Eine schlechte Beziehung für die Entwicklung brauchen?

vom 18.01.2016, 00:53 Uhr

Ich hatte als erste Beziehung wirklich keine gute Beziehung, ebenso wie mein Partner. Er hatte mit seiner ersten Beziehung auch kein Glück. Die Frau hatte so gar nicht zu ihm gepasst und er hatte sich auch nur auf sie eingelassen, weil er sich als zu alt empfunden hat um keine Freundin zu haben. Bei mir war es so, dass ich Liebe empfinden und erleben wollte, weil ich das in meinem Leben nicht so hatte.

Das klingt alles traurig und sicherlich sind das auch nicht die besten Bedingungen für eine Beziehung, aber wir haben beide etwas daraus gelernt. Wir haben uns danach absolut auf das Gefühl verlassen und geschaut, dass die Person auch wirklich perfekt zu uns passt. So ist mein Mann, ebenso wie ich absolut glücklich in unserer Beziehung, aber wir sind auch beide der Meinung, dass die eine schlechte Beziehung uns auch dahin gebracht hat. Man regt sich einfach weniger auf, schaut, was dem Partner wichtig ist und so weiter. Man hat dazu gelernt.

Auch Freunde meinen, dass man erst mal schlechte Beziehungen braucht um eine gute Beziehung schätzen zu können. Man nimmt sonst alles als selbstverständlich hin und wird zu viel vom Partner erwarten. Was denkt ihr darüber und wie war es bei euch? Ist das nicht auch sehr traurig, wenn man erst mal Schlechtes erleben muss, damit man glücklich werden kann?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Diese Aussagen würde ich so nicht unterstreichen. Ich hatte vor meiner jetzigen Beziehung zwei schlechte Beziehungen gehabt, wobei ich die erste feste Freundin von meinem Partner bin. Wir beide sind nun auch seit einigen Jahren zusammen und wir beide sind sehr jung, er hat mich mit achtzehn Jahren kennengelernt, da war ich siebzehn gewesen.

Wir lieben und schätzen uns sehr, dafür braucht er keine Beziehung zu einer anderen Frau, die in die Brüche geht. Gemeinsam haben wir schon viel durchgemacht und das hat uns auch zusammen geschweißt. Wir wissen genau was wir aneinander haben, das sagt uns nicht nur die Liebe, sondern auch unser halbwegs normale Menschenverstand.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke schon, dass man durch vorhergehende Beziehungen etwas lernt. Man lernt vielleicht, was einem wirklich wichtig ist und was man an anderen nicht mag, welche Eigenschaften man schätzt und welche man als störend empfindet. Ich glaube, als junger Mensch haben viele die Ansicht, dass man sich nur genug lieben muss und dann klappt schon alles. Aber so funktioniert es eben nicht. Diese Einsicht reift mit der Zeit.

Früher habe ich beispielsweise angenommen, dass meine Partner automatisch die gleichen Ziele haben wie ich. Rückblickend betrachtet ist das natürlich eine merkwürdige Annahme, aber als unerfahrenes Mädchen habe ich so gedacht und war immer vor den Kopf gestoßen, wenn ich Unterschiede in den Wünschen und Zielen bemerkte.

Diese Erkenntnis muss man erst einmal haben, dass es sinnvoll ist, vorm Eingehen einer Beziehung zu testen, ob jemand zu einem passt, gewisse Dinge zu erfragen und abzuklären und nicht einfach nur einer Schwärmerei nachzurennen.

Was ich auch gelernt habe, ist, das Gute zu schätzen zu wissen, aber mich nicht dazu hinreißen zu lassen, Schlechtes zu ertragen, sondern vorher genau zu selektieren, was ich möchte und was nicht. Zudem habe ich gelernt, dass man Männer nicht wirklich ändern kann. Auch wenn man denkt, dass man dem noch dieses oder jenes abgewöhnen würde, muss man einsehen, dass dies nicht geht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich würde diesen Satz nur eingeschränkt unterschreiben. Ich finde, dass man nicht nur durch schlechte Beziehungen reift und sich besser entwickelt, sondern auch durch negative Erfahrungen allgemein, das kann auch durch die Eltern oder andere Personen geschehen, wie ich finde.

Auf mich bezogen könnte die These schon stimmen. Meine letzte Beziehung endete nicht sehr schön, weil ich als Teenager noch so naiv war und pauschal dieselben Wünsche und Ziele unterstellte (in diesem Fall Familie und Kinder) und mein Ex aber sich zum Workaholic entwickelte und sich eben herausstellte, dass er keinen Wert auf eigene Kinder legt, sodass diese Beziehung von vorne herein eigentlich zum Scheitern verurteilt war. Daraus habe ich gelernt und das bei der Suche nach meinem jetzigen Partner berücksichtigt.

