Familie mit Weihnachtsgeschenken bemitleiden?

vom 13.11.2017, 00:40 Uhr

Eine Bekannte hat nun zum zweiten Jahr in Folge auf Facebook Familien kritisiert, die schon kleinen Kindern Weihnachtsgeschenke machen. Sie findet, damit vermittelt man in jungen Jahren eine völlig falsche Bedeutung von Weihnachten und die Kinder würden das nicht wirklich als Fest der Liebe kennenlernen. Ihr Kind soll ohne Weihnachtsgeschenke aufwachsen und sie meint, dadurch wird es definitiv glücklicher, ihr würden Kleinkinder sogar leid tun, die mit Geschenken überhäuft werden.

Ich finde diese Theorie ja etwas arg allgemein. Nicht jedes Kind bekommt massig Geschenke oder sieht die ganze Weihnachtszeit als Wettrennen auf den Geschenkeberg an. Findet ihr es übertrieben sogar von Mitleid zu sprechen? Können Kleinkinder sich auch an anderen Dingen zur Weihnachtszeit erfreuen als den Geschenken?

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde nicht, dass das an Weihnachtsgeschenken an sich liegt. Ich finde, hier sollte man schon differenzieren. Nur wegen einem Weihnachtsgeschenken oder zwei wird man doch nicht gleich verkorkst, materiell orientiert und weiß dann Geschenke nicht mehr zu schätzen. Ich finde die Häufigkeit und Menge macht es auch. So hatte ich zu Schulzeiten Klassenkameraden, die nicht nur an Weihnachten und Geburtstagen (und Namenstagen bei katholischen Familien) mit Geschenken überhäuft worden sind, sondern auch am Nikolaustag und zu Ostern kam dann eine fette Spielekonsole, nicht zu vergessen die Konfirmation oder Kommunion, wo es tausende von Euros, zusammen mit teurem Spielzeug und Kleidung oben drauf gab. Das verkorkst die Kinder viel mehr meiner Ansicht nach.

Ich kenne das so, dass man an Nikolaus höchstens eine Kleinigkeit aus Schokolade bekommt. Zu Ostern gab es auch meist gemalte und gekochte Ostereier, vielleicht ein paar Schoko-Ostereier noch dazu oder einen Schoko-Osterhasen. Das war es auch schon. "Richtige" Geschenke gab es bei uns in der Familie nur an Weihnachten und Geburtstag, ansonsten gar nicht. Wenn man es nicht inflationär macht, was soll so schlimm daran sein? Mein potentielles Kind würde von mir zu Ostern auch keine Spielekonsole bekommen, das finde ich übertrieben.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Ich finde die Häufigkeit und Menge macht es auch. So hatte ich zu Schulzeiten Klassenkameraden, die nicht nur an Weihnachten und Geburtstagen (und Namenstagen bei katholischen Familien) mit Geschenken überhäuft worden sind, sondern auch am Nikolaustag und zu Ostern kam dann eine fette Spielekonsole, nicht zu vergessen die Konfirmation oder Kommunion, wo es tausende von Euros, zusammen mit teurem Spielzeug und Kleidung oben drauf gab. Das verkorkst die Kinder viel mehr meiner Ansicht nach.

Und wie kommst du darauf? Es ist eine Ansichtssache und auch Einstellungssache was man seinen Kindern vermittelt. Vermittelt man seinen Kindern, dass nichts unmöglich ist und man das Geld wie ein Goldesel produziert, dann kann man schon eher den Anschein bekommen, dass diese das weniger zu schätzen wissen. Kinder denen vermittelt wird und es bewusst gemacht wird was die Dinge kosten, sie auch wissen wie lange die Eltern dafür arbeiten gegangen sind haben dazu eine andere Einstellung.

Ich hatte auch genug in der Klasse die von A bis Z etwas bekommen haben wenn sie nur mit dem Finger geschnippt haben. Diese konnten auch nicht mit Geld umgehen, wissen nicht die Bedeutung um Geld und haben dazu auch gar keinen Bezug was etwas kostet. Da standen wirklich Leute und meinten, dass ein Brötchen für 1,50 Euro billig ist, ein einziges Brötchen! Einfach weil der Bezug ein anderer war.

