Erst als Erwachsener von ausländischen Vorfahren erfahren?

vom 08.01.2016, 17:19 Uhr

Meine Freundin erzählte mir kürzlich ganz aufgeregt, dass sie Vorfahren aus Italien und aus Frankreich hätte. Das hatte sie dabei gar nicht gewusst, erst beim Weihnachtsessen kam dieses Thema zur Sprache, wobei sie da auch über ihre ausländischen Vorfahren erfuhr. Meine Freundin dachte bisher immer, dass sie und auch ihre Vorfahren alle aus Deutschland kommen würden. Sie hatte sich wohl aber auch noch nie so richtig für ihre Familiengeschichte interessiert, so dass sie das nun erst jetzt per Zufall erfahren hatte.

Ist es euch auch passiert, dass ihr erst sehr spät erfahren habt, dass ihr Vorfahren habt, die aus einem ganz anderen Land stammen? Oder habt ihr euch schon recht früh für eure Familiengeschichte interessiert?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Definiere "Vorfahren" in diesem Kontext. Kam die Oma aus Italien oder meinst du damit irgendwelche Vorfahren, die im Mittelalter gelebt haben? Ich finde das macht einen Unterschied.

Mir war schon immer klar, woher meine Familie kommt. Das hört man ja am Namen, an der Sprachmelodie und Grammatik. Was mir persönlich jedoch neu war ist, dass mein Vater unter seinen Vorfahren wohl "Zigeuner" haben soll. Das würde sein mediterranes Aussehen erklären, aber wann diese Vorfahren gelebt haben sollen weiß ich nicht.

Bei uns in der Familie gibt es ein Buch, einen Familienstammbaum. Da kann man von 1800 an die ganze Familiengeschichte nachlesen. Wer wann und wo geboren wurde, auch Hochzeitstage und Kinder stehen alle darin. Es gibt sogar einzelne Fotos von den Vorfahren, sodass ich schon sehr früh damit in Kontakt kam und das für mich normal ist zu wissen woher die Vorfahren kommen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Olly173 hat geschrieben:Definiere "Vorfahren" in diesem Kontext. Kam die Oma aus Italien oder meinst du damit irgendwelche Vorfahren, die im Mittelalter gelebt haben? Ich finde das macht einen Unterschied.

So genau interessiere ich mich für die Familiengeschichte meiner Freundin ehrlich gesagt nicht. Ich denke aber, dass es irgendetwas dazwischen ist, soweit ich das mitbekommen habe. Also Ur-oder auch Ur-Ur-Großeltern.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe schon als Kleinkind "mitbekommen", dass meine direkten Vorfahren (also Eltern, Großeltern und dergleichen) keine deutschen sind. Das lag wohl daran, dass mein Vater schon immer Englisch mit mir gesprochen hat, ebenso wie seine Seite der Familie. Das kam mir schnell relativ merkwürdig vor und so konnte ich ableiten, dass es sich dabei wohl nicht um Deutsche handeln dürfte. Meine Mutter wiederum hat französisch, deutsche und schwedische Vorfahren (Eltern, Großeltern), was auch nie eine Überraschung war.

Bei uns in der Familie war es eben ganz offensichtlich, dass man ausländische Vorfahren hat und man hätte es, selbst wenn man es aus irgendeinem komischen Grund gewollt hätte, auch nicht wirklich verbergen können. Auf der anderen Seite habe ich aber auch Bekannte, die beispielsweise erst irgendwann im Alter von 20 Jahren erfahren haben, dass der Großvater eigentlich ursprünglich im Ausland geboren wurde, dann aber zum Beispiel wegen des Zweiten Weltkriegs fliehen musste und danach in Deutschland gelebt hat. So etwas gibt es in meinem Bekanntenkreis durchaus häufiger.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Selbst wenn man sich nicht mit der Familiengeschichte auseinandersetzt bekommt man das doch zwangsläufig durch bestimmte Traditionen mit, dass man eben "anders" ist als die anderen Einheimischen in Deutschland. So werden sicherlich in Italien oder Frankreich bestimmte Bräuche Tradition sein, die vielleicht sogar Generationen später in der Familie noch üblich sind. Oder aber es gibt bestimmte Vornamen oder Nachnamen in der Familie, die auf eine andere Herkunft schließen lassen. Also selbst wenn man sich nicht aktiv damit auseinander setzt wird man das meiner Ansicht nach doch mitbekommen, dass man anders ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Von meiner Familiengeschichte habe ich seit Kindertagen nichts Neues erfahren, mir wurde seit ich mich erinnern kann, vom Krieg erzählt, wer wir sind und warum wir eigentlich Deutsche sind, mit ausländisch klingendem Namen. Es hat mich nie besonders interessiert und ich habe nie tiefer gegraben. Aber seit einiger Zeit ist das Interesse für dieses Thema erwacht, weil wir eine neue Information zu den Vorfahren meines Lebensgefährten bekommen haben.

