Nach Klage gegen Firma, trotzdem noch dort arbeiten?

vom 30.08.2016, 11:02 Uhr

Man sieht ja schon mal in den Medien, dass irgendein Angestellter die Firma verklagt hat, in der er arbeitet. Sei es, dass gegen eine unrechtmäßige Kündigung oder ähnliches geklagt wird. Man kann ja durchaus nachvollziehen, dass man sich dies nicht einfach so bieten lassen möchte.

Aber ich frage mich immer wieder, wie dann erst das Arbeitsklima sein wird, wenn der Arbeitnehmer den Prozess gewinnt und anschließend wieder in der Firma arbeiten kann. Ich stelle mir das doch unter Umständen sehr schwierig vor. Vor allem das Verhältnis zum Chef oder der Firmenleitung muss darunter doch leiden.

Würdet ihr nach einer Klage gegen die Firma noch bedenkenlos dort arbeiten können? Hättet ihr nicht Angst vor Mobbing und einem schlechten Arbeitsklima? Habt ihr so etwas vielleicht schon erlebt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich glaube unter dem Begriff "Medien" meinst du wahrscheinlich das deutsche "Qualitätsfernsehen" (RTL, RTL 2, VOX, etc..), denn dort werden in den Pseudo-Doku-Soaps häufig solche Fälle präsentiert. In der realen Welt kann ich es mir leider überhaupt nicht vorstellen, dass eine Person nach einer Klage gegen den eigenen Arbeitgeber, trotzdem noch dort bleibt. Ich persönlich glaube einfach, dass es, wenn es zu einer Klage kommt, sich um eine "ausweglose Situation" handelt. Eine Klage gegen den eigenen Arbeitgeber, sei es um Geld, oder aus einem anderen Grund, stellt den letztmöglichen Schritt dar und macht eine Aufrechthaltung des Arbeitsverhältnisses unmöglich, da eine Klage das beidseitige Vertrauen vollkommen zerstört.

» jupla » Beiträge: 195 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das kommt doch ganz auf das jeweilige Unternehmen und die eigene Position dort an. Meine Mutter hat beispielsweise als Vorzimmerdame des Chefarztes und gleichzeitig medizinischen Leiters in einem Krankenhaus gearbeitet. Da gab es natürlich Kontakt zur Verwaltung, aber generell lag ihr Arbeitsbereich und auch ihr Büro ganz woanders.

Als der Chef in Rente ging und die Klinik komplett umstrukturiert worden ist, ist meiner Mutter gekündigt worden, weil ihr Arbeitsplatz weggefallen ist. Sie hat dagegen geklagt und gewonnen. Danach hat sie ohne Probleme bis zur Rente dort weiter ihren Job gemacht. Das geht also durchaus. In einem kleineren Betrieb sieht das natürlich anders aus.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich habe auch gegen meinen Arbeitgeber geklagt, nachdem gegen das Mobbing nichts unternommen worden ist. Ich wurde danach weiter beschäftigt wie es das Urteil vor gesehen hat aber das Arbeitsklima war dadurch auch wieder annehmbar. Denn vorher konnten die Mobber machen was sie wollten und hatten entsprechend Rückhalt vom Chef. Danach waren diese vorsichtiger aus Angst um ihren eigenen Job und es war für mich insgesamt entspannter, wenn auch nicht sonderlich toll. Zwar haben die dummen Verdächtigen, Verleumdungen und alles andere aufgehört, dafür wurde man ignoriert und wie Luft behandelt.

Von meinem Chef brauchte ich auch nichts mehr erwarten, bei meinen Anträgen wurde sich nicht sonderlich viel Mühe gegeben. Urlaub wurde abgelehnt mit einfachen Begründungen, einer Versetzung wurde nicht zugestimmt da der Betriebsrat keine Lust darauf hatte sich ernsthafte Gedanken zu machen usw. Am Ende kam ohnehin die Kündigung aber aus einem anderen Grund.

Die Klage hat dabei dennoch eine Rolle gespielt, denn wer will schon um jeden Preis einen Mitarbeiter halten der im Team negativ aufgefallen ist, den andere Kollegen meiden und natürlich auch noch das persönliche. Mein Chef ist natürlich sauer gewesen wegen dem Urteil, da er selbst zurück gestuft wurde von der Verantwortung her und auch finanzielle Einbußen dadurch hatte. Anstatt das er froh ist noch einen Job zu haben, denn das wäre ebenfalls Denkbar gewesen ihn zu kündigen weil er nichts unternommen hat und damit seine Fürsorgepflicht komplett vernachlässigt hat.

Traurig war ich über diese Kündigung auch nicht, nur wie das ganze am Ende abgelaufen ist war einfach nur mies. Da wird einem morgens noch ins Gesicht gelogen, dass die Versetzung auf eine andere Schicht kein Problem darstellt und Nachmittags beim heimkommen liegt die Kündigung bereits im Briefkasten mit einem Datum von vor 2 Wochen drauf. Aber nachlaufen würde ich diesem Laden mit Sicherheit nicht und auch sonst lege ich keinerlei Wert auf Kontakt dahin.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde, dass es da eher auf die Größe der Firma und die Umstände ankommt. Ein Bekannter von mir hat in einer Firma gearbeitet, wobei er dort ziemlich viel Mist gebaut und den Chef betrogen hat. Soll heißen, dass Sachen gestohlen worden sind und mein Bekannter bei der Arbeitszeiterfassung betrogen hat, teilweise gestempelt hat und dann nach Hause gefahren ist und dergleichen. Dummerweise ist er vom Chef erwischt worden, da der Chef an einer roten Ampel direkt neben meinem Bekannten gehalten hat, der gestempelt hatte und eigentlich auf Arbeit zu sein hatte. Da kam dann natürlich raus, dass das im großen Stil so gemacht worden ist und das seit Jahren.

Mein Bekannter ist also entlassen worden, wobei er dann vor Gericht zog. Er hat den Streit dann tatsächlich gewonnen und arbeitete in seiner alten Firma weiter, aber nun stellte sich heraus, dass er keine Lust mehr auf diese Firma hat (laut eigener Aussage), sich angeblich unterfordert fühlt und einen Tapetenwechsel braucht. Er ist jetzt in einer Leihfirma beschäftigt. Da mein Bekannter aber sehr dazu neigt, Tatsachen zu verdrehen, damit er selbst im bestmöglichen Licht dasteht, frage ich mich dann schon, ob er nicht wegen dem "Mist", den er gebaut hat und dem möglicherweise unerträglichen Betriebsklima gehen musste.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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