Andere hatten nicht die Goldesel Zuhause sondern haben sich alles mühevoll abgespart oder sind auch nochmals extra dafür arbeiten gegangen, damit hinterher etwas unter dem Weihnachtsbaum lag oder auch ein Geschenk zum Geburtstag vorhanden war. Auch wenn es etwas dazwischen gab, wussten diese Kinder, dass es nicht von hier auf jetzt kommt sondern wussten um den Aufwand der betrieben wurde was es gekostet hat und wie lange dafür gespart oder gearbeitet werden musste.

Konfirmation dafür habe ich auch mehrere tausend Euro bekommen, aber eben nicht umsonst. Damit man das bekommen hatte, musste man seinen Hintern schwingen und dem ganzen Kaff eine Kuchentüte bringen. Der Kuchen wurde selbst gebacken, sprich auch da standest du Stunden in der Küche und hast das gemacht, verteilt und bist dann zu Fuß durch das Kaff gegangen damit es Geschenke in Form von Bargeld gab. Von der Verwandtschaft einfach alles in den Rachen geworfen wurde da ebenfalls nicht und auch hier war klar, dass davon der Führerschein und das erste Auto mit bezahlt wird und nicht anderer Schwachsinn davon gekauft wird. Den Rest auf diese Dinge musste ich mir auch alleine erarbeiten mit diversen Jobs, da hat auch niemand den Geldbeutel auf gemacht und alles bezahlt. Entsprechend wusste ich schon, was das Geld Wert ist und was man dafür tun musste und im Endeffekt war das Konfirmationsgeld ebenfalls "erarbeitet" worden.

Verkorkst wird man nicht automatisch, wenn man jede Menge bekommt oder in einem festen Turnus oder auch nicht, wenn man an Ostern ebenfalls große Geschenke bekommt, am Namenstag oder was weiß ich noch immer. Manch einer möchte das so und macht es so, aber damit sind die Kinder nicht automatisch verkorkst.

Mein Sohn bekommt auch Geschenke an Weihnachten und am Geburtstag, nie mehr als die Lebensalterzahl entspricht und darunter auch nur ein großes und den Rest kleine Sachen. Finanziell machbar wäre so einiges mehr, aber warum sollte ich das machen und das Kind überschütten mit Sachen? Meistens sind nur wenige Sachen interessant und liegen dann wieder in der Ecke wenn es zu viel ist, sind es wenige ausgesuchte Sachen werden diese länger verwendet und nicht achtlos in der Ecke gelassen.

Vor allem aber, vermittele ich ihm bereits mit seinen jungen Jahren von aktuell 4, was die Dinge kosten und lerne ihn an im Bezug auf Geld und was das Wert ist. Daneben bekommt er unter dem Jahr hin und wieder auch mal einige Sachen, denn Geburtstag und Weihnachten liegen nicht weit auseinander, dass schon mal etwas ohne Feiertag oder Anlass gekauft wird auf Wunsch. Aber eben nicht wenn mit dem Finger geschnippt wird oder geplärrt wird mit "haben will" sondern wenn das Interesse lange anhält, der Wunsch auch da ist und ich erkennen kann, dass das nicht nur eine Tagesidee ist sondern sich länger damit befasst wird. Im Bezug auf Geld weiß er ganz genau, was im Rahmen ist und was nicht und alles was über 100 Euro kostet benennt er auch direkt mit "ist zu teuer", einfach da er weiß, dass ich dafür einen Tag komplett arbeite damit ich das in der Tasche habe (nur im Bezug auf den Hauptjob) und das damit nur das bezahlt wäre aber nichts anderes wie Essen und Trinken.

Weihnachten sieht es nicht anders aus, es gibt einen finanziellen Rahmen den ich vorher stecke was es gibt und was nicht, zum Geburtstag ebenfalls. Lande ich dort über der Summe,. dann wird es weniger, sind es viele kleinen Sachen dann ist es Mengentechnisch auch mal mehr. Auch wenn er die ersten Jahre nicht unbedingt verstanden hatte worum es ging, das Verständnis dafür und die ersten Fragen dazu kamen bereits mit 2 Jahren.

