Wie steht ihr Beratungen von Minderjährigen gegenüber?
Im Thread Einem Minderjährigen Aktien zum Geburtstag schenken? hatte ich bereits geschrieben, dass ich sehr wohl davon ausgehe, dass man mit seinem minderjährigem Kind auch eine Aktienberatung in Anspruch nehmen kann. Und auch in vielen anderen Bereichen werden Kinder und Jugendliche ja durchaus als Kunden wahrgenommen.
So kenne ich durchaus auch Piercer und Tätowierer, die auch Minderjährige beraten, obwohl dort oft klar ist, dass diese frühestens in ein paar Jahren als Kunden in Frage kommen würden. In anderen Branchen sieht es anders aus und oftmals haben die minderjährigen Kunden die Kreditkarte ihrer Eltern (und die entsprechenden Erwachsenen dazu) in greifbarer Nähe.
Wobei ich es auch schon erlebt habe, dass Minderjährige sich erstmal selbst informieren. Mir selbst viel es in meiner Verkäuferausbildung jedoch bei den ersten jugendlichen Kunden schwer mit ihnen umzugehen. Ähnliches habe ich auch schon bei anderen Verkäufern erlebt, wobei ich mittlerweile kein Problem mehr mit Kinder und Jugendlichen habe und es eher erschreckend finde, dass manches Verkaufspersonal scheinbar nicht mit ihnen umgehen kann.
Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Kleinsten oft sehr wissbegierig sind und Fragen stellen, die man von Erwachsenen so nie zu hören bekommt. Jugendliche haben oft schon sehr genaue Vorstellungen von dem, was sie haben wollen und kennen sich oft auch sehr gut damit aus. Dadurch mag so mancher Verkäufer ins Schwitzen geraten. Vor allen Dingen in Branchen in denen man eher Erwachsene als Kunden erwartet. Doch mit dem richtigem Fachwissen sollte es eigentlich auch kein Problem sein, Kindern und Jugendlichen die jeweiligen Produkte Altersgerecht zu erklären.
Insgesamt finde ich es sehr gut, wenn Kinder und Jugendliche sich für Dinge interessieren, die über Computerspiele, Handys, Fernsehen, Spielsachen und Haustiere hinaus gehen. Wenn sie dadurch durch Vereine und ähnliches Wissen erwerben, dass über jenes ihrer Eltern hinaus geht, warum sollte man dann nicht auch Minderjährige in die Beratung mit einbeziehen? Ob das Kind dann nun einen Rasenmäher, ein Segelboot, Vogelspinnen, einen Sattel, Golfschläger, Krawatten, Aktien oder eine Melkmaschine kaufen möchte, macht für mich keinen Unterschied. Oder meint ihr, dass man Kindern und Jugendlichen gewisse Beratungen vorenthalten sollte?
Ich denke nicht, dass man einem Minderjährigen eine Beratung verweigern sollte. Ich kann es schon verstehen, dass sich ein Verkäufer in einem Fall, bei dem es anscheinend offensichtlich zu sein scheint, dass der Jugendliche, der vor einem steht, die Ware wohl nicht kaufen wird beziehungsweise der Verkäufer vermutet, dass der Jugendliche die Ware, über die er sich informiert, nicht bezahlen kann, wenig Mühe beim Verkaufsgespräch gibt und sich dann vielleicht auch schnell einem anderen, mehr versprechenden Kunden zuwendet.
Allerdings trügt der Schein ja auch oft und so manch ein Jugendlicher kauft sich Dinge, die man einem Jugendlichen wohl eher weniger zugetraut hat. Ich habe dazu auch schon gehört und musste erfahren, dass manche Verkäufer ihre Minderjährigen Kunden nicht immer so ganz ernst nehmen. Im Nachhinein kann ich dies ganz gut nachvollziehen, in dem Moment fand ich es aber ehrlich gesagt ziemlich unverschämt, denn ich war durchaus Kaufwillig und wollte ein ernsthaftes Gespräch mit jemand kompetenten führen.
Meiner Meinung nach sollte man jeden Minderjährigen bei allen Anliegen genau so gut beraten, wie einen Volljährigen Kunden. Außer dann, wenn es sich um eine Dienstleistung handelt oder um einen Gegenstand, der für die Jugend nicht freigegeben ist (gewisse Filme, Spiele, Musiktitel zum Beispiel).
Es ist ja nicht so, dass sich die Fähigkeit zum kritischen Denken erst am 18. Geburtstag um Mitternacht freischaltet. Außerdem verfügen Kinder und Jugendliche über eine beträchtliche Kaufkraft und stellen oft willige Konsumenten und Teilnehmer am Kapitalismus dar. Unternehmen und Mitarbeiter wären, ehrlich gesagt, schön blöd, dieses Potenzial ungenutzt zu übergehen, weil sie aus irgendwelchen Gründen Schwierigkeiten mit jungen Leuten haben.
