Homeschooling in Deutschland legalisieren?

vom 11.08.2018, 22:27 Uhr

Bisher wurden viele in Deutschland lebende Schulverweigerer Eltern dafür sanktioniert, weil sie ihre schulpflichtigen Kinder nicht in die Schule schickten und zu Hause bilden wollten. Damit sind jene Eltern gemeint welche die Bildung und Ausbildung ihres eigenen Kindes / ihrer eigenen Kinder nicht den Staat überlassen wollen, aus welchen Gründen auch immer.

In vielen Ländern gibt es die Möglichkeit, Kinder zu Hause und im eigenen Pensum zu bilden mit der Bedingung sich an diverse Richtlinien und Inhalte zu orientieren. Mehrmals im Jahr wird der Wissens- und Kompetenzstand des Kindes durch Tests etc. überprüft.

Oft wird hier ja gejammert das Klassen überfüllt sind, Kinder mit Leistungsdefiziten nicht mitkommen im Schulstoff und Lehrer / Pädagogen nicht jedes Kind in Sachen Förderung und Aufarbeitung gleich gerecht werden können. So werden Kinder schon früh negativ geprägt, bleiben sitzen oder bekommen schlechte Noten, obwohl sie eine Menge Potenzial und Stärken in anderen Bereichen besitzen.

Um kleinere Klassen zu bekommen und Eltern mehr Freiheit in Sachen Erziehungs- und Bildungsentscheidungen zu geben sowie Lehrer zu entlasten... wäre es da nicht sinnvoll Hausunterricht / Homeschooling hier im Land zu erlauben? Bisher wurde so was beispielsweise mit Geldstrafen oder Kindesentzug geahndet um Eltern klein zu kriegen, damit sie sich dem System hier beugen.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das finde ich ehrlich gesagt nicht gut und bin froh, dass Homeschooling hier nicht legal ist. Denn meiner Ansicht nach könnte es da eher zu einer Spaltung der Gesellschaft kommen, da die Migrantenkinder dann eher zu Hause bleiben und wegen fehlendem Kontakt zu deutschen Kindern keine wirklichen Sprachkompetenzen ausbilden können. Ich befürchte, dass Migrantenkinder dann abgehängt werden was die Integration in die deutsche Gesellschaft geht.

Hinzu kommt, dass die reichen Eltern gute und teure Privatlehrer engagieren könnten und die Eltern, die sich nicht so viel leisten könnten, schauen dann blöd aus der Wäsche. Meine Eltern konnten sich damals nicht mal Nachhilfe in Mathe für mich leisten während die Eltern einer Mitschülern locker 30 Euro pro Schulstunde ausgegeben haben, damit ihre Tochter von einem Privatlehrer Nachhilfe bekommen hat.

Auch sehe ich hier die Gefahr, dass die Kinder aus Akademikerfamilien einen Vorteil haben und die Kinder aus Arbeiterfamilien eher Nachteile. Auch bleiben die sozialen Kompetenzen auf der Strecke. Ich finde es gut, dass Homeschooling hier nicht legal ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Naja das jetzt nur auf Einwandererkinder abzuwälzen ist etwas zu einfach gedacht. Diese die es drauf anlegen, schicken auch jetzt ihre Kinder nicht zur Schule trotz Schulpflicht. Soziale Kontakte kann man nicht nur in Schulen, sondern auch außerhalb knüpfen, z.B. auf Spielplätzen, in Vereinen, bei anderen Freilernerfamilien (Freilernen = Homeschooling) usw. Kinder welche Homeschooling betreiben werden ja nicht weggesperrt oder sozial isoliert sondern nur anders gebildet.

Wenn man nun als Deutscher in ein Land auswandern würde, wo es keine Schulpflicht gibt und sein Kind dort selbst unterrichtet, heißt es nicht automatisch, dass man sich nicht integrieren möchte und sich komplett abschottet sondern macht das, was normalerweise Jeder Mensch auf der Welt als Recht hat, zu wählen wie und was man möchte, das Recht auf freie Bildung zu haben und durch zu führen.

