Kann man Naivität auch ablegen oder loswerden?

vom 06.10.2016, 16:44 Uhr

In vielfältigen Lebenssituationen sagt man ja einigen Menschen nach, dass sie irgendwie naiv handeln würden. Manchen Menschen hängt dieser Vorwurf einer Naivität mitunter auch ein ganzes Leben an. Kennt ihr solche Menschen auch und was meint ihr denn dazu? Wird man vielleicht schon naiv geboren oder ist das eine Frage der Intelligenz? Meint ihr man kann Naivität auch ablegen oder loswerden und wenn ja, wie kann man das am besten bewerkstelligen?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kenne solche Menschen nicht nur, ich bin selbst einer. Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass es mit Intelligenz zu tun hat, sondern eher mit Lebenserfahrung und dem eigenen Charakter.

Wie leichtgläubig ich bin, kommt großteils darauf an, wer mir etwas erzählt, bei Freunden tendiere ich eher dazu, denen einfach zu glauben, was sie sagen. Außer ich weiß, dass sie einen gerne reinlegen, da bin ich dann natürlich etwas misstrauischer, während ich das bei Fremden natürlich nicht ganz so schnell mache. Ich denke, man hat nach einer Weile schon viel Einfluss darauf, wie naiv man denn ist. Man könnte sich ja auch andauernd selbst daran erinnern, alle Aussagen erstmal zu hinterfragen, aber ganz ehrlich: Warum?

Ich will nicht bei allem, was meine Freunde mir erzählen, erstmal zweifeln, ob das denn wahr ist. Im schlimmsten aller Fälle lachen die dann und sagen mir, dass sie mich reingelegt haben. Finde ich immer noch besser, als jede Geschichte erstmal wieder und wieder zu hinterfragen.

Bei Fremden ist das natürlich etwas anders, da sollte man nicht jedem blind vertrauen sondern auch sein eigenes Köpfchen einmal anstrengen. Aber selbst da, wenn mir ein Kommilitone, den ich nicht wirklich kenne, mir eine spannende Story erzählen würde, würde ich zum Beispiel nicht erstmal alles nach eventuellen Logikfehlern durchgehen zum Beispiel.

Solange es nichts ist, was mir oder sonstwem direkt schaden würde. Und 'ne tolle Story zu glauben, selbst, wenn sie ausgedacht war, schadet ja normal niemandem, wäre es mir viel zu anstrengend, an allem zu zweifeln. Ich finde also ein bisschen Leichtgläubigkeit nicht mal unbedingt was Schlechtes, solange man nicht jedem blindlings vertraut.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Grundsätzlich hat Naivität für mich erstmal gar nichts mit der Intelligenz, sondern mehr mit dem Alter und der Lebenserfahrung zu tun. Für mich ist Naivität definiert als das fehlende in Betracht ziehen negativer Absichten der Mitmenschen. Und da viele Leute erstmal immer von sich selbst ausgehen in der Beurteilung anderer, sind die meisten jungen Menschen auch immer ein wenig naiv.

Wer dann irgendwann entsprechend viele Erfahrungen gemacht hat, wird seine Naivität Stück für Stück ablegen und anfangen, die Motive seiner Umwelt zu hinterfragen und abzugleichen mit anderen ähnlichen Situationen und Menschen, die man in der Vergangenheit kennengelernt hat. Im Regelfall zumindest. Einige wenige bleiben wohl ihr ganzes Leben naiv und lernen nicht viel dazu. Möglicherweise ist das aber weniger ihrer Intelligenz zuzuschreiben, sondern mehr dem Wunsch, das Böse in der Umwelt nicht wahrnehmen zu wollen. Für manche soll halt alles immer Rosarot bleiben.

Diese Leute können sechzig oder siebzig Jahre alt sein und wirken immer noch unbedarft wie die Kinder. Leider sind sie dann aber auch prädestiniert dafür, ausgenutzt zu werden und Täuschungen immer wieder zu erliegen. Wer seine Weltsicht nicht ändern kann oder will, wird diese Naivität wohl auch niemals los. Ich glaube auch nicht, dass jeder das überhaupt will bzw.sich der eigenen Naivität bewusst ist.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Jeder wird Naiv geboren, die frage ist was hinterher daraus gemacht wird. Erziehung spielt dabei eine große Rolle, wird man von allem fern gehalten und beschützt, dann bleibt das ganze doch eher bestehen weil Mutti und Vati alles für einen klären. Somit gibt es schon einige Erwachsene die sehr Naiv sind und nur das glauben, was ihnen Mutti und Vati erzählen und in ihrem eigenen Kopf umher springt.

