Mit Sonntagseinkaufen konkurrenzfähig bleiben?

vom 03.08.2017, 17:46 Uhr

Ihr habt ja bestimmt schon gehört, dass die Diskussionen um vier weitere Sonntage, an denen die Geschäfte geöffnet werden sollen, in vollem Gange sind. Dabei wird gesagt, dass das unbedingt notwendig sei. Begründet wird das mit dem Argument, dass man so den stationären Handel stärken kann und man konkurrenzfähig im Vergleich zum Onlinehandel bleiben kann. Denn sonntags kann man ja auch im Internet einkaufen. Was haltet ihr von dieser Aussage? Ist da was Wahres dran oder ist das doch eher nur eine Illusion?

Ab und an haben wir ja verkaufsoffene Sonntage, aber ich muss zugeben, dass ich noch nicht mal weiß, wann das ist. Bei uns im Ort gibt es zwei Supermärkte, die haben dann auch auf aber beworben wird das irgendwie nicht großartig. Ich bekomme es zumindest nicht mit. Lediglich wenn etwas anderes im Dorf los ist wie ein Brunnenfest oder der Nikolausmarkt oder so und wir vorher wissen, dass verkaufsoffener Sonntag ist, dann gehen wir auch sonntags mal einkaufen.

Ich persönlich glaube eher, dass ich nicht der einzige bin, der sich so verhält und eher weniger von der Werbung mitbekommt. Zwar bekommen wir postalisch immer Werbung, aber verkaufsoffene Sonntage werden da nicht beworben. Daher glaube ich nicht, dass es was bringen wird noch weitere Sonntage die Läden zu öffnen und dass das nicht wirklich die Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Onlinehandel stärkt. Das ist ja auch nicht nur gut für uns, sondern das ganze Ladenpersonal muss dann arbeiten. Die können dann nicht einkaufen und haben entsprechend einen weiteren Arbeitstag oder irgendwann anders einen Ausgleichstag.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es kommt wahrscheinlich darauf an, wo man lebt. Bei unserem letzten Verkaufsoffenen Sonntag gab es gleichzeitig auch diverse Kunstaktionen, die für uns der Grund waren uns ins Getümmel zu werfen. Nach den Ausstellungen wollten wir in der Fußgängerzone noch irgendwo ein Eis essen und es war so voll, dass wir den Plan direkt wieder geändert haben. Die Geschäfte haben an dem Tag mit Sicherheit guten Umsatz gemacht.

Tatsache ist jedenfalls, dass der online Handel am Wochenende am meisten Umsatz macht und Deutschland mit seinem veralteten Ladenschlussgesetz einen erheblichen Standortnachteil für den stationären Handel darstellt. In anderen Ländern können die Geschäfte immer dann öffnen wenn sie Lust darauf haben und wenn es sich für sie lohnt.

Ich weiß aber nicht, ob es wirklich viel bringen würde wenn die Geschäfte ständig geöffnet haben. Viele Leute kaufen ja auch während der Ladenöffnungszeiten online ein. Ich glaube auf Dauer werden sich eher solche collect from store Modelle durchsetzen. Da bestellt man ja online und holt die Sachen dann im Geschäft ab und kann dort auch direkt bezahlen, anprobieren und zurückgeben.

Dieses Argument vom armen Personal, das ja dann arbeiten müsste, finde ich übrigens total albern, weil es genug Menschen gibt, die am Wochenende arbeiten und die von niemandem bemitleidet werden. Warum darf man am Sonntag Benzin verkaufen aber keine Lebensmittel zu normalen Preisen? Wenn man erwartet, dass ich bis Samstag Abend meine Lebensmittel für den Sonntag gekauft habe, kann man dann nicht auch erwarten, dass ich bis da hin mein Auto voll getankt bekomme?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Mit "irgendwann einen anderen Ausgleichstag haben" ist es aber zum Glück nicht getan. Den Angestellten steht noch ein Sonntagszuschlag zu, der steuerfrei ist. Für Angestellte mit Partnern und Kind(ern) ist so ein dauernder verkaufsoffener Sonntag ziemlich schlimm.

Die Kinder haben schulfrei, der Partner ist daheim, die Mama geht im Supermarkt schaffen. Bekommt sie irgendwann in der Woche einen freien Tag, sind Partner und Kinder in der Regel nicht daheim. Die Kinder haben schon sonst nicht viel von der Vollzeit arbeitenden Mama und müssen nun auch am Sonntag des öfteren auf sie verzichten.

Ist die Verkäuferin auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, kann es am Sonntag schon mal ganz schön eng werden. Auch werden sicher die Märkte teilweise täglich mit Frischwaren beliefert. Aber Sonntag gilt ja Fahrverbot für Lkw. Also gibt es hier jede Menge Ausnahmen, damit die Ware heran gekarrt werden kann.

