Wann ein ganz anderes Leben kennen lernen können?
Es kann ja immer mal sein, dass man sein Leben aus irgendwelchen Gründen nicht mehr so weiterleben kann oder will, wie man es bisher gemacht hat. Wenn man beispielsweise plötzlich reich wird, kann es sein, dass sich vieles ändert, genauso, wenn man plötzlich arbeitslos wird. In diesem Zusammenhang hört man oft, dass Personen dann von sich sagen, sie würden nun ein völlig neues Leben kennen lernen.
Ich würde nicht sagen, dass ich bisher ein völlig neues Leben kennen gelernt habe. Natürlich hat sich mit der Zeit vieles geändert und ich habe auch viele neue Sichtweisen, Kulturen und Wohnorte kennen gelernt, aber dass ich ein neues Leben kennen gelernt habe, würde ich dennoch nicht unbedingt sagen. Habt ihr schon einmal ein völlig neues Leben kennen lernen können? Wie würdet ihr das überhaupt definieren?
Mir erschließt sich nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll. Selbst wenn ich plötzlich reich oder arm sein sollte, lebe ich doch immer noch mein Leben. Nach meiner Auffassung und Definition lebt man erst dann ein ganz anderes Leben, wenn man durch Reinkarnation (falls es sie geben sollte) dazu gezwungen ist oder wenn man im Zeugenschutzprogramm ist und aus diesem Grund eine andere Identität und Biographie annehmen muss. Abgesehen davon bleibt man doch immer man selbst und würde auch immer das eigene Leben leben, egal welche Arbeit man hat und wie viel Geld auf dem Konto liegt.
Ich bin auch der Meinung, dass man schon sehr radikale Schritte vornehmen muss, um ein "ganz anderes Leben" (wie auch immer man das definiert), kennenlernen zu können. Auch wenn Aspekte wie Job, Beziehung oder sogar die Gesundheit wichtige Aspekte der eigenen Persönlichkeit darstellen, so würde ich beileibe nicht von einem "anderen Leben" sprechen, wenn ich etwa die Branche wechseln oder aus gesundheitlichen Gründen meinen Beruf aufgeben müsste. Selbst wenn ich ganz gegen meine bisherigen Präferenzen eine Frau heiraten würde, wäre dies in meinen Augen noch kein "ganz anderes Leben", weil ich immer noch ich selber wäre, und ich sehe auch kaum eine Möglichkeit, daran wirklich etwas zu ändern.
Auch wenn man auswandert, nimmt man sich ja selber mit all seinen Macken, Stärken und Schwächen mit und lebt sein eigenes Leben weiter, nur unter veränderten Voraussetzungen. In meinen Augen müsste man sich hier schon ein ganz besonders naturbelassenes Naturvolk suchen, die nötigen Tests bestehen, um in deren Mitte aufgenommen zu werden, und den Rest seiner Tage bis auf einen Gürtel unbekleidet, ohne Zugang zu Strom, Trinkwasser im engeren Sinne, Literatur oder medizinischer Versorgung zubringen und folgerichtig mit 50 an einem Zahnabszess sterben, damit man von einem ganz anderen Leben sprechen kann. Ein Jahr Au Pair oder ein Zweitstudium kratzen hier nicht mal an der Oberfläche.
Ich bin da etwas gespalten. Einerseits finde ich auch das mich nur ein einschneidendes Erlebnis bzw. eine schon sehr "krasse" Veränderung zu einem neuen Leben bzw. das Empfinden als solches bewegen kann. Dazu reicht mir Reichtum oder Arbeitslosigkeit nicht. Weil ich in diesem beiden Fällen ja mein Leben in der Regel genauso weiter führe, nur das ich mir dann entweder weniger oder mehr Sorgen ums Geld machen muss.
Andererseits kann zum Beispiel eine schlimme Krankheit das Leben durchaus verändern. Es mag sein das sich das Leben an sich (Arbeit, Freunde, Wohnung etc.) nicht ändert, aber die eigene Sichtweise auf das Leben. Viele Leben dann bewusster und nehmen somit ihr Leben anders wahr als vorher. Und das kann sich dann schon mal wie ein komplett neues Leben anfühlen.
Ein Teil vom Leben nimmt man auf jeden Fall bei jedem "Cut" immer mit. Seien es Freunde oder Teile der Familie. Das merkt man, wenn man sich beispielsweise scheiden lässt. Sicher habe ich nach meiner ersten Scheidung ein anderes Leben gehabt. Es war ruhiger, aber dennoch stressig, weil ich plötzlich mit 2 kleinen Kindern alleine war. Man musste sich aber über den Mann keine Gedanken mehr machen.
Nach meiner zweiten Scheidung habe ich auch wieder das Leben aufgekrempelt. Aber man nimmt dennoch wieder was mit und sei es die Erfahrung und auch dass man sich nie wieder von einem Mann schlagen lässt und man eben keine diesbezüglichen Ängste mehr haben muss.
Als ich dann wieder geheiratet habe vor knapp 16 Jahren, hat sich mein Leben völlig verändert, weil ich meine alte Heimat verlassen habe und einen Neuanfang gewagt habe. Aber natürlich mit meinen Kindern. Also hat man auch da wieder ein Teil ins neue Leben mit genommen. Aber dennoch war vieles neu und man kann schon sagen, dass man das Leben neu sortiert hat und neu angefangen hat.
Ein völlig neues Leben kann man nur führen, wenn man beispielsweise in einem Zeugenschutzprogramm ist und eine neue Identität bekommt. Aber auch da ist es fraglich, ob man in Gedanken das alte Leben nicht doch ein Stück weit mit nimmt.
Ich denke nicht, dass man überhaupt ein komplett anderes Leben haben kann auch nicht im Zeugenschutzprogramm. Solange man seine Erinnerungen an vorher noch hat, seine Stärken, Schwächen und Charakterzüge werden diese immer wieder zum tragen kommen. Ob ich nun Max Müller aus A Stadt bin oder Zeppelin Zeuge aus X Stadt, so bleibt es doch ein Stück weit das gleiche. Auch wenn sich meine Biografie dahinter verändert die mir jemand ans Bein bindet und andichtet. Dennoch mag ich weiterhin Spiegelei zum Frühstück und nicht weil ich Zeuge bin, fange ich nun an Fisch zu essen und zu lieben von heute auf morgen.
Ich habe schon einiges mitgemacht, arbeitslos, krank, mehr Geld auf dem Konto, Beziehungen usw. ich würde es nicht und niemals als ein neues Leben nennen, auch wenn hinterher Veränderungen und Wandlungen stattgefunden haben. Diese haben stattgefunden in dem Wissen was vorher gelaufen ist und man das nun ändern muss. Ohne das Wissen hätte diese Änderung aber nicht stattgefunden und es wäre auch weiterhin so gelaufen und manches hat sich auch mit dem Wissen nicht geändert und ist gleich geblieben, weil ich kein Interesse hatte daran etwas zu ändern. Daran würde meiner Meinung nach auch nichts ändern, wenn ich mich nun dem von Gerbera beschriebenen Naturvolk anschließe da ich meine Macken dennoch mitnehme und ich auch ich bleibe.
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