Untergewicht bei Rheuma-Kindern auf Medikamente schieben?

vom 05.11.2016, 20:57 Uhr

Ich habe mich kürzlich mit einer Bekannten über das Thema Rheuma bei Kindern unterhalten. Diese Bekannte arbeitet wohl in einem Kinderkrankenhaus und müsste da theoretisch mehr Ahnung haben als ich. Jedoch ist mir so manches nicht wirklich logisch vorgekommen in dem Gespräch mit ihr.

So meinte sie zum Beispiel, dass nur behinderte Rheuma-Patienten dünn wären und die "normalen" Patienten hätten Normalgewicht bis Übergewicht wegen der mangelnden Bewegung. Warum ausgerechnet die behinderten Rheuma-Patienten so dünn sein sollen, habe ich nicht wirklich verstanden und sie hat das auch nicht näher ausführen wollen.

Jedenfalls weiß ich von einer Rheuma-Patientin im Teenager-Alter, die bei 1,70m nur knapp 41 kg wiegt, was ich persönlich als viel zu dünn empfinde. Auch ist das Mädchen geistig und körperlich ansonsten gesund, es liegt also keine Behinderung vor. Meine Bekannte meinte dann zu diesem Fall, dass das bestimmt an den Medikamenten liegen würde, dass das Mädchen so dünn wäre.

Ich finde das aber unlogisch, weil man durch Cortisol doch eher zunimmt oder nicht? Also ich würde gerade bei dem Alter eher eine Essstörung vermuten und nicht alles auf Medikamente oder die Gesundheit schieben. Wie seht ihr das? Würdet ihr Untergewicht bei Rheuma-Kindern grundsätzlich auf Medikamente schieben oder käme eine Essstörung als Ursache auch in Frage?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Zum einen ist nicht gesagt, dass das Kind Cortisol dauerhaft bekommt und zum anderen muss das auch nicht zum Übergewicht führen. Es ist eine der häufigeren Nebenwirkungen, aber keine Garantie dafür, dass man auch übergewichtig wird. Bei manchen wirkt das auch das komplette Gegenteil und sie nehmen rapide ab. Zudem nicht selten auch eine Mischung aus verschiedenen Medikamenten genommen wird und diese sich dann Wechselseitig beeinflussen und das auch zum Untergewicht führen kann.

Eine Essstörung zu unterstellen, nur weil das eine Kind nun 41 Kilogramm wiegt bei Rheuma und Cortisol nimmt, ist schon seit weit hergeholt. Das ist so, als wenn ich jedem schlanken Menschen eine Essstörung andichte oder auch jedem Übergewichtigen ebenfalls, nur der eine isst zu wenig der andere zu viel. Diese pauschalen Aussagen finde ich einfach nur Bescheiden und auch die Mutmaßungen von Laien die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben ohne zu Wissen was Cortisol alles machen kann, welche Medikamente alles eingenommen werden und wie die Wechselwirkungen untereinander ablaufen und was sie verursachen können.

Man kann es sich drehen und schieben wie man will. Der eine wird immer darauf bestehen, dass es eine Essstörung ist, der andere wird immer sagen es sind die Medikamente. Auch andere Faktoren spielen dabei eine Rolle die hier gar nicht genannt worden sind, denn Körper Verstoffwechselt z.B. auf unterschiedlichen Höhenlagen auch unterschiedlich wie auch in Temperaturzonen. Alles ist Möglich aber es steht niemanden frei einfach Mutmaßungen in den Raum zu stellen ohne Fakten vom jeweiligen Einzelfall in der Hand zu haben in Form von Untersuchungen, dass wäre wirklich zu einfach.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Rheuma ist ja so ein schwammiger Überbegriff wie die Aussage, jemand sei krank. Es gibt so ungefähr um die 200 Rheuma-Unterarten, die von keinerlei Einschränkung bis potentiell tödlich erkrankt reichen. Auch heute könnte man ohne schwere Medikamente an einigen Rheumaformen sogar dank Nieren- oder Organversagen sterben. Rheuma ist nicht einfach nur ein deformiertes Gelenk, sondern eine unter Umständen zehrende, konsumierende Krankheit mit teils verkürzter Lebenserwartung und einem ständigen Kampf des Immunsystems gegen Entzündungen. Natürlich kann so etwas schlauchen ohne Ende, wenn jemand immer richtig krank ist.

Wenn ich so einen Jugendlichen sehen würde und wüsste, er oder sie hätte Rheuma, würde ich bei einer starken Gewichtsabnahme also eher auf die Krankheit an sich als auf die Medikamente oder eine Essstörung tippen. Abgesehen davon weiß ich sowieso nicht, warum immer bei dünnen Mädchen automatisch eine Essstörung unterstellt wird, das macht doch bei dürren hochgewachsenen Jungs auch keiner, da heißt es dann oft zurecht, dass sich das noch mit dem Älter werden auswächst.

Die Aussagen der Bekannten über die Korrelation zwischen Erkrankung und Gewicht sind jetzt auch nicht so ganz zutreffend. Kollagenosepatienten zum Beispiel leiden oft unter Gewichtsverlust, die werden auch nicht vom Cortison ausgeglichen und umgekehrt nimmt, wie schon gesagt wurde, bei weitem nicht jeder Cortison-Patient zu. Wenn man unterhalb einer gewissen Grenze, der sogenannten Cushinggrenze, die bei 5 mg pro Tag liegt, bleibt, gibt es auch meist keine Gewichtszunahme. Und selbst kurzfristige Stoßtherapien bleiben oft ohne Folgen für das Gewicht.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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