Bei der Familie meines Lebensgefährten kann man getrost von einer Sippe sprechen, die schon hier in unserer direkten Umgebung unüberschaubar wird. Jeder zweite scheint hier irgendwie mit irgendwem verwandt zu sein. Zudem hat die Verwandtschaft unglaublich viele Ausläufer in aller Herren Länder. Der direkte Zweig väterlicherseits (ebenfalls unüberschaubar groß) jedoch befindet sich komplett in den USA, wo wir erst vor kurzem Kontakt zu einer seiner Tanten aufgenommen haben. Die Amerikaner haben die Ahnenforschung irgendwie im Blut, jedes Kind fängt spätestens in der Middle School mit dem eigenen Stammbaum an.

Daher wurde es auch schnell Thema und wir erfuhren erstaunt, das die Familie den Wikingern entstammt. Hierzu gäbe es auch Aufzeichnungen mit Namen und Besitztum früherer Zeiten. Das hat mich wirklich fasziniert und ich wurde wirklich neugierig, woher wohl meine Vorfahren stammen könnten. Leider ist meine Familie so unglaublich klein und ohne jegliche Aufzeichnungen, das ich wohl nie mehr darüber erfahren werde.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


In der heutigen Zeit kann man dank Online-Datenbanken und dem Anschreiben von Standesämtern eigentlich immer einige Linien finden, die sich lange zurückverfolgen lassen, gerade die Sammlungen der Mormonen sind eine dankbare Quelle. Die Frage nach ausländischen Vorfahren ist ja in einige Richtungen interpretierbar, so hörte ich einmal den schönen Satz, dass eigentlich absolut jeder in Europa einen Verwandten in Amerika hätte. Ich glaube, dass das stimmt. Zufällig habe ich irgendwann selbst auch mal in einer Nebenlinie einige Auswanderer nach USA entdeckt, von daher habe ich auch ausländische Vorfahren, aber so ist das wohl hier nicht gemeint gewesen.

Bezüglich solcher Aussagen wie hier im ersten Post wäre ich aber dank eigener Erfahrung auch erst einmal vorsichtig. Gerade in Familien wird, auch wenn man es kaum glauben kann, genealogisch aus Unwissenheit oft ganz viel Blödsinn erzählt. So hat meine Mutter mir erzählt, die Familie wäre irgendwann einmal aus Frankreich gekommen, das hätte ihr Opa ihr erzählt. Trigger für diesen Gedanken war wohl der sehr ungewöhnliche und seltene Nachnamen, der mit einem C beginnt und wie ein K ausgesprochen wird. Das ist aber für das Mittelalter nichts Ungewöhnliches gewesen und man kann daraus keine französische Herkunft ableiten.

Folgerichtig habe ich diesen ungewöhnlichen Namen in dem kleinen urdeutschen Dorf in einem Kirchenbucheintrag von 1506 gesehen. Dass da vielleicht wirklich vor dieser Zeit mal ein Franzose in dieses Dorf kam, eine große Familie begründete, und das noch im tiefsten Mittelalter, wirkt in diesem Licht sehr unglaubwürdig. Und auf der Seite meiner anderen Familienlinie habe ich fast eine ähnliche Geschichte. Da wurde aus der polnischen Herkunft bei genauer Recherche eine brandenburgische. Ich gebe daher nicht mehr viel auf solche unbelegten Aussagen. In meinem Fall war es also umgekehrt, die ausländischen Vorfahren konnten irgendwann als falsche Information abgehakt werden und ich habe erst als Erwachsene die Fehlerhaftigkeit erkannt.

» Verbena » Beiträge: 4796 » Talkpoints: 1,98 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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