Wenn Deutsche (und auch Andere) das Recht im Ausland haben, warum sollte es das Recht nicht auch hier geben? Wenn eine Gesellschaft wirklich so tolerant wäre, wie sie immer tut, hält sie es auch aus, dass es ganz legal Freidenker und Freilerner gibt die sich anders entscheiden als die Masse.

Homeschooling bedeutet nichts anderes, als sich aussuchen zu können, in welcher Intensität und mit welchen Inhalten man sein Kind / Kinder bilden möchte. Akademikerfamilien haben keinen Vorteil in der Sache. Beim Homeschooling können auch Eltern ihre Kinder unterrichten, die nicht studiert haben, keine Akademiker sind und sich auch eine Privatschule nicht leisten können oder wollen.

Meiner Meinung nach sind Kinder nicht weniger schlau, nur weil sie nie eine Schule von innen gesehen haben. Ich kenne solche Freilerner persönlich... jeder kennt solche Freilerner ohne es manchmal zu wissen, es gibt einige Prominente, welche nie zur Schule gegangen sind, Homeschooling betrieben haben und trotzdem fest im Leben stehen.

Eine 10-12 jährige Schulbildung ist keine Garantie für eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Wenn man sich die PISA Studie anschaut, die Anzahl der Schul,-Studien,-Lehrabbrecher usw. sieht man das noch etwas genauer. Mir geht es nicht darum zu missionieren sondern werbe nur für mehr Toleranz in einer -scheinbaren- toleranten Gesellschaft.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin dagegen. Natürlich ist das deutsche Schulsystem auch nicht perfekt, aber viele US-Amerikaner sterben auch lieber an Krebs oder Diabetes, als dass sie zulassen, dass sich Vater Staat in ihre Gesundheitsversorgung einmischt. Und so ähnlich halten sie es eben auch mit der Schulpflicht. Sprich, wenn du nicht möchtest, dass dein Kind die Lehre von der Evolution mitbekommt, oder erfährt, wie die menschliche Fortpflanzung funktioniert, kannst du es " da drüben" prinzipiell fernhalten und ihm daheim etwas von Adam, Eva und dem Bösen Wolf erzählen. Und wenn es die Tests etc. für Homeschooling nicht besteht, stirbt es eben dumm und/oder geht zur Armee. Was ist daran eine attraktive Vorstellung?

Ich bin mir sicher, dass es auch in Deutschland genügend Verrückte gibt, die es ähnlich handhaben wollen, und bildungsferne, für reguläre Berufsausbildungen oder Arbeitsplätze ungeeignete Gestalten gibt es bei uns auch genug. Wieso sollten wir noch mehr davon heranzüchten? Außerdem habe ich den Eindruck, dass generell unterschätzt wird, wie viel Zusatzaufwand sinnvoller Hausunterricht bedeutet.

Da müsste ein Elternteil quasi seinen Job aufgeben und auch selber sich das nötige Wissen aneignen, um es sinnvoll weitergeben zu können. Das ist mit ein paar Youtube-Videos, während Mutti eine rauchen geht, eben nicht getan. Auch besagt eine erfolgreiche Fortpflanzung ja noch lange nicht, dass man pädagogisch und didaktisch so viel besser darin ist, lüsternen Teenagern das Bruchrechnen beizubringen als die bösen, bösen Lehrer, die immer so streng sind und gar nicht sehen, was für ein Genie in dem kleinen Pablo-Herodes schlummert, der in seiner Freizeit kifft und Vogelnester ausräumt.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das Argument, dass wohlhabende Eltern sich so dem Schulsystem entziehen können, das greift doch sowieso nicht. Wer sein Kind nicht auf eine staatliche Schule schicken möchte, der wählt eben eine der zahlreichen Privatschulen. Das fängt mit günstigen konfessionellen Schulen oder Waldorfschulen an, geht über türkische oder ähnliche und internationale Schulen bis hin zu kompletten Ergänzungsschulen, wo nur die Prüfung extern abgelegt wird.

