Sind die Deutschen besonders faul in Europa?
Laut Medienberichten sollen die Deutschen durchschnittlich 1,5 Wochenstunden weniger arbeiten als andere EU-Bürger im Durchschnitt. So soll besonders lange in Griechenland, Bulgarien und Polen gearbeitet werden.
Meint ihr, dass man daraus ableiten kann, dass die Deutschen besonders faul sind was die Arbeitsleistung angeht? Oder meint ihr, dass die Wochenarbeitszeit gar nichts mit dem Fleiß der Menschen zu tun hat? Woran liegt es eurer Ansicht nach, dass die Wochenarbeitszeit hierzulande durchschnittlich kürzer ist?
Wie kommt man denn bitte von Arbeitszeiten auf Faulheit? Dann müssten die Niederländer oder die Schweden total faul sein, weil die rein statistisch nur etwa sechs Stunden am Tag arbeiten. Man muss doch differenziert schauen, warum das so ist. Faulheit ist aber keine Erklärung.
In den Niederlanden arbeiten bereits viele Schüler in Teilzeit, zudem reduzieren Paare mit Kindern beide die Arbeitsstunden. In Deutschland arbeiten viele Frauen Teilzeit, es gibt viele Minijobber und insgesamt haben die Gewerkschaften schon vor Jahrzehnten für Arbeitszeitverkürzungen gekämpft. In Anbetracht der Tatsache, dass die Produktivität immer weiter gestiegen ist, wobei die Löhne da nicht mitgehen, kommt Faulheit wohl nicht hin, oder?
Cooper hat's mal wieder erfasst.
Es ist ja eine Milchmädchenrechnung, wenn man davon ausgeht, dass weniger Arbeitszeit gleichbedeutend ist mit weniger Produktivität. Darüber hinaus frage ich mich sowieso, warum man immer gleich mit der Moralkeule der "Faulheit" kommt. Man ist schließlich kein besonders tugendhafter und moralisch hochwertigerer Mensch, wenn man sich für Mindestlohn 60 Stunden die Woche in zwei Jobs abplagt, damit andere Leute sich die Wasserhähne auf ihrer Jacht vergolden lassen können. Wie schon erwähnt bedeutet steigende Produktivität ja nicht, dass die ganzen fleißigen Arbeitsbienchen wirklich etwas davon auf dem Konto spüren.
Von daher halte ich die Gleichsetzung von Wochenarbeitsstunden mit Fleiß oder "Faulheit" für völlig polemisch und überholt und wäre prinzipiell für eine generelle Reduktion der vorgeschriebenen Wochenarbeitszeit bzw. der weitestgehenden Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Wenn das Ergebnis stimmt, sollte es meiner Meinung nach egal sein, ob jemand dafür drei Stunden lang konzentriert und effizient gearbeitet hat, oder acht Stunden herumgetrödelt hat, weil er oder sie verpflichtet ist, 40 Wochenstunden im Büro oder Labor zu verbringen. Ich will gar nicht wissen, wie viele Arbeitnehmer "faul" an ihrem Arbeitsplatz abhängen, weil sie einerseits anwesend sein müssen, andererseits aber der Arbeitsanfall sich nicht darum schert, ob ein qualifizierter Mitarbeiter damit 40 Stunden in der Woche beschäftigt ist oder nicht.
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