Was haltet ihr vom Endowment-Effekt?

vom 09.10.2017, 05:40 Uhr

Ich habe kürzlich vom so genannten Endowment-Effekt in einem Artikel gelesen. Nach diesem Effekt finden Menschen Dinge wertvoller, sobald sie diese Dinge besitzen. Daher würden Menschen den abgelaufenen Joghurt zu Hause noch aufessen, sofern er noch gut wäre, aber der fast abgelaufene Joghurt im Supermarkt würde nicht gekauft werden. Da dieser Joghurt im Supermarkt eben nicht der eigene Besitz ist, würde er als weniger wertvoll erachtet und daher ignoriert werden.

Ich leugne nicht, dass man den eigenen Besitz vielleicht sogar als wertvoller erachtet, gerade wenn man emotional daran hängt. Ich glaube allerdings nicht, dass der fast abgelaufene Joghurt deswegen ignoriert wird. Wenn ich im Supermarkt stehe und sehe, dass der gleiche Joghurt zum selben Preis da ist, aber der eine in drei Tagen das MHD erreicht hat und der zweite erst in 3 Wochen, dann passt für mich das Preis-Leistungs-Verhältnis bei dem längeren MHD einfach mehr. Wie seht ihr das? Was haltet ihr in diesem Kontext von dem Endowment-Effekt? Lässt man deswegen Produkte mit kurzem MHD im Supermarkt liegen?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Dass man Dinge aus dem persönlichen Besitz generell mehr wertschätzt, glaube ich auch. Ich denke sogar, dass das in gewisser Hinsicht auch das Kaufverhalten beeinflusst. Man nehme als Beispiel einen Flohmarkt. Da würde man ein total zerknicktes Buch oder ein Kleidungsstück mit einem optischen Mangel vielleicht eher in der Kiste lassen, aber ein vergleichbares Objekt aus den eigenen vier Wänden würde ich wegen solcher Macken nicht entsorgen, wenn mir noch etwas daran liegt.

Allerdings ist das Konzept bei mir nicht auf Lebensmittel übertragbar, was daran liegen mag, dass ich Verschwendung allgemein verachte und dem MHD auch keinen allzu großen Stellenwert zuschreibe. Ob ein Joghurt noch zwei Wochen haltbar ist, am entsprechenden Tag abläuft oder schon 5 Tage überfällig ist, interessiert mich herzlich wenig. Ich verlasse mich da auf meine Geschmacksnerven und esse ihn, solange er mir noch gut schmeckt. Fühlt sich irgendetwas daran komisch an, würde ich ihn mir im Umkehrschluss aber auch dann nicht hineinzwängen, wenn er vom Datum her noch völlig im grünen Bereich liegt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,28 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Irgendwie macht das für mich keinen Sinn. Den Joghurt in meinem Kühlschrank habe ich ja schon bezahlt, den Joghurt im Supermarkt müsste ich aber kaufen. Das sind doch zwei völlig verschiedene Fälle. Außerdem würde ich den Joghurt mit fast abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum nicht ignorieren wenn ich ihn am selben Tag essen möchte und er reduziert ist.

Ich habe über diesen Effekt mal kurz etwas nachgelesen, weil ich davon noch nie gehört hatte, und da scheint es eh nicht um Joghurt zu gehen. In dem Text wurde von der Differenz zwischen dem, was ein Verkäufer für eine Ware will und was ein Käufer bereit ist zu bezahlen gesprochen. Der Verkäufer hält seine Ware logischerweise oft für wertvoller als der Käufer. Das hat jeder schon im Alltag erlebt.

Wobei ich mir allerdings die Frage stelle, ob man sich überhaupt mit den Motiven der Käufer beschäftigt hat. Wenn jemand auf dem Flohmarkt zehn Euro für eine Handtasche will und ich biete fünf Euro an heißt das doch nicht, dass ich denke, dass die Handtasche keine zehn Euro Wert ist sondern, dass ich mir ein Schnäppchen erhoffe indem ich den Verkäufer auf 7 oder 8 Euro runter handle.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^