Mein Freund jedoch hat keine Ex-Beziehungen gehabt, sodass er in dieser Hinsicht ja schlecht gelernt haben könnte. Er hat sich stattdessen die Beziehung seiner Eltern und seiner beiden Brüder angeschaut und sich überlegt, ob er genauso leben möchte oder nicht. Er hat da so einiges gesehen, was er nicht so schön fand und was ihn bei einer Beziehung eher abgeschreckt hätte. So kann man auch lernen für seine Entwicklung und nicht nur durch eigene Erfahrungen. Beobachtungen machen auch viel aus, wenn man denn klug und gewillt genug ist, daraus zu lernen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke auf jeden Fall, dass man aus schlechten Beziehungen durchaus etwas lernen kann, was einem in der Zukunft auch weiterhilft. Dass man nun aber unbedingt eine schlechte Beziehung braucht, um später eine gute Beziehung richtig wertschätzen und erkennen zu können, denke ich aber nicht. Wenn man auf Anhieb den richtigen Partner findet und schnell merkt, dass es sich um die Person handelt, mit der man sein Leben teilen möchte, dann ist das doch sehr schön und durchaus möglich. Man kann sich ja durchaus sicher sein, dass man den richtigen Partner gefunden hat, ohne zuerst den "falschen" Partner gehabt haben zu müssen.

Ich habe aus meinen vergangenen Beziehungen auch sehr viel gelernt, wobei ich diese Beziehung im Nachhinein auch als wirklich schlecht bezeichnen würde. Ich finde aber nicht, dass diese Beziehungen für mich wirklich notwendig waren. ich hätte es sogar schön gefunden, wenn ich meinen Partner von Anfang an getroffen hätte, wobei ich mir sicher bin, dass ich da auch erkannt hätte, dass mein Partner eben der Richtige für mich ist.

Wenn man einen Partner findet, der zu einem passt und mit dem man sich versteht, dann erkennt man doch auch, dass es einfach passt und dass er der Richtige ist. Man hat das doch dann im Gefühl, egal ob man davor nun schlechte Beziehungen gehabt hat oder nicht. Wenn es passt und man überglücklich ist, dann kann man den Partner doch auch automatisch wertschätzen und glücklich in der Beziehung sein.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich finde nicht, dass man das zwangsläufig auf Beziehungen beziehen kann und auf sonst nichts. Ich finde, dass negative Erfahrungen grundsätzlich zum Leben dazu gehören und für die Entwicklung wichtig sind. Das kann man nicht nur auf die Schule, das private Umfeld und den Beruf beziehen sondern eben auch auf die Partnersuche.

Ich hatte schon Datingpartner, die mich sehr geprägt haben, weil ich so eben gemerkt habe, was ich wirklich an einem Partner möchte. Ich finde nicht, dass es dazu zwangsläufig immer zu einer Beziehung gekommen sein muss. Hängt eben sehr stark vom Charakter ab und was für ein "Lerntyp" man ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Das mag jetzt damit zusammenhängen, dass ich in Sachen Beziehung ein relativ unbeschriebenes Blatt bin und abgesehen von einigen teenagerhaften Stümpereien nur eine Partnerschaft bisher in meinem Leben eingegangen bin, und die funktioniert prächtig. Aber ehrlich gesagt ist es für mich eine Form des Schönredens, wenn man zwar einerseits ein paar Mal an den letzten Volltrottel gerät, aber sich andererseits im Nachhinein einredet, es sei ja so supertoll für die persönliche Entwicklung gewesen, wertvolle Lebenszeit an eine unwürdige Kreatur zu verschwenden.

Negative Erfahrungen macht jeder im Leben, und zwar im Regelfall in allen Gebieten vom Job über die Familie bis hin zur Gesundheit. Und da finde ich auch, dass man aus diesen Erfahrungen lernen und sie zur persönlichen Weiterentwicklung nutzen kann, sobald sich der Staub wieder etwas verzogen hat. Aber umgekehrt bin ich auch nicht der Meinung, dass man etwas verpasst oder dass es gar schädlich sei, wenn man ein paar Negativ-Erlebnisse im Leben nicht mitnimmt, sondern lieber froh ist, wenn es zumindest in Beziehungsfragen kein Drama gibt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Im Endeffekt ist die Diskussion sowieso müssig, weil sich wohl niemand begeistert und wissend in die Arme einer echten Krachlatte wirft, um hinterher eine bekloppte Erfahrung zwecks Erweiterung des eigenen Horizonts gemacht zu haben. Aber grundsätzlich verstehe ich natürlich, wie der erste Beitrag gemeint ist. Ich glaube schon auch, dass man eine gute Erfahrung noch sehr viel mehr schätzt, wenn man vorher auch andere Erlebnisse hatte. Das gilt aber für alles im Leben, nicht nur für Beziehungen.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber ganz sicher nicht, dass man eine funktionierende Beziehung nur dann zu schätzen weiß, wenn man keine negativen Erfahrungen gemacht hat. Ich weiß sowieso nicht, ob man wirklich alle schlechten Dinge noch positiv umdeuten kann, denn genauso gut kann jemand aus einer Beziehung total geschädigt hervorgehen und diese schlechten Erlebnisse in seinen Erwartungen mit in die nächste Beziehung tragen.

Der Aspekt, dass eine sehr negative Beziehungserfahrung Menschen auch nachhaltig negativ beeindrucken kann, fehlt mir hier. Leute, die von ihren Partnern gedemütigt, misshandelt oder gequält wurden, haben oft so lange daran zu knabbern, dass der nächste Mann oder die nächste Frau Mühe haben wird, überhaupt erst wieder Vertrauen herstellen zu können.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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