Haben Chefs immer eine verzerrte Wahrnehmung?

vom 04.06.2018, 07:35 Uhr

Ich unterhielt mich neulich mit einer Freundin über die Arbeit, wobei diese meinte, dass ihr Chef eine total verzerrte Wahrnehmung hätte. So wäre er der Ansicht, dass das ganze Unternehmen durch seine Hilfe nun an Aufschwung gewinnen würde und alles voran gehen würde, während aber 90 Prozent der Belegschaft der Ansicht wären, dass das Unternehmen kaputt gewirtschaftet wird und den Bach runter geht. So würde die Arbeitsbelastung und der Stress zunehmen, da es an Personal fehlt und die vorhandenen Mitarbeiter überlastet wären und beim kleinsten Fehlverhalten massive Konsequenzen zu befürchten hätten.

Findet ihr es normal, dass ein Chef eine derartig verzerrte Wahrnehmung hat? Habt ihr vielleicht schon ähnliche Beobachtungen oder Erfahrungen gemacht? Wie würdet ihr mit so einem Chef umgehen, wenn dieser so dermaßen von sich selbst überzeugt ist, dass er glaubt alles richtig zu machen und alle anderen machen immer alles falsch?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Und so ist da nun die verzerrte Wahrnehmung? Es mag ja sein, dass die Mitarbeiter sich unterbesetzt und überfordert fühlen. Nur was hat das mit den Prioritäten des Chefs zu tun? Aus seiner Sicht hat er die Produktivität gesteigert und die Produktionskosten gesenkt. Das verbessert die Wettbewerbsfähigkeit und ermöglicht es, Rücklagen für Innovation und Investition zu bilden. Man könnte ebenso den Mitarbeitern eine verzerrte Wahrnehmung unterstellen, weil sie nur ihre kurzfristigen Interessen im Blick haben und die Belange des Unternehmens nicht sehen.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wir alle haben eine verzerrte Wahrnehmung, da wir die Realität nur durch den Filter unserer Erfahrungen und Bedürfnisse wahrnehmen können. Wenn es dem Chef schlicht egal ist, dass die Mitarbeiter überlastet sind, ist seine Wahrnehmung für ihn selbst stimmig und rational. Dass es den Mitarbeitern nicht egal ist, tut hier gar nichts zur Sache. Von daher würde ich nicht nur "Chefs" und Vorgesetzten eine zumindest gelegentlich verzerrte Wahrnehmung unterstellen, sondern allen Mitarbeitern, ja allen Menschen überhaupt.

Zur Kategorie "verzerrte Wahrnehmung" gehören schließlich auch so simple Denkprozesse wie Vorurteile, ungerechtfertigten Verallgemeinerungen oder das gute, alte "Ich fühle das so, also stimmt es!", und davor ist keiner von uns gefeit. Und dass die Chefetage andere Prioritäten und Blickwinkel eher wahrnimmt als die Belegschaft, folgt dem gleichen Prinzip, nach dem für das Catering bei einer Veranstaltung andere Aspekte im Vordergrund stehen als für den Moderator.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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