Wie Mutter helfen mit dem Coming-Out klarzukommen?

vom 07.08.2018, 12:06 Uhr

Die Tochter meiner Arbeitskollegin hatte offenbar vor Kurzem ihr Coming-Out. Sie weiß schon länger, dass sie lesbisch ist, aber wollte es nie der Mama sagen. Stattdessen fühlte sie sich genötigt mit einem „Freund“ nach Hause zu kommen, aber merkte immer das Interesse an Frauen statt an Jungs. Sie ist im Übrigen 16 Jahre jung.

Nun kam also das Coming-Out und meine Arbeitskollegin ist wenig begeistert. Sie stellte mir heute auf der Arbeit fragen, wieso ihre Tochter lesbisch ist, was sie falsch gemacht hat und teilte mir mit, dass ihre Tochter zu hübsch sei, um auf Frauen zu stehen. Sie ist in der Tat wunderhübsch, unbestritten, aber das hat natürlich meiner Meinung nach gar nichts mit dem Thema zu tun, aber für die Arbeitskollegin schon.

Nun war wohl ein Treffen mit der Tochter + Freundin daheim. Der Papa nahm das locker und meinte, dass er glücklich ist, wenn seine Tochter mit Dingen zu den Eltern kommt und das offen anspricht, was sie fühlt und glücklich ist. Doch das „Date“ und „Kennenlernen“ mit der Freundin war für meine Arbeitskollegin offenbar eine Tortur.

Sie teilte mir also mit, dass sie das Anfassen/Händchenhalten nicht ertragen konnte. Am Ende gab es ein Küsschen zum Abschied, was die Mama wohl ungewollt mitbekam, weil sie reinplatzte und auch das hat sie aufgeregt. Sie hat ihrer Tochter also später wortwörtlich gesagt, dass sie damit nicht klar kommt und die Tochter entgegnete, dass sie genau deswegen nie was sagte!

Auf die Fragen meiner Arbeitskollegin, wie sie damit besser klar käme, um ihre Tochter nicht zu verlieren, fiel mir nur sehr wenig ein. Denn eigentlich habe ich sie als offenherzig gekannt und bei anderen hatte sie nie ein Problem, diese zum Coming-Out zu bewegen, aber jetzt schiebt sie solch ein Theater.

Habt Ihr da vielleicht Ideen, wie man ihr helfen kann, das Coming-Out zu akzeptieren? Was würdet Ihr für Ratschläge mit auf den Weg geben oder würdet Ihr ihr klar machen, dass sie die Entscheidung der Tochter akzeptieren muss und fertig?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich würde der Mutter auf jeden Fall sagen, dass sie nichts falsch gemacht hat, Im Gegenteil. Sie hat ihre Tochter so erzogen und ihr ein Leben geboten, dass ihr den richtigen Weg gezeigt hat sich zu verlieben. Und das ist das Wichtigste. Ich würde der Mutter vor Augen halten, dass es wichtig ist, dass ihre Tochter glücklich ist und wenn sie mit einer Frau glücklich ist, dann soll sie das akzeptieren.

Ich finde es krass, dass man einer Frau oder auch einem Mann, helfen muss mit dem Coming Out des Kindes klar zu kommen. In der heutigen Zeit finde ich darf sowas überhaupt nicht mehr sein und ich denke, dass ich da auch wenig einfühlsam wäre, wenn ich der Mutter dies klar machen würde. Ich finde es echt krass, dass man als Mutter sich darüber Gedanken macht und es nicht gut findet und der Tochter eher einen Mann an ihrer Seite wünscht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, wie man da so wenig Toleranz und Verständnis für sein eigenes Kind aufbringen kann. Ich als Mutter wäre glücklich, wenn mein Kind glücklich ist und sich ausleben kann und frei entfalten kann ohne dass jemand anderes da zu Schaden kommt. Ich habe eher den Eindruck, dass die Mutter zu sehr auf das traditionelle Rollenbild fixiert ist und sich vielleicht sogar Enkelkinder gewünscht hat, was ja ohne Samenspende nicht unbedingt möglich ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das Seltsame ist auch eigentlich, das erschreckt mich auch sehr, dass meine Arbeitskollegin eigentlich super tolerant ist. Sie hat vielen schon geholfen und da ging es auch um Homosexualität. Doch als es jetzt ihre eigene Tochter trifft, ist sie so unglaublich seltsam. Sie merkt aber selber, das sagt sie auch, wie befreit ihre Tochter wirkt, seit sie es gesagt hat und wie glücklich.

Aber sie schafft es nicht, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass sie eine Frau liebt und mit ihr offenbar auch intim werden könnte. Irgendwie scheint da der Horizont zu klein zu sein für oder sie benötigt nur Zeit? Ich verstehe es selber nicht und war von ihrer Reaktion, was ich ihr auch gesagt habe, unglaublich enttäuscht sowie erschrocken zu gleich. Vor allem, weil ihr Kind ganz klar meinte, genau deswegen bin ich nicht zu dir gekommen, während der eigentlich strenge Vater mit Armee Erfahrung usw ( ein echt gestandener Mann ) von dem man es am wenigsten erwartet hätte das locker nimmt.

Ich habe ihr jetzt einfach mal geraten, dass sie sich zunächst auch an den Gedanken natürlich gewöhnen muss. Allerdings habe ich ihr gesagt, dass es die Entscheidung ihrer Tochter ist und sie lernen muss, das zu akzeptieren und das wenn sie ihre Tochter nicht verlieren will, sie da nicht angewidert sitzen kann und ihre Tochters Freundin als Mensch weniger wertschätzen kann.

Denn witzig ist nämlich, das Mädel mit dem die Tochter zusammen ist, wurde bevor das Coming-Out war gemocht! Doch jetzt auf einmal nicht! Genau das ist nämlich auch so ein Dingen, was mich schon ein wenig ärgert, wie man so verbohrt sein kann.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde es wirklich schwachsinnig, dass man im Jahre 2018 noch so ein Drama daraus macht, wenn Kinder schwul oder lesbisch werden. Dass man sich fragt, was man denn falsch gemacht habe, weil man das Kind als krank ansieht. So etwas sollte doch schon lange der Vergangenheit angehören.

Was geht es die anderen Leuten an was und mit wem ich es im Schlafzimmer treibe? Es sollte doch jedem frei stehen, seinen Partner zu wählen, egal was er oder sie für ein Geschlecht hat. Bei der eigenen Mutter wird ebenso noch die Enttäuschung mitspielen, nie Enkelkinder haben zu können, wenn man jetzt nur ein Kind hat.

Allerdings steht heutzutage Homosexuellen wirklich schon die Welt offen. Ich finde, dass wir da einfach offener werden müssen und auch unsere Kinder einfach offener in Punkto Sexualität sein. Also ich hätte damit kein Problem, wenn sich meine Tochter outen würde. Hauptsache, dass sie in ihrem Leben glücklich ist, das ist mir das Wichtigste. Da muss ich mich doch nicht selber bemitleiden, warum auch?

Ich finde es allerdings auch etwas seltsam, was du schreibst, dass das Mädchen zuvor als Freundin gemocht und akzeptiert wurde und jetzt als Partnerin nicht mehr. Klar ist es etwas gewöhnungsbedürftig, weil es bei uns immer noch nicht so häufig vorkommt, aber schlimm ist es doch auf keinen Fall.

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