Wird Online-Lebensmittelhandel je für die Masse interessant?

vom 28.05.2018, 06:02 Uhr

Vor einigen Jahren ging ein regelrechter Boom los, was den Online-Verkauf von Nahrungsmitteln anging. Nicht nur Amazon baute das Angebot aus, auch Discounter und Supermärkte richteten eigene Online-Shops ein. Es wurde regelrecht befürchtet, dass Amazon eine ernsthafte Konkurrenz für den stationären Nahrungsmittel-Handel sein könnte.

Amazon Fresh ist auch ein Jahr nach dem Start nur in Berlin, Hamburg und München vorhanden. Bei Rewe stagniert ebenfalls die Zahl der Regionen, in denen der Lieferservice angeboten wird. Edeka beschränkt den Lieferdienst nach wie vor auf die Metropolen Berlin und München. Der Online-Handel mit Lebensmitteln scheint nicht wirklich in Gang zu kommen, sogar Kaufland stellte seinen Online-Dienst ein.

Was sind die Ursachen dafür? Meint ihr, dass das generell so der Fall ist oder liegt das konkret am deutschen Markt? Ist man hier so dermaßen gewöhnt, in den Supermärkten persönlich einzukaufen und mit Bargeld zu bezahlen, dass Veränderungen es hier besonders schwer haben? Wird der Online-Lebensmittelhandel jemals für die Masse attraktiv werden?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei uns ist es auch ähnlich. Außerdem sind Lieferungen erst ab rund 70 Euro Einkaufswert gratis. Ich weiß aber nicht, was ich um so viel Geld einkaufen sollte. Hier im Landhaus ohne Auto werden wir im Sommer wohl eine Großbestellung machen, aber das war es auch schon.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich denke, dass es viele Menschen abschreckt, wenn sie auf ihren Einkauf zusätzlich noch Versandgebühren zahlen müssen. So geht es mir zumindest, wenn ich mit dem Gedanken spiele, Produkte zu bestellen, die es hierzulande nicht im freien Handel gibt oder die man nur in speziellen und vereinzelten Läden findet. Für einen solchen Artikel zahle ich meistens mehr Versand als tatsächlichen Warenpreis, und dafür bin ich nun mal einfach zu geizig. Wer mehrmals in der Woche Lebensmittel einkauft und jedes Mal schlappe 5 Euro Versand drauflegen muss, der hat am Ende des Monats das Budget für einen kompletten weiteren Wocheneinkauf in den Wind geschossen, und aufs Jahr hochgerechnet kommt da einiges zusammen.

Noch dazu schätze ich, dass es genug Leute gibt, die skeptisch gegenüber dem Versand von potentiell verderblicher Ware eingestellt sind und sich Sorgen machen, dass diese nicht heil bei ihnen ankommt oder auf dem Weg Schaden nimmt. Auch wird es sicherlich Waren geben, die aufgrund bestimmter Kühl- und Hygienebedingungen gar nicht erst verschickt werden können, sodass jemand, der beispielsweise Frischfleisch und -fisch oder Tiefkühlkost haben möchte, zusätzlich zur Online-Bestellung sowieso nochmal selber in den Markt muss. Das bedeutet dann eher einen Zusatzaufwand als eine Entlastung.

Ein Faktor, der mich selber davon abhält, online zu bestellen, ist die mangelnde Flexibilität. Im Geschäft entscheide ich auch gerne mal nach Lust und Laune, ob ich nicht ein, zwei Gerichte, die ich mir überlegt hatte, einfach ersetze, etwas zusätzliches einpacke, worauf ich gerade Lust habe, oder bei den heruntergesetzten Artikeln nahe des MHD nochmal zugreife. All das fällt beim Onlinehandel eher weg, denn da suche ich gezielter nach den Positionen meiner Einkaufsliste und blättere ehrlich gesagt nicht noch stundenlang im restlichen Angebot, um Dinge zu finden, die mir sonst noch so gefallen.

Generell finde ich Online-Services mit Lieferdienst für gewisse Personengruppen sinnvoll und gut, also beispielsweise für betagte Menschen, denen es nicht mehr so leicht fällt, selber größere Mengen einzukaufen, Auto zu fahren oder den Bus in die nächste Stadt zu nehmen. Aber die breite Masse ist wohl einfacher und schneller bedient, wenn sie sich selbst um ihre Einkäufe kümmert.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich denke auch, dass sich das eher für gebrechliche Leute lohnt. Nur ist dann die Frage, ob die sich mit dem Einkaufen online auch auskennen und ob diese bereit sind, die doch erheblichen Versandkosten bezahlen zu wollen. Ich habe einen Gutschein für eine Gratislieferung und werde daher im Sommer etwas für das entlegene Gartenhaus bestellen. Wir müssen immer alles in Taschen von Wien im Autobus mitnehmen. Zu Fuß einkaufen gehen, ist nicht, weil der nächste Supermarkt 12 km weit entfernt ist.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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