Gerede und Geläster auf dem Land schlimmer als in der Stadt?

In einem anderen Beitrag habe ich geschrieben, dass ich auf einer Hochzeit war, bei der über den nicht vorhandenen Haarschmuck der Braut gelästert wurde. Daraufhin schloss eine Userin, dass die Hochzeit auf dem Land gewesen wäre, die Menschen dort hätten nichts besseres zu tun, als eben über andere zu reden. Allerdings fand die Hochzeit in der Stadt statt.

Ich muss sagen, dass ich denke, dass überall Geredet und gelästert wird und man nicht pauschal sagen kann, dass dies eher auf dem Land so ist. Ich denke, dass auch in der Stadt über Nachbarn, Anwohner oder einfach Menschen die vorübergehen, gelästert wird.

Meint ihr, dass Gerede und Geläster auf dem Land schlimmer ist als in der Stadt? Habt ihr da eigene Erfahrungen gemacht? Geht man immer davon aus, dass Menschen auf dem Land mehr reden, weil sie weniger erleben? Oder woher kommt das eurer Meinung nach?

Nelchen hat geschrieben:Allerdings fand die Hochzeit in der Stadt statt.

Auf dem Land kennt meist jeder jeden und es ist doch viel interessanter über Leute zu lästern, die man kennt. Allerdings muss ich auch sagen, dass sich mittlerweile die Leute so vermischt haben, dass auch "Landeier" in die Stadt gezogen sind und dass dadurch auch das Geläster in der Stadt größer geworden ist. Es ist aber ganz normal, dass auch gelästert wird und dass es eben da, wo jeder jeden kennt auch mehr ist als da, wo es eben anonymer zugeht.

Täubchen hat geschrieben:Ich habe 20 Jahre auf dem Land gelebt und bin dort aufgewachsen. Ich kenne die Landmenschen, die sind überall gleich.

Was ist denn nötig, damit Lästern und Gerede funktioniert? Man braucht eine Gruppe Menschen, die sich zumindest so weit kennen, dass man weiß, von wem man redet. Denn über Herrn Meyer aus der Buchhandlung zu lästern, bringt wenig wenn den kein anderer kennt. Da guckt das Gegenüber höchstens irritiert.

Sicher sind dörfliche Strukturen dazu prädestiniert, weil sie eben genau die richtigen Bedingungen bieten. Da weiß jeder, wer gemeint ist, auch wenn man den Erwähnten nur vom Sehen aus der Ferne kennt. Aber das gibt es auch in der Stadt. Ich bin in einer Siedlung voller Lehrer, Anwälte, Ärzte und hoher Beamter aufgewachsen. Das Gerede und Gelästere war unerträglich.

Hier in der Großstadt ist es so, dass sich einfach weniger Gelegenheiten zum Lästern ergeben, weil es weniger gemeinsame Bekannte gibt, bzw. sich die Bekanntschaften weiter verstreuen. In ländlichen Regionen beobachte ich aber tatsächlich sehr viel Lästereien.

Wenn ich beispielsweise bei einem Freund eingeladen bin, der im ländlichen Schwaben lebt, dann stelle ich immer wieder fest, wie ausgiebig dort in vielen Gesprächen über Verwandte und Nachbarn gelästert wird. Mir persönlich ist es nicht so vertraut, mich so ausführlich über das Verhalten, Kleidung, Erziehungsmethoden, etc. anderer Leute auszutauschen. Ein paar Sätze kann man schon mal drüber verlieren, aber dann reicht es mir auch wieder. Ich muss zugeben, dass mich ausgiebige Lästergespräche nach kurzer Zeit müde machen. Im Haus meines Freundes hingegen kann sich so ein Gespräch buchstäblich über Stunden hinziehen, und man springt thematisch von einem Verwandten und Bekannten zum nächsten.