Alle gefundenen Tiere unbedingt aufpäppeln müssen?

vom 24.07.2017, 06:04 Uhr

Eine Bekannte von mir hat ein gutes Herz und ist sehr tierlieb. Sie hat vor kurzem in der Stadt eine kleine Maus gefunden, die sich nicht verscheuchen ließ und die sehr schwach wirkte. Sie wollte das Tier dann direkt aufnehmen und aufpäppeln, weil man es ja nicht praktisch sterben lassen könnte.

Sie fragte also bei Facebook in unserer Stadt-Gruppe nach, was man denn da tun könnte und wie man der Maus helfen könnte, an wen man sich in solchen Fällen wenden müsste. Sie hatte auch versucht, das Mäuschen zu füttern, allerdings nur mit bedingtem Erfolg. Daraufhin hat sie ziemlich heftige Kritik geerntet, weil viele Menschen wohl der Meinung waren, dass Mäuse eben Schädlinge sind und dass man diese eben sterben lassen sollte statt sie aufzupäppeln. Denn Mäuse wären in dieser Stadt eine Plage und Plagen müsste man eben beseitigen.

Ziemlich radikale Worte, aber ich kann beide Seiten ehrlich gesagt verstehen. Wie seht ihr das? Seid ihr der Ansicht, dass man jedes Tier aufpäppeln muss, was man da findet? Oder würdet ihr das gerade bei Schädlingen niemals tun? Mäuse übertragen ja auch Krankheiten soweit ich weiß. Spielt dieser Faktor in euren Augen eine Rolle?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Plage hin oder her, ich würde das Vieh schon allein wegen den Krankheitserregern nicht anfassen. In der freien Natur gibt es auch keine Tierpolizei. Da ist ein Tier eben seinem Schicksal erlegen und bei Krankheit bringenden Tieren würde ich das auch sein lassen.

» cherrypie » Beiträge: 567 » Talkpoints: 30,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Es ist sicherlich gut gemeint, aber man kann einfach nicht jedes Tier retten. Manche sind einfach zu krank und es wäre besser sie eher zu erlösen. Es ist sicherlich schwer da zu unterscheiden, welche Tiere man noch päppeln kann und welche nicht. Wenn hier jede Maus einsammeln würde, die irgendwie schlapp oder krank wirkt, hätte ich wahrlich viel zu tun.

Diese holen sich dann eben Raubvögel oder andere Tiere, die fressen müssen. Ich würde das Mäuschen dann vielleicht unter ein Gebüsch setzen, wo es etwas geschützter ist und nicht gleich von Feinden entdeckt wird. Vielleicht erholt es sich ja nochmal. So handhabe ich das auch mit Vögeln, die gegen eine Scheibe geflogen sind oder ähnliches. Es muss sicherlich jeder selbst wissen, welches Tier er versucht zu retten oder auch nicht. Da gibt es sicherlich keine Tierarten, bei denen man klar sagt, dass es sich nicht lohnt oder man es auf jeden Fall versuchen sollte. Das denke ich auch bei einer Maus.

An Krankheiten und Ungeziefer sollte man da natürlich auch denken. Oftmals haben Tiere eben Flöhe oder Zecken. Auch könnte ein schwaches Tier trotzdem mal zubeißen und so Bakterien übertragen. Leider kann man eben nicht alle Tiere retten. Es würde ja auch kaum jemand einen Käfer oder eine Ameise mit nach Hause nehmen und aufpäppeln. Ein bisschen muss man sicher auch der Natur ihren Lauf lassen. Bei Eichhörnchen oder Kaninchen und ähnlichen kann ich noch verstehen, dass man sie zum Tierarzt bringt. Selbst wenn man das Tier dann nur noch einschläfern kann, erspart man ihm ja dennoch einen längeren Leidensweg.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich tue mir mit der Bezeichnung "Schädling" für irgendeine armselige Kreatur, die nur das macht, was ihr die Natur vorgibt, schon schwer. Wenn man nur die Viecher am Leben lassen würde, die dem Menschen aktiv nutzen oder zumindest neutral gegenüberstehen, würde unsere Umwelt noch viel kaputter und erbärmlicher zugerichtet dastehen, als sie es ohnehin schon tut. Es gibt zwar Tiere, die ich mehr mag als andere, aber "geschadet" im engeren Sinne hat mir noch keine Maus oder irgendein anderes mickriges Tierchen, sondern schon eher Menschen.

