Mit unverträglichem Haustier auf Ausstellung gehen?

vom 16.07.2018, 09:49 Uhr

Eine Bekannte war vor kurzem auf einer Hundeausstellung. Sie meinte, dass dort viele Hunde waren, die offensichtlich nicht besonders verträglich waren, was ihre Artgenossen betraf. Ich muss aber sagen, dass eine Ausstellung und die vielen Menschen und anderen Hunde ja sicherlich auch Stress für die Tier bedeutet. Das äußert sich dann bestimmt auch mal in Aggressionen.

Bei Katzenausstellungen ist das sicherlich etwas leichter händelbar, da die Katzen ja oftmals in Käfigen sitzen. Da könnte ich mir vorstellen, dass es vielleicht weniger Zwischenfälle gibt. Findet ihr es unverantwortlich mit einem unverträglichen Tier auf eine Ausstellung zu gehen? Meint ihr nicht, dass der Stress dazu beiträgt, dass manche Tiere dann aggressiv reagieren? Sollte man das nicht eher berücksichtigen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Vorher weiß man sicherlich nicht immer, wie das Tier dann auch reagiert, da solche Veranstaltungen ja besonderer Stress für so ein Tier sind. Generell würde ich mit einem Tier zu einer Ausstellung gehen, da ich denke, dass das für das Tier sehr belastend ist und das würde ich ihm nicht umsonst antun wollen. Man kann ja nur einen Preis gewinnen und das macht man dann doch eher für sich selber und nicht für das Tier.

Wenn man aber vorher schon einen Hund hat, der schlecht erzogen ist, jeden Menschen in die Wade beißen muss und so weiter, würde ich ihn sicherlich mit zu einer Hundeschule nehmen, aber auf keinen Fall in eine Situation bringen um seine Aggressionen anzustacheln.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Was ist denn für deine Bekannte unverträglich? Ein Hund muss Artgenossen nicht per se super finden. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn er sie toleriert, ignoriert und den Kontakt vermeidet. Wenn ein Hund mal giftet, weil es stressig und eng wird, ist er noch lange nicht unverträglich.

Meine Hunde finden andere Rüden total doof. Aber die kommunizieren sauber auf Entfernung und machen über die Körpersprache deutlich, dass sie keinen Kontakt wollen. Wenn der andere das akzeptiert, dann stakst halt jeder zum nächsten Baum, markiert und scharrt und jeder geht seines Weges und beide haben das Gesicht gewahrt.

Wenn ein distanzloser Retrievertyp oder ein Krawallmacher in die reindonnert, würden die ihn langmachen. Aber da setzt die Erziehung an und es passiert nichts. Zu Damen sind die unglaublich charmant. Sind die jetzt unverträglich? Viele Menschen glauben das, weil sie meinen, ein Hund muss alles mitmachen.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Meine Hunde finden andere Rüden total doof. Aber die kommunizieren sauber auf Entfernung und machen über die Körpersprache deutlich, dass sie keinen Kontakt wollen. Wenn der andere das akzeptiert, dann stakst halt jeder zum nächsten Baum, markiert und scharrt und jeder geht seines Weges und beide haben das Gesicht gewahrt.

Du findest nichts dabei, dass deine Rüden andere Rüden grundsätzlich 'doof finden'? Glücklicherweise scheinen ja die anderen Hunde das zu lesen und sich von ihnen unter Wahrung ihres Gesichts fern zuhalten. Und was passiert, wenn deine Rüden keinen Abstand zu anderen Rüden haben? Weil man sich an einer Wegbiegung trifft zum Beispiel? Oder wenn deine Rüden auf einer Ausstellung wären? Hunde spüren, wenn der Nachbar einen am liebsten 'langmachen' (was für ein Ausdruck - sorry, der lässt auf die Gesinnung des Herrchens schließen) und reagieren natürlich (gelinde gesagt) gestresst auf die Bedrohung, der sie sich nicht entziehen können.

Und bitte, cooper75: Was ist ein 'distanzloser Retrievertyp'?

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» Vega » Beiträge: 207 » Talkpoints: 137,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Vega, der Ausdruck lässt nicht auf die Gesinnung des Zweibeiners schließen, er zeigt von einer realistischen Einschätzung des Verhaltens der eigenen Hunde. Soll ich sagen, der will nur spielen? Und was soll passieren, wenn sie andere Hunde treffen? Nichts natürlich.

