Rollo schließen, um schmutzigen Balkon nicht sehen zu müssen

Eine Bekannte hat im Schlafzimmer ewig die Jalousien herunter gelassen. Ich habe darauf dann mal angesprochen und sie meinte, dass hinter der Tür eben der Balkon wäre. Diesen hat sie mir dann auch gezeigt. Er war allerdings sehr verwahrlost und mit Unkraut überwuchert. Er passte auch gar nicht zu der übrigen Wohnung meiner Bekannten, da sie doch sehr reinlich und auch pingelig ist, was die Sauberkeit und Ordnung bei ihr angeht.

Sie meinte dann allerdings, dass ihr Mann für den Balkon zuständig sein und er diesen aber nie reinigen und das Unkraut weg machen würde. Damit sie das Chaos eben nicht sehen müsste, würde sie das Rollo herunter lassen. So nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn". Ich muss sagen, dass ich diese Methode schon reichlich fragwürdig finde. Allerdings meint meine Bekannte auch, dass sie eben nicht einsieht, dass sie den Balkon auch noch in Stand hält. Dies sei eben eine der wenigen Aufgaben die ihr Mann hätte.

Ich fände es da viel besser, wenn sie eben das Gespräch zu ihrem Mann suchen würde und ihn eben bitten würde, den Balkon mal in Ordnung zu bringen. Immerhin ist es ein schöner großer Balkon, der bei gutem Wetter gut genutzt werden könnte.

Würdet ihr das Rollo schließen um dadurch das Chaos auf dem Balkon oder sonst wo nicht sehen zu müssen? Wäre dies für euch eine Lösung, um eben vor etwas die Augen verschließen zu können? Wäre es da nicht sinnvoller das Gespräch mit dem Partner zu suchen? Vielleicht könnte man den Balkon ja auch gemeinsam wieder auf Vordermann bringen.

Ich finde das reichlich lächerlich, wenn man das so macht und letztendlich dann auch noch das Chaos zeigt um sein Verhalten zu erklären. Wenn es einem selber nicht passt ist es doch egal, wer welche Aufgabe hat, dann würde ich es einfach machen. Sollte der Mann deswegen ein schlechtes Gewissen bekommen, ist es vielleicht beim nächsten Mal anders, aber ich würde nicht einfach warten bis er es macht. Man kann natürlich auch darüber reden, aber wenn er es immer vor sich hinschiebt, hat man dann noch lange keine Ordnung.

Mittlerweile wird es doch auch immer wärmer. Wo liegt denn dann das Problem, den Balkon selbstständig zu reinigen? Bei Minusgraden und Schnee hätte ich auch keine Lust, den Balkon gründlich zu reinigen, das wird aber direkt erledigt, wenn die Temperaturen besser sind und man sich da draußen nicht den Hintern abfrieren würde, selbst wenn man gut eingepackt ist.

Also wenn mich der Anblick so dermaßen stören würde, dass ich mich schon dafür schäme und schon die Fensteraussicht versperre, damit ich das nicht sehen muss, dann hätte ich schon längst etwas unternommen. Ich versteh auch nicht, wie man das dann Gästen einfach bereitwillig zeigen kann. Spätestens wenn ein Gast den Anblick gesehen hätte, hätte ich mich selbst an die Reinigung gemacht, sobald der Gast weg ist.

Ich kann das nicht verstehen, wenn ich ehrlich bin. Sie weiß es doch genau, dass der Balkon so aussieht, wie er eben aussieht und daran kann das heruntergelassene Rollo doch auch nichts ändern. Also wird sie sich auch bei dem heruntergelassenen Rollo an schönen Tagen doch Gedanken darum machen, wie gut sie den Balkon nutzen könnte, wenn er nur ordentlich aussehen würde.

Genau solche Gedanken führen dann sicher nicht zu einem entspannten Verhältnis zu ihrem Mann. Ich finde es daher auch wichtig, dass sie mit ihm redet, wenn sie wirklich nicht selber auf dem Balkon Ordnung schaffen möchte. Dann sollte sie es zumindest ansprechen, dass es sie sehr stört und dass es ihr eben wichtig ist, dass das erledigt wird. Ich denke auch, dass es ein guter Kompromiss sein könnte, wenn die beiden das zusammen machen würden. Dann könnte der Balkon im Sommer wenigstens genutzt werden.

Es ist verständlich, dass man das Rollo mal runtermacht, wenn Gäste vorbeikommen und man keine Zeit hatte, so schnell den Balkon zu putzen. Aber das Rollo runtermachen, um SELBST nicht sehen zu müssen, dass da draußen ein wucherndes Chaos herrscht? Das habe ich so noch nie gehört.

Interessant ist dabei ja, dass die Wohnung ansonsten sehr hübsch zu sein scheint. Vielmehr wirkt das ganze wie ein Abwehrmechanismus, um nicht mit dem Chaos konfrontiert zu werden, für das man ja nicht "zuständig" ist. Das ist auch das komischste an der ganzen Geschichte: Die Zuständigkeit des Partners! Wenn etwas chaotisch ist, kann doch derjenige, der sich als erstes daran stört, ruhig die Initiative ergreifen und die Sache in Ordnung bringen. Wieso man da extra Zuständigkeiten festlegen muss, die so heilig sind, dass jemand anderes nicht an der Sache arbeiten darf, entzieht sich meinem Verständnis.

Was besser wäre, wäre wohl mal ein Gespräch über die Sache zu führen und vielleicht zu vereinbaren, dass dieses Zuständigkeits-System aufgeweicht werden muss, oder, dass - wie schon von Vorrednern angesprochen - mal gemeinsam das Unkraut in Angriff genommen werden muss. Letzteres erscheint mit die sinnvollste Lösung. Sinn einer Partnerschaft ist ja auch die Zusammenarbeit!