Solche Leute kennt jeder und auch hier im Forum gibt es davon einige Vertreter wie man aus anderen Beiträgen entnehmen kann. Für mich hat das ganze schon etwas mit der Intelligenz zu tun, denn von einem erwachsenen Menschen kann ich erwarten, dass Dinge hinterfragt werden und man nicht einfach nur das glaubt was einem jemand vorquatscht. Als Kind ist das etwas anderes, da entsteht die Naivität aus dem Urvertrauen heraus aber spätestens mit der Pubertät sollte ein Umbruch stattfinden damit man hinterher im Leben auch alleine, unabhängig und selbstständig bestehen kann.

Wurde dieser Zeitpunkt verpasst, dann ist es schwer daran noch etwas zu ändern und geht nicht mehr so ohne. Diese Leute erwecken immer den Anschein, dass sie Hilfe brauchen und entsprechend klammern sie sich auch an starke Personen als Partner die auch alles weitere für sie klären was schwierig werden könnte oder ist. So können sie weiterhin blauäugig durchs Leben gehen, wenig Selbstbewusstsein ist oftmals ebenfalls noch vorhanden und selbst wenn man daran arbeitet, bleibt das andere Problem weiterhin bestehen. Diese Menschen fühlen sich nach wie vor unwohl wenn sie selbstständig etwas klären müssen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Verbena hat geschrieben:Grundsätzlich hat Naivität für mich erstmal gar nichts mit der Intelligenz, sondern mehr mit dem Alter und der Lebenserfahrung zu tun.

Das sehe ich genauso, wobei ich da noch einen gewissen Lerneffekt ergänzen würde. Denn Menschen lernen normalerweise aus ihrer Erfahrung und wenn sie einem "bösen" Menschen auf dem Leim gegangen sind, dann erwarte ich ein Stück weit auch, dass eben Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, dass das so schnell nicht mehr passiert oder aber, dass beim nächsten Mal schneller die Reißleine gezogen wird und man sich nicht ausnutzen oder veräppeln lässt.

Leider gibt es Menschen, die haben diesen Lerneffekt nicht und das finde ich persönlich schon ziemlich peinlich, wenig nachvollziehbar und beschämend, gerade wenn das bei Erwachsenen der Fall ist. Ein Erwachsener sollte schon soweit sein, Informationen hinterfragen zu können, wobei ich imch auch frage, inwiefern das von der Bildung abhängig ist. Ich bin zum Beispiel im Studium sehr stark gedrillt worden, alles zu hinterfragen, egal worum es geht. Das prägt eben scho über die Jahre und wenn ich dann Menschen sehe, die keine solche Bildung genossen haben, aber total naiv sind, frage ich mich schon, inwiefern das damit zusammenhängen könnte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich bin auch der Meinung, dass jeder naiv, also ohne Lebenserfahrung, arglos und vertrauensvoll geboren wird und im Idealfall die Erfahrung macht, dass es Menschen gibt, die für einen da sind. Aber Naivität steht nur kleinen Kindern zu, und im Laufe der Jahre machen viele Leute entsprechende Erfahrungen, dass die Welt eben nicht nur gut ist und alle Leute darauf aus, einem zu helfen, Dinge zu schenken und dafür zu sorgen, dass alle Wünsche und Bedürfnisse erfüllt werden.

Ich würde daher sagen, dass in der Regel die "Schule des Lebens" dafür sorgt, dass man seine kindliche Unbedarftheit loswird, indem man seine Erfahrungen damit macht, dass man auch mal betrogen wird, oder ausgenutzt oder Fehlinformationen aufsitzt und generell, dass man nicht der Mittelpunkt des Universums ist, sondern den meisten Mitmenschen schlicht völlig egal.

Je nach Charakter und persönlicher Lebenserfahrung kann man aber natürlich auch in manchen Lebensbereichen gewieft und gerissen sein und in anderen dafür aus Mangel an Informationen oder einfach aus Leichtgläubigkeit völlig unbedarft. Mir fallen hier spontan die "neuen Medien" ein, da ich etliche schon etwas ältere Leute kenne, die zwar jedem Handwerker genau auf die Finger schauen und jeden Cent vergleichen, um nicht übers Ohr gehauen zu werden, aber andererseits jeden Mist glauben, den irgendwelche Hetzer auf Facebook verbreiten, weil sie eben den Unterschied zwischen Informationen und Propaganda nie gelernt haben.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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