Die Jungs arbeiten zuverlässig ohne Sichtkontakt im Wald, suchen brav mitten im Autobahnkreuz und absolvieren ihre Prüfungen, Vorführungen und Trainings zuverlässig ohne Halsband und Leine und ohne irgendeine Absperrung vor vielen Menschen und Hunden. Schon mal etwas von Erziehung und Ausbildung gehört?

Nur, warum sollten Sie unbedingt fremde Rüden super finden sollen? Sie vertragen sich in der Gruppe, die akzeptieren Gasthunde und tun keinem was. Die Jungs pflücken ja auch keine Menschen vom Rad oder beißen zivil, nur weil Sie es im Training tun. Sie sind halt züchterisch auf dem Stand von vor 40 Jahren, weil das für ihren Job ideal ist. Hierzulande will man solche Hunde nicht mehr, im Nachbarland sieht das anders aus.

Und ein distanzloser Retrievertyp ist ein Hund, der das typische Verhalten von Golden oder Labrador Retrievern zeigt. Die sind nun einmal distanzlos und aus Sicht manch anderes Hundes dreist und aufdringlich, weil das züchterisch extrem gefördert worden ist. Ohne diese Eigenschaften hätten die sich nie auf fremden Jagdgesellschaften so eng transportieren lassen und es käme zu Auseinandersetzungen, wenn zwei oder mehr Hunde eine Ente für dich beanspruchen.

Und es birgt nun einmal Konfliktpotenzial, wenn ein erwachsener Hund mit züchterisch gewollten sehr infantilen Verhalten auf einen Artgenossen trifft, der ebenfalls züchterisch gewollt erheblich erwachsener wird als der Durchschnitt der Haushunde. Selbstverständlich muss man da erzieherisch eingreifen, aber du kannst keinen Hund zwingen, alle Artgenossen super zu finden.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:...du kannst keinen Hund zwingen, alle Artgenossen super zu finden.

Natürlich nicht. Aber grundsätzlich jeden fremden Rüden 'doof finden'?
Alle meine Hunde, ob Rüde oder Hündin, haben stets auf andere Hunde, ob Rüde oder Hündin, erst mal grundsätzlich positiv gestimmt die Stimmung des anderen eingeschätzt. Und wenn bei beiden Seiten 'die Ampel auf grün stand', wurde engerer Kontakt aufgenommen.

Meine Hündin, mit der ich zur Zeit mein Leben teile, mag, wie alle ihre Vorgängerinnen auch, z.B. keine Rüden, die sich ihr distanzlos und aufdringlich nähern (und das waren noch nie Vertreter von Jagdhunderassen!), sie findet das keineswegs 'charmant' und reagiert zwar relativ gutmütig, aber doch deutlich darauf. Und wenn es der 'Charmeur' immer noch nicht kapiert, schreite ich ein.

cooper75 hat geschrieben:Die Jungs pflücken ja auch keine Menschen vom Rad

Das findest du erwähnenswert? Und auch hier wieder eine Ausdrucksweise, sorry, cooper75, die eine Einstellung des Hundeführers widerspiegelt, die mir nicht gefällt.

cooper75 hat geschrieben:Und ein distanzloser Retrievertyp ist ein Hund, der das typische Verhalten von Golden oder Labrador Retrievern zeigt. Die sind nun einmal distanzlos und aus Sicht manch anderes Hundes dreist und aufdringlich, weil das züchterisch extrem gefördert worden ist. Ohne diese Eigenschaften hätten die sich nie auf fremden Jagdgesellschaften so eng transportieren lassen und es käme zu Auseinandersetzungen, wenn zwei oder mehr Hunde eine Ente für dich beanspruchen.

Es war mir schon klar, was du meintest, ich wollte es nur noch von dir bestätigt haben. Ich kenne die überhebliche Einstellung mancher Halter bestimmter Rassen gegenüber Rassen, die gutmütig und freundlich (wie es der FCI-Rassestandard der meisten Retrieverrassen ausdrücklich vorschreibt) gegenüber anderen sind. Da wird dann gerne behauptet, sie seien infantil, was natürlich Blödsinn ist.

