Wird der Alkoholkonsum immer unbeliebter?

vom 21.05.2018, 05:58 Uhr

Laut einer Studie soll der Alkoholkonsum pro Kopf in Deutschland deutlich höher sein als im Durchschnitt der EU-Länder und dabei langsamer sinken als bei vielen Nachbarländern. Die WHO kritisiert, dass Deutschland keinen Abwärtstrend entwickle wie die EU-Nachbarn. Daher wurde empfohlen, in Deutschland Maßnahmen einzuführen wie zum Beispiel Mindestpreise nach schottischem Vorbild, einem Verbot von Reklame und Etiketten vor Gesundheitsschäden sowie den Verkauf einzuschränken.

Wie erklärt ihr euch den Abwärtstrend der EU-Nachbarländer in Bezug auf den Alkoholkonsum? Sind die anderen Länder einfach strenger, was den Verkauf und die Produktion von Alkohol angeht? Schottland ist meines Wissens nach das erste und einzige Land, das flächendeckend einen Mindestpreis eingeführt hat für alkoholische Getränke. Meint ihr, dass man in anderen Ländern gesundheitsbewusster leben möchte und daher den Alkoholkonsum reduziert? Oder ist die Politik da einfach strenger?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Alkoholmissbrauch ist ja auch etwas, was Kosten verursacht und nicht gut für die Gesellschaft ist. Deswegen sollte man schon daran arbeiten, dass die Menschen das zumindest bewusster wahrnehmen. Dazu gehört für mich Aufklärung über Suchterkrankungen schon in der Schule. Plakate und fehlende Werbung sehe ich da als wenig zielbringend. Vielleicht kann man über Geld die Leute erreichen, aber wenn man süchtig danach ist, wird man auch dafür Geld bezahlen, man muss also schon vorher tätig werden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke, dass in Deutschland der Alkoholkonsum einfach so tief in der Kultur und Gesellschaft verankert ist, dass es schwierig ist, den Leuten zu vermitteln, dass man nicht unbedingt trinken muss, um cool und angesagt zu sein. Ich weiß auch nicht, wie ausgeprägt der "Abwärtstrend" in anderen Ländern sein soll, weil ich eher den Eindruck habe, übermäßiger Alkoholkonsum sei zumindest ein europaweites Problem.

In Skandinavien sind alkoholische Getränke schon seit Längerem sauteuer, die Verkaufszeiten sind limitiert und Trinken in der Öffentlichkeit geht gar nicht. Aber meines Wissens heißt das noch lange nicht, dass der durchschnittliche Wikinger nur noch brav am Möhrchensaft nippt. Und es macht ja auch einen Unterschied, ob man traditionell Wein trinkt oder sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit Schnaps reinkippt.

Ich denke auch, dass man Alkohol schon wie Zigaretten behandeln müsste, um einen Rückgang im Konsum zu erreichen, sprich Horrorbilder, Werbeverbot, kein Konsum in der Öffentlichkeit und so weiter. Aber was macht man dann mit Veranstaltungen wie dem Oktoberfest, welche Unmengen Profit mit Saufgelagen machen? Der wirtschaftliche Schaden wird wohl als größer angesehen, wenn man den Konsumenten den Bierkonsum verleidet, als wenn man die übliche Alkoholikerquote mit durchschleppt. Die werden sowieso nicht besonders alt.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich glaube, dass es im wesentlichen zwei Faktoren sind, die den Alkoholkonsum effektiv reduzieren. Das ist zum einen der generelle "gesunde Ruck", der schon seit einiger Zeit durch die Gesellschaft geht und der auch andere Einstellungen wie vegane Ernährung, ökonomische Landwirtschaft und fairen Handel fördert, weil diese Dinge zunehmend zu den Idealen und Grundüberzeugungen der jüngeren Generation werden.

