Sollte man bei allem versuchen, Verständnis aufzubringen?

vom 11.03.2018, 21:40 Uhr

Empathie ist normalerweise eine Eigenschaft, die durchaus gerne gesehen wird, aber auch sie kennt vermutlich ihre Grenzen. Ich las kürzlich von einer norwegischen Autorin, die in einem Buch versucht hat, den Terror zu verstehen und dafür auch einen Buchpreis erhalten hat. Könnt ihr nachvollziehen, wenn man versucht, so etwas wie Terror und seine Ursachen zu verstehen? Oder findet ihr, dass es Themen gibt, wofür man gar kein Verständnis aufbringen braucht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es ist doch eigentlich mal ganz interessant in die Rolle der bösen Person zu schlüpfen in Gedanken. Sicherlich ist es schon interessant sich bewusst zu machen wie die Leute in solche Gruppierungen gekommen sind und was ihre Gründe waren und letztendlich kann man es vielleicht eher verstehen, wenn man sich damit beschäftigt. Das heißt ja dann auch nicht, dass man das gut findet, sondern zeigt nur, dass man sich damit auseinandergesetzt hat und die Personen dahinter erkannt hat.

Verständnis ist für die Taten sicherlich fehl am Platz, das kann man nicht verstehen, sachlich erfassen ja, wahrnehmen auch, aber so richtig verstehen das geht nicht. Die Personen dahinter kann man sich aber ansehen, deren Leben und Beweggründe kennenlernen und das kann man dann versuchen anzuerkennen und eventuell versteht man dadurch wie die Person in so eine Gruppierung geraten konnte und wie verzweifelt sie war.

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» Ramones » Beiträge: 47758 » Talkpoints: 8,52 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich sehe einen ganz klaren Unterschied zwischen "verstehen" und Verständnis aufbringen. In meinen Augen ist es sogar sehr wichtig, unmenschliche Taten und Verbrecher genau zu analysieren und zumindest zu versuchen, die Hintergründe aufzudecken. Nur so kann man an den entsprechenden Schrauben drehen und versuchen, eine Wiederholung zu verhindern. Das hat gar nichts mit "Der arme Mensch kann nichts dafür, 20 Leute umgebracht zu haben, schließlich hatte er eine schlimme Kindheit :cry: " zu tun.

Deswegen habe ich durchaus Hochachtung vor Wissenschaftlern und auch Journalisten, die versuchen, auch in das allem Anschein nach verrückteste Hirn noch vorzudringen und das Unbegreifliche zu erklären versuchen. Natürlich ist auch niemandem gedient, wenn hier jemand etwas an der Grenze zur Fiktion zusammenspinnt, aber mit wissenschaftlichen Methoden gibt es hier sicher viel zu erforschen. Von daher habe ich eher Respekt vor Leuten, die zumindest den Versuch wagen, sich objektiv und rational mit mehr oder weniger abstoßenden menschlichen Abgründen auseinanderzusetzen. Wenn man nämlich einfach nur so tut, als seien die Täter allesamt Monster und ihre Menschlichkeit leugnet, verpasst man auch die Chance, aus dem Geschehenen zu lernen.

» Gerbera » Beiträge: 11336 » Talkpoints: 53,95 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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