Gewalt besser als Fantasy?

vom 06.04.2017, 14:18 Uhr

Gerade heutzutage gibt es immer mehr Spiele, die nicht nur von der Grafik her sehr realistisch sind, sondern teilweise auch auf wahren Begebenheiten oder geschichtlichen Ereignissen beruhen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Spiele, die völlig frei erfunden sind und in denen man vielleicht gerade keinen Menschen, sondern ein Tier oder eine Fantasyfigur spielt.

Ich persönlich spiele lieber Fantasy-Spiele, aber auch realistische Spiele, solange sie nicht auf Krieg, Mord und Totschlag basieren. Ein Kumpel von mir hatte letztens ein merkwürdiges Erlebnis: Normalerweise wird es von seiner Mutter Zuhause nicht gerne gesehen, wenn sein kleiner Bruder Spiele wie Wulfenstein oder Fallout spielt, weil er auch noch keine achtzehn ist und sie sonst sagte, sie fände diese Spiele nicht gut.

Mein Kumpel erzählte mir, dass er neulich daneben saß, als sein Bruder wieder einmal eines dieser Spiele spielte, obwohl die auch eine Menge weniger gewaltsame Spiele für dessen Altersklasse haben, und dann klingelte das Telefon. Er sagte mir, dass es zunächst niemanden gestört hatte, dass er daneben saß und telefonierte, aber als im Spiel dann eine Filmsequenz kam, wurde er plötzlich von allen Seiten mit Beschimpfungen bombardiert, obwohl seine Brüder sonst gewohnheitsmäßig einfach alle Texte und Filme weg klickten, um bloß weiter zu spielen.

Als dann sogar seine Mutter sagte er würde nerven, obwohl sie sonst doch dagegen war, dass diese Spiele überhaupt gespielt wurden, ist er sauer geworden und hat sie wohl angeschrien, dass das Spiel doch ohnehin nur "hirnloser" Mist wäre und sein Bruder es doch eh nicht spielen solle.

Daraufhin hat seine Mutter doch tatsächlich gesagt, sie fände das Spiel, dass er immer spielen würde (er zockt mit mir zusammen immer Garden Warfare 2, also ein "Kinderspiel" bei dem kein Blut spritzt, kein "richtiges" Rumgeballere statt findet und vor allem keine Menschen sterben) viel "beschissener".

Ich frage mich, wie man als Mutter so einen Schwachsinn von ich geben kann. Erst kritisieren, dass der kleine Sohn diese gewaltsamen Spiele nicht spielen soll, aber wenn es dann darum geht, die Videos in dem Spiel zu sehen, soll der älteste Sohn die Klappe halten und sein "Kinderspiel" sei schlechter?!

Was sagt ihr dazu? Was meint ihr, hätte mein Kumpel dazu sagen sollen? Könnt ihr verstehen, wie man so schnell seine "Meinung" ändern kann?

» Plaudertasche² » Beiträge: 29 » Talkpoints: 19,18 »



Zum Einen finde ich es schon fragwürdig, dass die Mutter das Spielen überhaupt erlaubt. Damit fängt das ja schon an, das eigentliche Problem. Und dabei finde ich es völlig egal, ob das Spiel auf realen Tatsachen beruht oder auf einer Fantasy Geschichte. Wenn zu viel Gewalt enthalten ist, sollte man solche Spiele besser nicht zu jung spielen. Und gerade das von dir schon genannte Fallout ist ja eigentlich auch ein Fantasy Spiel, weil es in den fiktiven USA spielt die wohl in den 50er Jahren durch einen nuklearen Krieg zerstört wurden. Die Handlung ist ja durchaus auf einer fiktiven Grundlage basiert, die zwar durchaus so hätte passieren können, aber doch unrealistisch ist. Das zeigt schon, dass die Grenzen zwischen real und fantastisch hier stark verschwimmen und das nur schwer ein Kriterium ist, um da gute und böse Spiele zu trennen.

Ich sehe hier eher noch einen Unterschied zwischen den Spielen, welchen Anteil Gewalt am Spielprinzip hat. Wenn die Handlung ansonsten noch ganz viele Quests anbietet, aber man ab und an gegen Monster oder ähnliches kämpfen muss, finde ich das vertretbarer, dass man Jugendliche das vielleicht auch eine Weile vor dem jeweiligen Geburtstag schon spielen lässt. Wenn die Handlung aber fast nur darauf basiert, dass man reflexhaft Gegner abknallt und ansonsten wenig Hirn gefragt ist, finde ich solche Spiel für Jugendliche unnötig. Meinen Kindern würde ich Wolfenstein nicht in die Hand drücken, bevor sie erwachsen sind.

Ich glaube zwar nicht, dass man zwangsläufig und automatisch vom Spielen von Ego Shootern wie diesem zum Gewalttäter oder Amokläufer wird, aber es trainiert schon deutlich seltsames Verhalten. Das eigentlich spielerische geht bei solcherart Spielen schon sehr verloren.

Warum die Mutter nun wollte, dass man still ist, weiß ich nicht. Vielleicht hat sie ja das erste Mal bewusst erlebt, welche Dialoge in dem Spiel so ablaufen, wenn die Jungen die Dialoge sonst abschalten und war schlicht und einfach nur schockiert darüber und wollte sie nicht hören, weil sie sie unterhaltsam und gut fand, sondern weil sie sich einen Meinung bilden wollte und das Telefonat dabei gestört hat, die Sprache aus dem Lautsprecher zu verstehen? Das könnte ich schon verstehen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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