Als ich mit meinem Studium begonnen habe, wurde von den Kommilitonen so ziemlich jede Party zum hemmungslosen Besäufnis genutzt, während ich heutzutage von Neulingen an der Uni eher einen vernünftigeren Umgang mit Alkohol berichtet bekomme. Es hängt natürlich immer maßgeblich von der Zusammensetzung der Peer Group ab und ich bezweifle nicht, dass in einigen Kreisen der Konsum noch immer inflationär gehandhabt wird, aber der Gegenpol dazu wird nun mal spürbar stärker.

Der andere Aspekt ist schlicht und ergreifend der Kostenpunkt. Schaut man sich an, was man mittlerweile für ein Päckchen Zigaretten bezahlen muss, und vergleicht das mit dem Preis für irgendein Billiggesöff vom Discounter, dann wird einem schnell klar, dass der Alkohol die weitaus günstigere und gesellschaftlich anerkanntere Droge ist.

In einigen Ländern ist es unvorstellbar, dass man für 3 Euro eine Flasche Wein und für unter 10 Euro einen hochprozentigen Schnaps bekommt, während das bei uns kein Problem darstellt. Würde man an dieser Stelle die richtigen Schrauben drehen, würde der Konsum mit ziemlicher Sicherheit deutlich abnehmen.

Die Kehrseite wären entsprechend Gewinneinbußen im Alltag und vor allem bei Großveranstaltungen wie Oktoberfest, Weinfesten und Co, was wohl auch der Grund ist, warum entsprechende Maßnahmen noch nicht mit ausreichender Härte durchgesetzt wurden. Doch der Mensch ist im Grunde simpel gestrickt, und was er sich nicht leisten kann, das wird für ihn unattraktiv.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Mir persönlich wäre es ganz recht, wenn der Alkoholkonsum insgesamt unbeliebter werden würde, denn oft fallen mir beispielsweise ganze Gruppen von (jungen) Leuten in Bus und Bahn auf, die mit der obligatorischen Bierflasche in der Hand unterwegs sind. Sogar im ICE kommt es immer wieder vor, dass ganze Reisegruppen (meistens bestehend aus Männern) in den Zug steigen und mehrere Kästen Bier mit sich herumschleppen, mit der Absicht, dieses im Lauf der Zugfahrt zu verkosten.

Diese "Sauferei" in der Öffentlichkeit finde ich alles in allem nicht besonders angenehm. Zum einen werden die Leute nach jeder getrunkenen Flasche Bier lauter und unter Umständen hemmungsloser. Zum anderen hinterlassen viele dieser Gruppen am Ende ganze Reihen leerer Flaschen, die dann überall herumkullern. Ich frage mich da schon, ob man das Alkoholtrinken nicht doch auf den privaten Bereich und auf Restaurants/Gaststätten beschränken könnte. Sollte sich also ein Trend zu weniger Alkohol entwickeln, würde ich das begrüßen.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich glaube auch das es schwer sein wird den Alkoholkonsum in Deutschland zu verringern. Alkohol gehört einfach zum Gesellschaftsleben dazu, so denken zumindest die meisten, und dieses Denken zu ändern wird sehr schwer sein. Ich glaube zwar das es nicht mehr Alkoholabhängige gibt als früher, aber der Konsum an sich wird wohl gestiegen sein. Früher hat man oftmals wirklich nur zu besonderen Anlässen Alkohol wie Wein oder Sekt getrunken. Heute gibt es einige die sich jeden Abend zum Abendessen ein Gläschen Wein einschenken oder am Wochenende zum Frühstück ein Gläschen Sekt schlürfen. Die Akzeptanz diesem Verhalten gegenüber ist meiner Meinung nach gestiegen.

Ob eine fehlende Werbung oder Warnetiketten wirklich den Alkoholkonsum verringern können weiß ich nicht, kann ich mir aber auch nicht wirklich vorstellen. Über den Preis kriegt man die Leute dann eher. Es gibt teilweise einen Liter „Wein“ für 99 Cent. Wenn der selbige, sagen wir einmal überspitzt, 4,99 Euro kosten würde wären schon weniger Leute bereit sich am Wochenende zuzuschütten. Der Alkohol ist bei uns einfach zu günstig zu haben und ich denke das der Konsum durchaus weniger werden würde wenn er teurer wäre.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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