Wenn alle Dämme brechen und sich keiner aufraffen kann, kann man ja immer noch einen Fachmann hinzuziehen. Das kostet dann zwar Geld, aber es ist bequem und nachher kann man das Rollo wieder hochziehen.

Bei mir bringt das überhaupt nichts, wenn ich etwas hinter eine Tür packe, ein Rollo schließe oder ähnliches, um die Unordnung nicht zu sehen. Ich weiß, dass da Unordnung ist, dafür muss ich sie nicht sehen, um das zu wissen und immer im Hinterkopf zu behalten. Also die Taktik das so vor mir selber zu verstecken, funktioniert also schon mal gar nicht. Um das kurzzeitig vor Besuch zu verstecken, dann schon eher, aber das war es dann auch. Ist dann nur blöd, wenn es wie jetzt wärmer wird und der Besuch vielleicht gerne auf den Balkon möchte.

Ehrlich gesagt ist da dringend ein Gespräch mit dem Mann von Nöten, das er sich um seine Aufgabe zu kümmern hat. Vor allem dann, wenn der Rest der Wohnung in Ordnung ist nur dieser eine Teil ist und das so auch ausgemacht war, dann ist es auch nicht zu viel verlangt, das er sich darum kümmert und das muss geklärt werden. Wenn, warum auch immer das nicht passiert, dann würde ich wohl oder übel auch den Balkon in Angriff nehmen, schließlich möchte ich den auch nutzen. Aber das hätte dann nur noch ein Gespräch zur Folge.

Die Frage ist doch auch, hat der Mann dem zugestimmt, dass er dafür zuständig ist oder hat sie das einfach so entschieden das er das machen muss? Ich würde es nicht einsehen, dass ich mir etwas aufzwingen lasse von einer Partnerin, die das ebenfalls selbst machen kann wenn es sie stört. Wenn sie also meint auf bockig machen zu müssen und darauf wartet, dass ich es mache nur weil sie das so entschieden hat, dann kann sie lange darauf warten und von mir aus auch den Rollo herunter lassen, damit sie das ganze für sich verdrängen kann.

Wenn sie ankommt mit dem Vorschlag, dass man es gemeinsam machen könnte, dann wäre es davon abhängig was ich zu tun habe und wie sehr es mich selbst stören würde. Habe ich dafür keine Zeit und es stört mich nicht sonderlich, dann würde ich mich auch darauf nicht einlassen und es nur machen, weil sie es gerade mal wieder befiehlt und haben möchte.

Mal davon abgesehen das es bei mir so nicht aussieht, bringt es auch nichts wenn man den Rollo herunter macht. Denn auch wenn man es nicht sieht, so weiß man dennoch das es vorhanden ist und das stört einen. Also bevor ich dann auf bockiges Kleinkind mache und warte das Mann sich einmal bewegt und das macht, lege ich alleine Hand an und beseitige den Missstand der mir nicht gefällt und gut ist das Thema.

Ich finde diese Vorgehensweise auch ziemlich lächerlich. Denn nur weil man ihn nicht sieht, ist der dreckige Balkon doch trotzdem da. Man löst ja auch keine Probleme, nur weil man ihnen aus dem Weg geht. Und der Balkon wird sich ja auch nicht von selbst reinigen, nur weil man ihn lange genug nicht mehr betritt oder ansieht.

Ich würde mich auch total unwohl fühlen, die ganze Zeit die Rollläden zu zu haben. Ich mag es einfach gerne hell in der Wohnung, so dass es für mich auch nicht in Frage kommen würde, das Rollo die ganze Zeit unten zu haben. da würde ich wahnsinnig werden und ich würde mich da auch gar nicht damit wohl fühlen.

So viel Arbeit kann es ja aber auch nicht sein, den Balkon auf Vordermann zu bringen. Wenn man sich mal einige Stunden Zeit dafür nimmt, hat man das Problem behoben. Und was sind ein paar Stunden gegen die ganzen Wochen, in der die Person das Rollo unten hat? Und sich da auf den Partner zu verlassen, finde ich auch nicht richtig. Wenn es einem stört und wenn der Balkon beiden gehört, können sich ja auch beide drum kümmern.

Wenn in einer Partnerschaft einer von beiden gefühlt Haus und Garten oder Wohnung und Balkon immer alleine bewirtschaften und pflegen muss, kann ich schon verstehen, dass sich die Frau da querstellt, wenn er seinen wenigen Pflichten nicht nachkommt. So einen Partner hatte ich auch vor langer Zeit mal, der gerne alles an monetär nicht bezahlter Arbeit an andere, in dem Fall auf die Wohnung bezogen also auf mich, abgewälzt hat. Dass das hier auch so ist, klingt ja schon im ersten Beitrag durch.

Ich gehe auch davon aus, dass sie schon längst mit ihm geredet haben wird und er sie vertröstet hat oder unwillig wurde. Man kann jemanden ja auch nicht zur Hilfe oder der Übernahme von Verantwortung zwingen. Blöderweise stören sich solche Leute ja auch gar nicht groß an irgendwelchem Chaos und sind da sehr dickfellig. Da ist das runtergezogene Rollo noch der kleinste faule Kompromiss, den man schließen kann.

Wenn Reden nicht hilft und man sich auf keinen Termin einigen kann, würde ich an einem Samstag oder Sonntag früh anfangen lautstark auf dem Balkon zu wirtschaften, um das Chaos selbst zu beseitigen. Vielleicht bekommt er ja dann doch ein schlechtes Gewissen und packt mit an. Aber im Endeffekt ist es schon traurig, wenn ein Partner so wenig partnerschaftlich ist und immer nur sein Ding fahren möchte.