Was das ganze mit Konkurrenzfähigkeit zu tun haben soll, wenn alle Supermärkte am Sonntag öffnen, und das würde ja geschehen, weiß ich allerdings nicht. Ich bin gehe zwar in Vollzeit arbeiten und habe noch dazu eine ziemlich lange Fahrzeit, bin aber trotzdem gegen die Ladenöffnung am Sonntag. Ausnahmen wie für Urlaubsorte, Spätverkauf etc. sind ok aber das war es dann aber auch schon.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Quasselfee hat geschrieben:Mit "irgendwann einen anderen Ausgleichstag haben" ist es aber zum Glück nicht getan. Den Angestellten steht noch ein Sonntagszuschlag zu, der steuerfrei ist. Für Angestellte mit Partnern und Kind(ern) ist so ein dauernder verkaufsoffener Sonntag ziemlich schlimm.

Die Kinder haben schulfrei, der Partner ist daheim, die Mama geht im Supermarkt schaffen. Bekommt sie irgendwann in der Woche einen freien Tag, sind Partner und Kinder in der Regel nicht daheim. Die Kinder haben schon sonst nicht viel von der Vollzeit arbeitenden Mama und müssen nun auch am Sonntag des öfteren auf sie verzichten.

Und was ist mit den anderen Berufsgruppen die auch normal am Sonntag arbeiten, Partner und Familie haben? Meinst du für diese ist das hier schöner und einfacher und besser? Jammern diese hier herum. Klar hätte ich auch damals gerne meine Wochenenden für mich gehabt und gerne den Rettungsdienst am Wochenende eingestellt, dass dann jeder zusehen kann wo er das her bekommt. Netdoktor hat auch am Sonntag offen, Notdienst der Apotheke gibt es auch, Taxis fahren auch so und die Klinik hat auch offen, warum dann also den Rettungswagen besetzen? Wäre die gleiche Argumentation die du hier an den Tag legst.

Wie ich auf Arbeit komme hat auch niemanden gejuckt, ob am Sonntag die Öffentlichen Verkehrsmittel nun anders gefahren sind oder nicht, ist immer noch das Problem von demjenigen der den Job macht. Oder sollte man darauf dann auch Rücksicht nehmen müssen als Arbeitgeber und die Mama spielen mit dem Taxi und jeden holen?

Auch das Fahrverbot vom Sonntag hinkt, nicht jeder Supermarkt und Laden wird jeden Tag frisch beliefert zudem man auch Ausnahmegenehmigungen bekommen kann. Frische und verderbliche Ware darf auch am Sonntag gefahren werden, sonst dürfte man nicht einen LKW auf der Autobahn sehen wenn man das glauben dürfte, dass niemand fahren darf. Sind Hosen und Blusen geladen, dann werden diese halt unter der Woche mehr angeliefert, wo ist da das Problem?

Warum der Sonntag bislang noch nicht offen ist ist ganz einfach. Das hat einfach nur etwas mit der Kirche zu tun die das als den heiligen Feiertag der Woche deklariert an dem man nicht arbeiten soll. Wie gesagt, es gibt genug Berufsgruppen und darunter auch Muttis die am Sonntag arbeiten und ihren Ausgleichstag dann irgendwann unter der Woche haben wenn die Kids in der Schule sind.

Weinen diese so herum und sagen, weil Sonntag ist geht das nicht oder werden berücksichtigt? Man muss einfach mal mit der Zeit gehen und viele Läden kämpfen schon um das überleben, was meinst du warum der Supermarkt inzwischen bis 22 Uhr offen hat und nicht wie noch vor 25 Jahren bis 18 Uhr und am Samstag bis 13 Uhr? Weil angepasst werden musste, auf die Bedürfnisse der Konsumenten, deren Lebenssituationen mit längeren Arbeitszeiten, und auch damit man Wettbewerbsfähig mit anderen Ländern blieb. So war es im Grenzgebiet ein einfaches noch am Samstag um 15 Uhr in den Supermarkt zu gehen wenn man mal eben rüber gefahren ist und hier alles schon zu hatte. Es wurde angepasst, weil nun mehr Menschen länger als 18 Uhr arbeiten, ihr Leben flexibler sein soll, Druck nehmen soll mit Arbeit zu Ende und in 10 Minuten macht der Supermarkt zu und solche Dinge.

Der Sonntag ist da auch nichts heiliges mehr, schon lange nicht und entsprechend wäre das nur eine weitere Anpassung an die aktuelle Gesellschaft, was einige eben nicht begreifen wollen das wir nicht mehr 1970 haben. Wohl auch weil man dann befürchtet, dass die ungläubigen wilden lieber im Einkaufszentrum hängen und shoppen anstatt zur heiligen Messe zu gehen und zu Kreuze zu kriechen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Bei uns in der Region finden auch durchaus verkaufsoffene Sonntage statt, aber ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal hingegangen bin. Meist reizt mich das eher nicht, da ich eben auch in der Woche einkaufen kann was ich brauche. Allerdings denke ich schon, dass die Konkurrenz durch den Onlinehandel schon sehr groß ist und sich die Geschäfte vor Ort da etwas einfallen lassen wollen. Aber ich bezweifle doch, dass da die verkaufsoffenen Sonntage viel bringen. Vielleicht ist das auch wirklich abhängig davon, wo man eben wohnt. In Großstädten findet ein verkaufsoffener Sonntag vielleicht mehr Zulauf.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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