Sich wegen Organtransplantation als Mörder fühlen?

vom 27.06.2017, 05:47 Uhr

Eine Bekannte von mir hatte eine Herztransplantation als Teenager. Sie kommt sehr gut zurecht und macht da auch kein Geheimnis draus. Nun meinte eine andere Bekannte, dass sie niemals ein Organ annehmen könnte, wenn sie denn eine Transplantation benötigen würde. Sie würde sich dann eher als Mörderin fühlen, wenn der andere sterben musste, damit man selbst überleben kann.

Ich kann diese Argumentation nicht wirklich nachvollziehen, aber die zweite Bekannte war auch nie auf eine Transplantation in dem Sinne angewiesen. Sie musste nicht mal längere Zeit ins Krankenhaus. Daher finde ich das schon übertrieben. Es ist ja nicht so, dass man einem anderen Menschen die Pistole an den Kopf hält und die Person eben zwingt, zu sterben und ein Organ zu spenden. Sollten sich Transplantationspatienten tatsächlich wegen Mordes schuldig fühlen oder gibt es da keinen Grund dazu? Für mich schafft man sich mit so einer Denkweise nur Probleme, die mit der Realität nichts zu tun haben.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Natürlich ist es nicht schön, wenn man weiß, dass die Person dessen Herz man in sich hat sterben musste, damit man selber weiterleben kann. Die Person war aber nicht mehr lebensfähig und deswegen ist man kein Mörder. Man sollte der Person dankbar sein, ihr Ende anerkennen, aber ich glaube, dass das einfach schwer fällt und man das als nicht betroffener Mensch nicht immer nachvollziehen kann, wie man sich fühlt, wenn man ein Organ erhalten hat. Natürlich ist man kein Mörder, weil man keinen gezwungen hat und niemanden getötet hat.

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» Ramones » Beiträge: 47758 » Talkpoints: 8,52 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Als Mörder muss man sich höchstens dann fühlen, wenn man den Spender absichtlich in die Situation gebracht hat, dass er nicht mehr lebensfähig ist, um dessen Organ zu bekommen. Ansonsten passt der Begriff ja nun wirklich nicht, schließlich wird nicht bei einem Kranken geschaut, wie fit er körperlich und geistig ist und dann die Liste möglicher Spender abgegangen, bis man jemanden findet, den man weniger gern in der Welt behalten will.

Dass man sich irgendwie seltsam fühlt, kann ich dagegen verstehen. Genau nachvollziehen vielleicht nicht, schließlich war ich nie in so einer Situation, aber ich käme mir eventuell auch seltsam vor, wenn ich die Organe einer anderen Person im Körper hätte.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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