Egoismus oder sich selbst treu bleiben - Unterschied?
Jeder Mensch hat früher oder später das Bedürfnis, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht (mehr) für andere Mitmenschen verbiegen zu müssen. Das kann diverse Gründe und Ursachen haben.
Wo aber ist der Unterschied zwischen Egoismus und sich selbst treu zu bleiben? Da da für euch schon ein kleiner, aber feiner Unterschied oder schmeißt ihr beide Begriffe in einen Topf, weil das für euch dasselbe ist?
Wie immer ist es ein schmaler Grat, das stimmt schon irgendwie. Ich denke, dass Egoismus immer dann als solcher bezeichnet werden kann, wenn die anderen einem total egal sind und man Sachen ablehnt, weil einem sowieso alles und jeder egal ist und auf der anderen Seite Gelegenheiten, wo man sich auch mal abgrenzen muss, wenn man sich nicht selbst aufgeben will. Es muss halt die Balance stimmen.
Wenn mein eigenes Wertesystem, meine Gesundheit oder meine Nerven ernsthaft bedroht sind, dann muss ich mir treu bleiben und Dinge, die andere gerne hätten, auch mal ablehnen, aber das ist dann kein Egoismus. Egoismus wäre es dann, wenn ich es mit Leichtigkeit tun könnte, aber aus Prinzip nur mein eigenes Ding mache und die anderen nur als Randfiguren wahrnehme.
In meinen Augen ist es weniger ein schmaler Grad, sondern in den Augen der Umwelt sofort "Egoismus", wenn sie in irgendeiner Form davon beeinträchtigt wird, dass man nicht immer sofort springt und macht und tut. Wenn es mir egal sein kann, was jemand tut oder lässt, ist es "Selbstverwirklichung", aber sobald es mir Umstände macht, ist es "Egoismus".
Es gibt natürlich schon krass egoistische Denkens- und Verhaltensweisen, bei denen man den anderen dadurch schadet, dass man nur den eigenen Vorteil sieht und wahrnimmt, aber oft genug wird in meinen Augen das Egoismus-Argument eher als Mittel der sozialen Kontrolle, um nicht zu sagen, Unterdrückung verwendet.
Nach meinem Empfinden sind oft besonders Frauen betroffen, weil man ihnen von Kindheit an vermittelt hat, dass es kaum einen schlimmeren Vorwurf gibt als: "Du denkst doch nur an dich! Die anderen sind dir egal!" Auf diese Art ist es nämlich relativ einfach, andere Leute dazu zu bewegen, lästige Aufgaben zu übernehmen und generell dafür zu sorgen, dass einem selber das Leben erleichtert wird.
Von daher bin ich immer extrem skeptisch, wenn einem wegen ganz normaler Alltagshandlungen gleich "Egoismus" vorgeworfen wird, weil eben ausnahmsweise mal jemand anders ran muss oder der Schützenverein statt 50 nur 49 selbst gebackene Kuchen spendiert bekommt.
Ich finde, sich selbst treu zu sein und Egoismus überschneiden sich maximal in wenigen Teilbereichen. Denn sich selbst treu zu sein, das funktioniert nur, wenn man ehrlich zu sich selbst und zu anderen ist. Da kann ich nun keinen Egoismus erkennen. Wer sich selbst treu bleibt, ist authentisch und integer. Wo liegt da der Egoismus?
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