Mein Gatte hatte maximal elf Mitschüler, das war garantiert. Weil der Teiler bei dreizehn lag, saß der oft mit nur fünf oder sechs Schülern im Unterricht. Dazu gab es alle sechs Wochen ausführliche Berichte über den Lernstand bei den Eltern, Fehlen wurde sofort gemeldet, wenn keine Anmeldung vorlag. Jeden Nachmittag gab es zwei Stunden lang ein Kolloquium, in dem Lehrer und Schüler offene Fragen klären oder Themenbereiche vertiefen konnten. Und natürlich wurden die Hausaufgaben komplett von Fachlehrern betreut.

Du kannst dein Kind auch auf eine Schule schicken, wo Deutsch nur als Fremdsprache gelehrt wird. Wenn das Geld da ist, kein Thema. Ich finde eine Bildungspflicht, die regelmäßige Prüfungen des Lernstands vorschreibt, erheblich besser. Denn Schulpflicht trifft nur die, die nicht ausweichen können. Die anderen erfüllen die nur nach ihren Vorstellungen.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Genau das ist die Freiheit wo Jeder entscheidet wie man bilden möchte. Wenn nun einer sagt er möchte sein Kind christlich erziehen statt die Evolutionstheorien zu akzeptieren nur weil der Staat diese Art von Bildung an Schulen vorschreibt, ist Homeschooling ein Mittel dazu.

Wer sich mit Homeschooling etwas beschäftigt oder mal eine Suchmaschine für das Recherchieren zwecks dem Thema nutzt, nicht nur für scheinbar unwichtigere Dinge, der weiß dass manche Länder es so handhaben das, wenn Kinder die nicht auf dem Stand sind, für eine gewisse Zeit eine staatliche Schule besuchen müssen um auf den aktuellen Stand zu kommen. Anschließend können Eltern ihr Kind wenn gewollt wieder zu Hause unterrichten.

Es fällt also kein Kind deswegen hinten runter. Wobei Armee... Leute die da dienen beschützen, einen vor äußere Gefahren, wenn es keine Leute dort gäbe, gäbe es auch keine Sicherheit. Die da dort dienten und dienen sind auch trotz Schulpflicht hier im Lande da, das hat nix mit dem Bildungsstand oder Schule zu tun. Manche gehen auch freiwillig dort hin, aber das ist ein anderes Thema.

Es gibt auch Länder die keine Regelungen haben, wo Kinder keinen gewissen Stand haben müssen, wo man sich später für kreative Berufe entscheidet oder eine Externenprüfung macht um einen Abschluss zu machen. Externenprüfungen gibt es auch hier.

Es ist richtig das mindestens ein Elternteil das Homeschooling übernehmen muss und sich so selber noch mal etwas weiter bildet oder Wissen auffrischt... wobei man Vieles im Alltag eh automatisch macht und kann, alles was wichtig ist und bsp. bis zur fünften Klasse hier an Grundkompetenzen vermittelt wird wie Lesen, Rechnen, Schreiben, Naturkunde, Grundgeographie und auch andere Dinge die nicht in Schulen vermittelt werden, können die meisten von uns.

Bisher ist kein Fall bekannt wo Homeschooling gegen den Baum gegangen ist. Länder wie Frankreich, Irland, Spanien usw. sind aufgrund dessen das sie keine Schulpflicht haben auch nicht untergegangen. Dieses Modell eignet sich auch für Leute die viel umher reisen, eine Weltreise machen. Im Endeffekt muss Jeder für sich selber entscheiden, wie und wo und von wem man seine Kinder bilden lassen will.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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