Hätte ich also beispielsweise ein Tattoo-Studio, würde ich mich natürlich ehern an die Buchstaben des Gesetzes halten und auch nicht gerade meine Zeit mit wissbegierigen Sechsjährigen verschwenden, die es sich noch 10 Jahre überlegen können. Aber wenn jemand schon 16 ist und erkennbar ernsthaft an die Sache herangeht, würde ich ihn nicht herablassend mit den Worten abfertigen, er möge doch bitte in zwei Jahren wiederkommen, sondern schon mal ein Beratungsgespräch ansetzen. Der geht sonst nämlich unter Garantie zur Konkurrenz und lässt dort sein Erspartes!
Ähnlich würde ich es mit anderen Produkten oder Dienstleistungen halten wie z.B. dem berühmten 1. Auto. Vielleicht erinnert sich ja selbst der Zwölfjährige an die nette Mitarbeiterin im Autohaus, die all seine Fragen beantworten konnte? Fünf Jahre sind nicht so wahnsinnig lange hin.
Und nicht umsonst versucht man ja heutzutage auch beispielsweise, schon Grundschüler für bestimmte Berufe zu begeistern und ihr Interesse zu wecken in der Hoffnung, dass später einmal Fachkräfte aus ihnen werden. Wieso sollte man es dann bei Verkaufsgesprächen anders halten?
Wenn sich der Jugendliche dafür interessiert und auch dementsprechend geistig drauf ist, finde ich dass da nichts dagegen spricht ihn auch zu einer Beratung gemeinsam zu gehen. Es kann ja auch nicht schaden so einen Termin gemeinsam wahrzunehmen. Immerhin ist es ja auch für den Jugendlichen wichtig, auch wenn es nicht sofort akut wichtig ist.
Ich denke schon, dass es Beratungen gibt die für ein Kind noch gar nicht greifbar und Begreifbar sind. Wie soll ein Kind mit Aktien etwas anfangen können, wenn es sich dafür noch nicht interessiert hat, keine Grundlagen kennt und noch nicht begreift was das für Verpflichtungen sind? Da kann man auch abwarten, wenn das Interesse vorhanden ist und das erste eigene Geld verdient wurde was investiert werden soll anstatt so etwas einfach zu verschenken. Damit bringt man keinem Kind bei, wie es ist mit Geld umzugehen wenn man alles in den Hintern steckt und sich im Anschluss wie von Zauberhand alles vermehrt auf dem Konto.
Man kann den Kauf einer Krawatte auch nicht mit Aktiengeschäften vergleichen. Eine Krawatte die gekauft wird ist eine einmalige Sache und nichts besonderes. Man geht damit keine dauerhaften Verpflichtungen ein, es sei denn, man zahlt diese auf Raten und nicht am Stück bar direkt im Geschäft. Bei Aktien sieht das ein wenig anders aus, da schafft man eine zusätzliche Arbeit hinten dran die das Kind irgendwann übernehmen muss. Egal ob es das möchte oder nicht, wenn das angeschafft und abgeschlossen worden ist. Besteht kein Interesse daran, dann ist das einfach nur eine weitere Belastung die ein Erwachsener sich ausgedacht hat für das Kind.
Beratung ist schön und gut, aber es muss einfach auf das Alter, die Situation und die geistige Reife angepasst sein. Ich brauche kein 3 jähriges Kind zum Anlageberater schleppen und meinen, dass das Kind mit 18 Jahren das noch weiß. Oder im Kindergarten ins Berufsbildungszentrum damit es sich einen Job aussucht anstatt seine Träume noch zu jagen mit Feuerwehrmann und Polizist. Dass kann man mit einem Kind machen das 14 Jahre alt ist und sich bald Entscheiden muss, aber ein 3 jähriges Kind hat noch ewig viel Zeit bis dahin.
Eine Beratung ist legitim. Der Berater oder Verkäufer sollte eben wissen, wie alt die Person ist, die vor ihm sitzt. Denn sonst investiert er sehr wahrscheinlich Arbeitszeit in einen Kunden, der noch nicht voll geschäftsfähig ist. Das sollte dann wohl jeder selber wissen. Und bei Piercern etc. handelt es sich grundsätzlich erstmal um Körperverletzung bis die Dienstleistung durch einen Erziehungsberechtigten bestätigt wurde. Ist also auch nicht so frei von Risiken.
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