Du solltest dich mal näher mit den typischen Eigenschaften von Jagdhunden beschäftigen, es lohnt sich! Retriever und andere Jagdhunderassen sind selbstverständlich, obwohl gutmütig und freundlich, nicht distanzlos und das ist natürlich auch kein Zuchtziel und wurde und wird infolge dessen noch nie gefördert. Auch sind sie weder dreist, noch aufdringlich. Ich weiß nicht, wo du diese 'Weisheiten' her hast. Gerade wenn (und nicht:weil) sie diese Eigenschaften hätten, die du ihnen andichtest, könnten sie die vielfältigen Aufgaben, für die sie eingesetzt werden (Jagdhund, Spürhund, Rettungshund, Behindertenbegleithund ...) nicht so grandios erfüllen!

Übrigens streiten jagdlich geführte Retriever nie um eine Ente (und sie werden auch nicht dicht an dicht zu Jagden transportiert). Sie suchen, vom Hundeführer geschickt, völlig diszipliniert ihr Gebiet ab und zwar nicht nur eine Ente pro Hund oder gar zwei Hunde pro Ente, denn ein Retriever ist durchaus imstande, mehrere Enten hintereinander zu bringen. Sollten tatsächlich zwei Retriever geschickt worden sein und steuern zufälligerweise (es ist nicht üblich, mehrere Apportierhunde ins gleiche Gebiet zu schicken. Wozu sollte denn das wohl gut sein?) auf die gleiche Ente zu, 'gehört' sie dem, der näher dran ist. Der andere sucht ruhig weiter.

cooper75 hat geschrieben:... Artgenosse ..., der ebenfalls züchterisch gewollt erheblich erwachsener wird als der Durchschnitt der Haushunde

:?:

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» Vega » Beiträge: 207 » Talkpoints: 137,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Vega, du solltest mal lesen, was ich schreibe, und nicht versuchen zwischen den Teilen zu lesen, um deine Vorurteile zu bestätigen. :wink: Denn ich habe mich beispielsweise nie abwertend gegenüber Labrador und Golden geäußert. Ich habe erklärt, warum die sind, wie sie sind. Das ist eine große züchterische Leistung und befähigt diese Hunde zu ihren besonderen Arbeitsleistungen. Ich muss das offensichtlich wiederholen, weil du deine Vorurteile auf mich produzierst. Ich halte solche Rassen nicht für langweilig, besonders einfach und nicht ernst zu nehmen. Das unterstellst du mir.

Und Haushunde sind infantil! Das ist ein typisches Merkmal der Domestikation. Allerdings gibt es zwischen den Rassen und den Individuen da noch einmal große Unterschiede. Das mag dir nicht gefallen, aber die Forschung zeigt es. Meine Hunde sind seit über 100 Jahren nur auf Arbeitsleistung selektiert worden. Merke: Die angedachte Arbeit formt den Hund. Und in den letzten 100 Jahren formt die Prüfungsordnung die Arbeitshunde.

Meine Hunde sind beispielsweise nur sehr schlecht für den IPO-Sport geeignet. Dafür ist Misstrauen, eine hohe Territorialaggression und viel Härte gefragt. zudem sind sie alle mehr oder weniger linkslastig. Hätte ich die Hunde nicht zum Arbeiten, hätte ich garantiert andere. Die meisten halten die im Zwinger, weil es in der Familie kompliziert ist. Ich habe sie in der Familie in der Großstadt und bin mir der Nachteile bewusst. Aber ich liebe es, die arbeiten zu sehen. Also nehme ich das in Kauf.

Nur eine diese Hunde eben schon als Welpen nicht offen und freundlich. Da holt man eine Fellkugel mit vielen Zähnen ab und die nächsten Monate verbringt man damit, sie möglichst gut auf die Welt vorzubereiten. Die wollen sich nicht von anderen Menschen anfassen lassen oder mit fremden Hunden spielen. Die schließen Freundschaft, wenn sie wollen, und müssen lernen, das, was sie nicht wollen, zumindest zu respektieren und tolerieren. Dazu kommt Ruhe lernen.

