das auch zu intim wäre. Immerhin ist das doch einfach privat und das ist ja eigentlich auch nichts, worüber man bei einem Vorstellungsgespräch unbedingt reden müsste. Man spricht ja schließlich auch nicht über Freizeit, Wohnsituation und so etwas, sondern eher über Fachliches.

Ich würde wahrscheinlich auch lügen und einfach das sagen, wovon ich vermuten würde, dass es mein Arbeitgeber hören wollen würde. Möglicherweise würde ich auch einfach sagen, ich sei Single, wenn ich keine Lust hätte, irgendwelche intimen Fragen zu beantworten die einen Arbeitgeber meiner Meinung nach auch nichts angehen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Bei mir variiert das von vollkommen Ok bis unter aller Kanone. Früher hatten wir durchaus ähnliche Positionen in konkurrierenden Unternehmen. Da ist das Nachfragen berechtigt und eben durchaus ein Fall für die Rechtsabteilung. Sicherheitsbedenken sind statthafte Gründe, die von mir aus abgefragt werden dürfen. Für uns war es doch besser, dass beide Unternehmen sich auf Regeln einigen, als dass ich den Job wegen Mann nicht bekomme. Oder ich werde eingestellt und der Gatte versetzt oder gar gekündigt.

Anders sieht es bei Fragen aus wie, ob der Gatte mit einer so fordernden Stelle für die Frau auch einverstanden sei. Oder wer denn den Haushalt mache? Manchmal hatte ich schon das Gefühl in einer Eheberatung für Gattinen der Fünfziger zu sitzen und nicht im Vorstellungsgespräch. :uebel: Da ist mir durchaus schon rausgerutscht, dass die Rama-Familie eine Fantasie ist. :D

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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