Das auspacken macht Freude, da man nicht direkt sieht was drinnen ist und die Sachen auch "Überraschungen" sind, sprich nicht angekündigt was es wird. Alles was er bislang bekommen hat von mir, wird oder wurde auch verwendet und hinterher wieder eingetauscht. Sprich er steht nicht da mit "ich will" sondern "ich hätte das gerne und würde dafür auch Teil XY abgeben". Dann wird das Teil XY verkauft und daraus etwas neues gekauft ggf. mit etwas drauf legen damit es reicht, aber verwöhnt und alles auf Finger schnippen gibt es hier definitiv nicht. Solche Dinge sind in meinen Augen einfach nur eine Sache der Erziehung.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Die falsche Bedeutung von Weihnachten? Weihnachten ist das Konsumfest schlechthin, der Grund warum der Einzelhandel das Geschäftsjahr mit einem Plus abschließen kann. Ist ja löblich, wenn man selber keine Lust hat den Konsum abzufeiern und die Feiertage lieber anders begeht, aber es ist arg naiv zu glauben, dass der Kommerz, der schon Anfang September beginnt, irgendwas mit Liebe zu tun hätte.

Ich habe bei kleinen Kindern schon öfter den Eindruck, dass sie von einer größeren Menge Geschenke überfordert sind. Die wissen dann gar nicht mehr wo sie hinschauen sollen und mit was sie zuerst spielen sollen. Da macht es denke ich schon Sinn wenn man sich auf ein, zwei Geschenke beschränkt. Dazu kommt an Weihnachten ja auch, dass das ganze Setting extrem aufregend ist, mit der ganzen Dekoration und dem Weihnachtsmann und was man sonst noch so für Traditionen hat.

Ich habe eher Mitleid mit Kindern, die ganz ohne Weihnachtsgeschenke aufwachsen. Es ist sicher nicht einfach nach den Ferien in den Kindergarten oder die Schule zu kommen und von allen zu hören, was sie so bekommen haben und selber halt zu wissen, dass man vom Weihnachtsmann ignoriert wurde. Und man nimmt dem Kind auch die Vorfreude, die doch viel toller ist als die Geschenke selber.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich finde es an sich ja gut, dass man das Kind ohne diesen Konsumgedanken zum Weihnachtsfest erziehen möchte, aber ich denke auch, dass hier der goldene Mittelweg schon schön ist. Es müssen ja nicht Massen an Geschenken sein, die da unter dem Baum liegen, dann weiß das Kind das einzelne Geschenk vermutlich nicht mehr zu schätzen und erwartet auch einfach viele Geschenke zu Weihnachten, weil das ja dazugehört.

Aber bemitleiden würde ich die Kinder nun auch nicht, weil sie Weihnachtsgeschenke bekommen. Das muss doch nicht heißen, dass sie von ihren Eltern nicht den Sinn des Weihnachtsfestes vermittelt bekommen. Ich würde auch eher die Kinder bemitleiden, die nichts bekommen und das dann den anderen Kindern in Kindergarten und Schule berichten müssen, die stolz und froh von ihren Geschenken berichten.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde diese Aussage blödsinnig. Es ist ja vorbildlich, dass ein Kind Weihnachten nicht in erster Linie mit Geschenken verbindet, wobei sich das früher oder später wahrscheinlich ohnehin ändern wird. Denn immerhin verbinden doch schon so gut wie alle Erwachsenen Weihnachten mit Konsum - egal ob es um Völlerei, überteuerte Adventskalender oder Geschenke geht.

Ich finde es merkwürdig, Kindern ein Verhalten beizubringen, das selbst die Erwachsenen nicht so haben. Es ist ja einfach normal, dass man sich an Weihnachten etwas schenkt und recht viel Geld für besonderes Essen und Geschenke ausgibt. Aus diesem Grund gibt es ja auch oft Weihnachtsgeld bei der Arbeit.

Falsch finde ich es, wenn Kinder wirklich zu jedem noch so kleinen Feiertag Unmengen an Geschenken bekommen. Zu Nikolaus oder Ostern müssen es meiner Meinung nach keine Geschenke sein - da reicht auch eine Kleinigkeit. Zu Weihnachten oder zum Geburtstag darf es dann meiner Meinung nach aber schon etwas Größeres sein. Diese Anlässe gibt es ja auch nur zweimal im Jahr, so dass das doch auch in Ordnung ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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