"Wo sehen Sie ihre Schwächen?"

Jeder der schon einmal ein Vorstellungsgespräch mitgemacht hat, kennt diese Frage vielleicht. Nach Fragen auf die man sich schon im Voraus wohl gut vorbereitet hat, stellt mich die Frage, wo denn meine Schwächen liegen immer vor ein Problem.

Ich frage mich nun, wie ihr auf so eine Frage reagiert oder in der Vergangenheit reagiert habt. Bei einem Beratungsgespräch mit Tipps zur Bewerbung meinte man einmal zu mir, dass man Schwächen nennen soll, die dennoch als sympathisch oder leicht wandelbar zu Stärken aufzufassen sind. Nur was für eine Schwäche könnte man denn da nennen? Ich habe schon viel gelesen, dass Ungeduld beispielsweise von der Beratungsliteratur bereits zu oft erwähnt wurde, weshalb so etwas schon als Standard Antwort gilt. Aber wie sieht denn eine elegante Antwort aus, die mir keine Minuspunkte einbringt oder als eine Beeinträchtigung in Ausbildung und dem angestrebtem Job werden könne?

Es kommt natürlich natürlich auf deinen Charakter und auf den Job an, für den du dich bewirbst. So kann man sagen, dass man eher ruhig / zurückhaltend ist, was aber bei einem Job im Verkauf nicht so gut ankommen würde. Oder man sagt, dass man sehr perfektionistisch ist und man auf jedes kleine Detail Wert legt. Dann gibt es die Möglichkeit zu sagen, dass man noch keine Erfahrungen (oder nur wenig) in dem Bereich hat, aber man bemüht ist sich schnell einzuarbeiten. Ich könnte jetzt noch vieles aufzählen, was jetzt aber vielleicht gar nicht auf dich zutrifft.

So pauschal dir eine Antwort zu geben ist sehr schwierig. Überlege doch einfach mal (oder frag deine Familie) was deine Schwächen sind. Solange sie nicht irgendwie ganz schlimm ("ich bin jähzornig", ... ) sind, dürfte es dir mit deinem Beruf nicht in die Quere kommen. Es geht den meisten Auftraggeber auch eher darum, ob der Bewerber in der Lage ist über sich selbst zu reflektieren und aus seinen Fehlern zu lernen.

Die Frage ist mir bislang bei so ziemlich jedem Bewerbungsgespräch in meiner beruflichen Laufbahn gestellt worden. Wenn ich das Gefühl hatte mit meinem Gesprächspartner auf einer Wellenlänge zu liegen, erste Sympathien erkennen zu können und glaubte mir einen Spaß erlauben zu dürfen, hab ich auch schon mal geantwortet dass zu meinen Schwächen gehöre dass ich nicht gern über meine Schwächen spreche. Das kam eigentlich richtig gut an.

Natürlich habe ich das nicht einfach so im Raum stehen lassen sondern noch ein oder zwei andere Punkte angeführt; eben je nachdem wie viele gefragt waren. Ich habe dabei aber immer versucht authentisch und ehrlich zu sein, denn auswendig gelernte Top-Antworten hören die Personaler zur Genüge – die beeindrucken niemanden mehr. Außerdem darf man nicht vergessen, dass man die Leute später etwas besser kennenlernt. Wer im Einstellungsgespräch ein Bild von sich malt das später nichts mit der eigenen Persönlichkeit gemeinsam hat, kann das Verhältnis zum Vorgesetzten (der ja meist dabei ist) unter Umständen schneller wanken als man denken würde.

Ich habe oft genannt, dass ich sehr hohe Erwartungen an mich selbst habe und bei Rückschlägen manchmal etwas zu hart mit mir ins Gericht gehe. Außerdem habe ich erzählt, dass ich mir sehr schlecht Zahlen(-kombinationen) merken kann, zum Beispiel Telefonnummern. Das ist eine Schwäche die man sich zumindest in meinem Beruf durchaus leisten kann wenn man des Schreibens mächtig ist und nicht gerade alles verschlampt.

Je nachdem für welche Stelle man sich bewirbt könnten auch mangelnde Fremdsprachenkenntnisse der ideale Schwachpunkt sein. Um die Balance wieder herzustellen würde ich aber – sofern es denn zutrifft – durchaus nachschieben, dass ich daran arbeite die mangelnden Kenntnisse aufzufrischen.

Vorstellungsgespräch - Stärken u. Schwächen ?
Vorstellungsgespräch - Schwächen aufzählen
Stärken und Schwäche im Vorstellungsgespräch benennen?
Welche Schwächen gibt man bei einem Vorstellungsgespräch an?

Du solltest dir jetzt natürlich keine Schwächen aus den Fingern ziehen, sondern schon versuchen auch auf deine wahren Schwächen einzugehen, weil du bedenken musst, dass sich das dein potentieller Arbeitgeber möglicherweise merkt, so dass er eventuell versuchen wird zu vermeiden, dass diese Schwächen bei deiner Arbeit eine Rolle spielen. Ich finde, dass man an sich jede Schwäche gut und elegant verpacken kann, ich würde aber darauf achten zu versuchen, irgendwo auch wirkliche Schwächen anzubringen und nicht etwa Schwächen die keine sind, wie eben die Ungeduld. Mehr oder weniger bedeutet das ja nur, dass man motiviert ist und ist somit kein Minus.

Wirst du zum Beispiel schnell aggressiv, wenn du mit unzufriedenen Kunden oder so zu tun hast, dann würde ich einfach sagen, dass du dich im Umgang mit Kunden noch nicht sicher fühlst oder du in diesem Bereich schnell ungeduldig wirst, beispielsweise dir keine Arbeit in diesem Sektor wünscht. Magst du keine ungeplanten, spontanen Geschäftsreisen, kannst du auch anbringen, dass du aus familiären Gründen diesbezüglich nicht flexibel bist. Ich würde an deiner Stelle einfach ein bisschen darüber nachdenken, was dir nicht so liegt und es dann versuchen ein bisschen netter zu verpacken.

Ich habe in meinem Leben schon einige Vorstellungsgespräche gehabt und ich hatte angenommen, dass diese Frage sicherlich dran kommt und habe mir dann auch im Vorfeld viel überlegt in dieser Hinsicht. Im Endeffekt kam die Frage aber nie in meinen Vorstellungsgesprächen vor. Das hat die Arbeitgeber und Personaler einfach nie interessiert, sodass ich es ehrlich gesagt wenig sinnvoll finde, sich darauf tatsächlich vorzubereiten. Ich habe sehr viele angeblich typischen Fragen in Vorstellungsgesprächen gar nicht kennengelernt.

Hier ein interessanter Artikel, indem es heißt, dass Ehrlichkeit bei den Personalchefs am besten ankommt. Ich hatte einmal eine Fortbildung, wo auch Bewerbungsgespräche behandelt wurden. Dort wurde uns auch gesagt, dass wir Schwächen nennen sollten, die man zu Stärken umfunktionieren kann. Diesbezüglich kann ich mich aber leider jetzt an kein Beispiel mehr erinnern. Ich habe aber dazu noch einen tollen Link gefunden, der ziemlich sicher vielen Menschen, die nach wie vor in der Situation eines Bewerbungsgespräches sind, weiter helfen werden. Denn obwohl der Beitrag vor ein paar Jahren erstellt wurde, ist er nach wie vor noch aktuell.