Ich bin also nicht der Meinung, dass man Tiere in "schädlich" und "nützlich" aufteilen sollte und entsprechend entweder aufpäppeln oder elendiglich verrecken lassen sollte. Andererseits bin ich aber auch vom Land, und weiß, dass die Natur an sich grausam ist. Mäuse zum Beispiel haben in der Natur praktisch nur Feinde und leben vielleicht ein paar Monate, bis sie von irgendeinem Raubtier gefressen werden. Außerdem haben die meisten Wildtiere eine Heidenangst vor Menschen und ich selber möchte wirklich nicht miterleben, wie so eine bedauernswerte verletzte oder kranke Kreatur ihre letzte Zeit in heller, nackter Todesangst zubringen muss, nur weil ich mir einbilde, ein Tier, für das ich das Böse selbst bin, in einen Karton zu stecken, und zum Tierarzt zu bringen.

Gerade bei fragilen Tierchen wie Mäusen erscheint mir so ein Vorgehen grausamer, wie wenn ich der Natur ihren Lauf lasse. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Tier wieder "aufpäppeln" lässt, dem es bereits so schlecht geht, dass es nicht einmal mehr die Flucht ergreifen kann, ist in meinen Augen sowieso mehr als gering. Und so ein Tier quasi vor lauter gutem Willen zu Tode zu foltern, nur damit ich als potenzieller Tierretter dastehe, sehe ich nicht als humanen Akt an. Ich habe zum Beispiel auch schon benommene Vögel gefunden, die gegen eine Scheibe geflogen sind. Diese habe ich irgendwo ins Gebüsch gesetzt, damit sie zumindest nicht in der prallen Sonne sterben müssen und sich vielleicht sogar wieder erholen können, bevor die Katze kommt. Aber so ein halbtotes Tier zum Tierarzt zu schleppen oder sogar selbst zu verarzten, kommt mir eher unnötig grausam vor.

» Gerbera » Beiträge: 11336 » Talkpoints: 53,95 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich muss auch sagen, dass ich Mäuse schon ganz niedlich finde, aber trotzdem würde ich in so einem Fall nicht auf den Gedanken kommen, das Tier aufzupäppeln. Mir geht es dann auch so, dass ich es noch nicht einmal anfassen möchte. Ich weiß doch einfach nicht, an welcher Krankheit das Tier vielleicht leidet und möchte dann einfach nichts riskieren. So lasse ich dann der Natur ihren Lauf, auch wenn es mir schon leid tut.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Das gute Herz mag auch teilweise berufsbedingt sein. Meine Schwägerin und eine Arbeitskollegin von ihr sind Tierpflegerinnen. Beide nehmen auch ab und zu mal Tiere von der Arbeit mit nach Hause, wenn sie am Wochenende gepflegt werden müssen.

Die Kollegin hat auch schon Rehe, Eichhörnchen und andere Kleintiere aus der freien Wildbahn aufgepäppelt. Sie hat dafür zu Hause extra einige Gehege. Das passiert also nicht nur einfach so, sondern ist eine Einstellung von ihr. Von daher kann ich es schon verstehen, dass man verletzte Tiere aufnimmt und versucht sie wieder aufzupäppeln.

Diese Einstellung hat aber noch lange nicht jeder und so kann ich die Kritik natürlich auch verstehen. Vor allem, wenn es um Tiere geht, die eher als Plagegeister angesehen werden. Ich würde mich auch eher weniger um eine Taube kümmern, wenn sie vor mir liegt. Die sitzen bei uns auf dem Hausdach und scheißen uns auf Gutdeutsch gesagt Terrasse und Hauseingang zu. Da habe ich auch nicht unbedingt Lust zu.

Ich weiß zwar nicht, was für Worte gewählt wurden in der Facebook-Gruppe, aber man sollte auch hier die Kirche im Dorf lassen und nicht allzu harsch reagieren. Auch wenn man der komplett gegenteiligen Meinung sein mag und die Tiere am liebsten nicht mehr sehen wollen würde.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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