Logopäden für Kinder unter 3 Jahre wirklich angebracht?

vom 20.07.2018, 13:55 Uhr

Ich weiß, dass mein Sohn mit 3,5 Jahren noch einige Sprachbarrieren hatte, obwohl er sehr früh mit sprechen anfing und auch früh ganze Sätze geformt hat. Aber "gr" war für ihn "dr" und "k" das "t" und das "g" war ein "d". Aber dennoch bin ich mit ihm nicht zu einem Logopäden gegangen. Erstmal, weil man vor 30 Jahren noch nicht ganz so sehr drauf bestanden hat von Seiten des Kinderarztes und dem Umfeld und dann denke ich, dass sich die Sprache auch noch formt.

Er hat mit 4,5 Jahren ganz deutlich und ohne irgendwelchen Barrieren gesprochen und ein Logopäde war nicht notwendig. Nun sehe ich aber immer wieder junge Mütter und junge Väter mit Kindern, die nicht mal das 3. Lebensjahr erreicht haben zum Logopäden gehen. Die Enkelin einer Freundin aus meiner alten Heimat ist 2 Jahre und geht, weil sie auch manche Buchstaben anderes ausspricht zum Logopäden. Hier in der Nachbarschaft ist ein Kind, welches mit knapp 2 Jahren noch nicht viel spricht und sie muss zu einem Logopäden. Auch sehe ich immer wieder Anfragen in örtlichen Facebookgruppen, wo es Logopäden gibt, die sich mit 2-3 Jahre alten Kindern gut auskennen.

Warum geht man heutzutage so schnell zu einem Logopäden? Ist das wirklich notwendig oder ist das eher Übereifrigkeit der Eltern oder des Kinderarztes? Wart ihr mit euren Kindern beim Logopäden und war das wirklich notwendig und gut für das Kind?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Grundsätzlich ist es im grünen Bereich, wenn die Laute, die du hier oben auch von deinem Kind beschreibst, durch andere ersetzt werden. Außerdem ist es auch normal, dass sich gewisse schwierige Laute, wie zum Beispiel die Zischlaute oder die harten Laute erst bis zum Schuleintritt entwickeln.

Von daher müsste man keinen Termin beim Logopäden ausmachen. Leider ist es aber heutzutage so, dass immer mehr Kinder unter Defiziten in den Lauten lernen. Aber so gewaltig, dass es einfach schon sehr früh negativ auffällt. Es kann daran liegen, dass die Eltern zu wenig mit den Kindern sprechen, weil sie selber nur noch vor dem Smartphone oder Tablet sitzen und ihre Kinder auch so beschäftigen.

Fakt ist aber, dass es eben aufgrund der vielen Defizite kaum noch Plätze bei Logopäden gibt, die durch die Krankenkasse vertreten werden. Und beispielsweise dort wo ich arbeite, wo großteils sozial eher schwächere Familien zu Hause sind, die können sich eben einen kostenpflichtigen Logopäden überhaupt nicht leisten und würden dann ihre Kinder auch nicht dorthin schicken.

Das ist der Grund, warum wir sofort, wenn wir finden, dass das Kind die sprachlichen Defizite nur schwer in der vorgegebenen Zeit einholen kann, die Eltern zum Kinderarzt schicken, damit sie eine Überweisung holen. Denn es geht oft ein ganzes Jahr lang oder länger, bis die Eltern für ihre Kinder einen Platz bei den Kassenärzten bekommt.

Vom Grund her stimmt es, dass kein Grund zur Besorgung herrscht, wenn das Kind noch nicht einmal das dritte Lebensjahr erreicht hat. Aber es ist ähnlich, wie bei den KITA- Plätzen. Man geht am besten schon, wenn man mit dem Kind schwanger ist zum Platz und hält ihn sich frei, weil es eben schon lange Wartelisten gibt.

Außerdem lernen die Kinder in der Logopädie spielerisch, richtig zu sprechen. Es ist also wirklich eine tolle Erfahrung und die Kinder lernen dann durch Erfolgserlebnisse und positive Bestärkung. Also ein Fehler ist es sicher nicht. Eher könnte man sich den Vorwurf machen, einem Kind nicht rechtzeitig geholfen zu haben.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 20.07.2018, 16:16, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Heute wird da sicherlich mehr darauf geachtet. Es gibt die ganzen U Untersuchungen und da wird das ja schon deutlich. Meiner Meinung nach geht man auch lieber mal zu einem Arzt als dann das Nachsehen zu haben. Kinder entwickeln sich aber auch unterschiedlich schnell. Mein Sohn spricht auch schlechter als seine Cousine, die 3 Monate älter ist und bei der der Mund nie still steht. Sie probiert aber auch immer alles sofort aus und er wartet immer ein bisschen bis er es kann. Das ist schwer zu beschreiben, aber ich sehe da keine Defizite nur weil er vielleicht etwas schlechter spricht.

Man muss die Sache einfach im Blick haben, wenn man es bemerkt, dass da etwas nicht so läuft, kann man sich heute eben schneller helfen lassen und das ist doch auch gut so. Man muss ja auch nicht immer alles verteufeln und natürlich werden dann manchmal Kinder zu etwas gezwungen was vielleicht nicht notwendig wäre, aber so ein Logopäde schadet doch sicherlich auch nicht, wenn man ihn besucht, obwohl man es wenige Monate später selber könnte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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