Die mag meine Ausdrucksweise nicht gefallen. Aber entschuldige, nach deiner Logik, nach der die sich vermeintlich auf jeden Rüden stürzen, wenn sie die Chance haben, müssten die eben Radfahrer vom Rad holen oder Passanten beißen, weil sie das im Training tun. Nur passiert das eben nicht. Warum sollte es auch?

Früher hatte ich andere Rassen und die waren erheblich umgänglicher und aufgeschlossener. Da musste man mit den Welpen und Junghunden viel weniger tun und hat ein ganz anderes Sozialverhalten erreicht. Aber da lag der Zuchtschwerpunkt auch ganz anders.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Vega, du solltest mal lesen, was ich schreibe, und nicht versuchen zwischen den Teilen zu lesen.

Ich habe sehr genau gelesen, was du geschrieben hast. Ich zitiere dich ja auch stets, wenn ich mich zu einer Aussage von dir äußere, um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen. Was gibt es z.B. da zwischen den Zeilen zu lesen:
cooper75 hat geschrieben:Wenn ein distanzloser Retrievertyp oder ein Krawallmacher in die reindonnert, würden die ihn langmachen. Aber da setzt die Erziehung an und es passiert nichts. … Sind die jetzt unverträglich? Viele Menschen glauben das, weil sie meinen, ein Hund muss alles mitmachen.

cooper75 hat geschrieben:...der Ausdruck ['langmachen', Anm. von Vega] … zeigt von einer realistischen Einschätzung des Verhaltens der eigenen Hunde. Soll ich sagen, der will nur spielen?

Ich finde, du drückst dich klar und deutlich aus. Da ist eigentlich nichts interpretierbar. Außer vielleicht dem Wort 'langmachen'. Dafür gibt es viele Bedeutungen. Die wenigsten passen auf die von dir geschilderte Situation. Da passen eigentlich nur die Synonyme 'kaputt machen' und 'platt machen'.

cooper75 hat geschrieben:Aber entschuldige, nach deiner Logik, nach der die sich vermeintlich auf jeden Rüden stürzen, wenn sie die Chance haben, müssten die eben Radfahrer vom Rad holen oder Passanten beißen, weil sie das im Training tun.

Jetzt möchte ich dich bitten, meine Posts genau zu lesen und nichts hineinzuinterpretieren, was ich nicht gesagt, da nicht gemeint, habe. Und ich bitte dich auch, mir keine Vorurteile gegenüber bestimmten Rassen zu unterstellen. Die habe ich nämlich garantiert nicht. Woraus du diese Fehleinschätzung ableitest ist mir schleierhaft.

cooper75 hat geschrieben:Ich habe erklärt, warum die [Retriever, Anm. Vega] sind, wie sie sind.

Du hast eine Behauptung aufgestellt, die aber nicht der Wahrheit entspricht, wie ich dir recht ausführlich erklärt habe. Schade, dass du das nicht annehmen willst. Wenn du aber bestimmte Hunderassen grundlos als 'distanzlos' diffamierst, könnte man dir Vorurteile (= Urteil ohne Prüfung der Tatsachen) vorwerfen.

cooper75 hat geschrieben:Meine Hunde sind beispielsweise nur sehr schlecht für den IPO-Sport geeignet. Dafür ist Misstrauen, eine hohe Territorialaggression und viel Härte gefragt.

Eine gewisse Härte im SD sicher, aber Misstrauen und Territorialaggression?

cooper75 hat geschrieben:Und Haushunde sind infantil! Das ist ein typisches Merkmal der Domestikation.

Das ist schlicht und ergreifend falsch! Ich weiß nicht, woher du diese Weisheit hast. Als soziale Wesen sind Haushunde wie alle Caniden sehr anpassungsfähig, das hat aber mit Infantilität nichts zu tun. Hunde (beim Pudel gut dokumentiert von Erik Zimen und Dorit Feddersen-Petersen) zeigen zwar manche fetalisierte Verhaltensweisen auch als erwachsene in unterschiedlichen Kombinationen, aber das zeigen andere Caniden (z.B.Wölfe und Dingos) in bestimmten Situationen genauso! Diese Caniden aber generell als infantil zu bezeichnen, ist Unsinn.

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» Vega » Beiträge: 207 » Talkpoints: 137,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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